Frühere Miss Türkei wegen Erdogan-Satire verurteilt

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Auch Schönheitsköniginnen werden bestraft. Die frühere „Miss Türkei“ Merve Büyüksarac ist wegen eines Satire-Gedichts auf den türkischen Präsident Erdogan zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Die frühere „Miss Türkei“ Merve Büyüksarac ist wegen eines Satire-Gedichts auf den türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Sollte sie sich nicht bessern, muss sie ins Gefängnis.

Sie habe mit dem Gedicht einen „öffentlichen Beamten“ beleidigt, zitiert die Welt eine erstinstanzliche Entscheidung des Istanbuler Gerichts vom Dienstag. Merve Büyüksarac hatte die Satire bereits im Jahr 2014 veröffentlicht, zwei Wochen vor Erdogans Vereidigung als Staatspräsident.

Daher konnte der Paragraf für Präsidenten-Beleidigungen nicht gegen sie angewandt werden. Wenn sie jedoch erneut straffällig wird, muss sie ins Gefängnis. Die 27-Jährige arbeitet heute weniger als Model, denn als Designerin und Autorin.

Merve Büyüksarac vorübergehend in Haft

Das von ihr gepostete Gedicht mit dem Titel „Ustanin Siiri“ (Das Gedicht des Meisters) stammt aus der Satirezeitschrift „Uykusuz“ (Schlaflos). Es behandelt Korruptionsvorwürfe gegen Erdogans Umfeld vom Dezember 2013. Unter Verdacht geriet damals auch dessen Sohn Bilal, der in dem Gedicht namentlich erwähnt wird.

Merve Büyüksarac wurde vor zehn Jahren zur „Miss Türkei 2006“ gewählt. Das satirische Gedicht teilte sie 2014 auf ihrem Instagram-Profil. Daraufhin wurde sie unter dem Vorwurf, den damaligen Ministerpräsidenten Erdogan beleidigt zu haben, vorübergehend festgenommen. In dem Gedicht heißt es unter anderem:

„Ich klaue seit 11 Jahren, ich werde weiter klauen. Welcher Verrückte könnte mich anklagen? (…) Ich zertrample das Recht, ich überwinde es. Ich bin bei jeder Ausschreibung dabei, kassiere meinen Anteil, lebe gut. Haben sich zu Hause ein paar Millionen angehäuft, schicke ich meinen Sohn Bilal, der sie beseitigt.“

2.000 Klagen gegen Erdogan-Satiriker

Eine Beleidigung des Präsidenten kann in der Türkei mit bis zu vier Jahren Haft bestraft werden. Seit Erdogan im Jahr 2014 Staatspräsident wurde, sind fast 2.000 Klagen wegen Präsidenten-Beleidigung angestrengt worden. Zuvor war der Gesetzesparagraf nur selten angewandt worden.

Büyüksarac hatte das Gedicht, das abgewandelte Zitate der türkischen Nationalhymne enthält, bereits vor ihrer Festnahme wieder gelöscht. Sie verteidigte sich vor Gericht mit dem Hinweis, dass das „Gedicht des Meisters“ fast eine Million Mal in sozialen Netzwerken verbreitet wurde. Erdogans Anwalt sagte, dass das Gedicht den Präsidenten persönlich beleidige.

Der türkische Präsident wird von seinen Anhängern als „Großer Meister“ verehrt. Londons früherer Bürgermeister Boris Johnson hingegen nennt Erdogan in einem Schmähgedicht den „begnadeten Wichser aus Ankara“.

In Deutschland geht der türkische Präsident gerade juristisch gegen den ZDF-Satiriker Jan Böhmermann vor – wegen dieses Gedichts.

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  1. Aber leider hat der ,wie Merkel Helfershelfer die sich vor ihm stellen und viele finden das in Ordnung so wie hier!!!stündlich werden wir von der eigenen Regierung provoziert und es passiert einfach nix !

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