Evangelische Kirche will Bekehrung von Juden verbieten

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Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will ihren Anhängern die Bekehrung von Juden zum Glauben an Jesus verbieten. Christen seien „nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen“.

Martin Luther Bekehrung von Juden
Die EKD wendet sich gegen ein Judenbild nach dem Vorbild Martin Luthers und gegen eine Bekehrung von Juden.

Im vergangenen Jahr hatte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland eine einfache Forderung an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gestellt. Josef Schuster sagte: „Jeder Form von Judenmission soll eine klare Absage erteilt werden.“ Christen sollten also künftig nicht mehr versuchen, Juden davon zu überzeugen, dass Jesus der Messias ist.

Nun will die EKD-Synode in Magdeburg die Absage an die Judenmission beschließen. Doch dabei geraten die Protestanten in Konflikt mit ihrem eigenen Glauben. Die Evangelische Kirche will einen offenen Streit über das Thema Judenmission vermeiden. Im Beschlussentwurf, über den die Kirchenparlamentarier am Sonntagabend diskutierten, heißt es:

„Christen sind – ungeachtet ihrer Sendung in die Welt – nicht berufen, Israel den Weg zu Gott und seinem Heil zu weisen. Ein christliches Glaubenszeugnis, das darauf zielt, Juden zum Glauben an Jesus als Christus zu bekehren, widerspricht dem Bekenntnis zur Treue Gottes und der Erwählung Israels.“

EKD will die Bekehrung von Juden verbieten

Die Kirche will nicht in das alte Überlegenheitsgefühl gegenüber den Juden nach dem Vorbild Martin Luthers zurückfallen. Nach Ansicht von Synoden-Präses Irmgard Schwaetzer müssen die Protestanten gemäß der Bibel klarmachen, dass Gottes Bund mit den Juden durch Jesus nicht aufgehoben wurde, sondern „Israels Erwählung und Berufung unwiderruflich“ sind.

Gleichzeitig dürfen die Christen aber ihren von Jesus erhaltenen Missionsauftrag nicht aufgeben. Sie dürfen nicht ignorieren, dass Jesus selbst sich an sein Volk der Juden wandte. Und dann ist das noch die Frage, ob man allen anderen Menschen denn das Missionieren zumuten kann, wenn es zumindest bei den Juden nicht mehr möglich sein soll.

Was ist eigentlich Missionieren?

In dem Beschlussentwurf steht auch, dass es Christen und Juden mittlerweile gelernt hätten, „im Dialog aufeinander zu hören“. Und damit „bezeugen wir einander behutsam unser Verständnis von Gott und seiner lebenstragenden Wahrheit“. Das heißt, Christen sollen Juden nicht missionieren, sondern ihnen „behutsam“ ihr Verständnis von Gott bezeugen.

Dorothea Wendebourg, Professorin für Kirchengeschichte an der Berliner Humboldt-Uni, findet dies unbefriedigend. Wenn aber behutsames Bezeugen keine Mission sein soll – „was wäre dann Mission?“, fragt sie im Gespräch mit der Welt. Ist denn Mission ein Bedrängen und Unter-Druck-Setzen? „Dann dürfte es überhaupt keine Mission geben, gegenüber niemandem.“

Wo liegt die Dringlichkeit?

Nach Ansicht von Dorothea Wendebourg muss die EKD erst einmal ihren Begriff von Mission klären, bevor sie sich gegen die „Judenmission“ wende. Im Übrigen sei gar nicht klar, „wo die Synode denn in Deutschland bekehrungsorientierte Aktivitäten protestantischer Christen gegenüber Juden findet und wo die Dringlichkeit der ganzen Erklärung liegt“.

Tatsächlich gibt es hierzulande kaum Versuche zur Judenmission. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es weniger um ein reales Problem geht. Vielmehr geht es um ein innerkirchliches Bedürfnis, Differenzen gegenüber den Juden zu beseitigen und den erlahmten christlich-jüdischen Dialog durch neue Versöhnungssignale zu stärken.

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  1. Braune markieren: Astrotorfing-Neonazi-Trollen einen Fisch zuwerfen… http://heise.forenwiki.de/index.php?title=Fisch

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    <°)))o>< Rassistische und rechtsradikal motivierte Hetze im Internet entlarven und und HetzerInnen* bloßstellen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/hetze-gegen-fluechtlinge.pdf Der Rechtspopulismus gebärdet sich als "Volkes Stimme". Er vereinfacht komplexe Sachverhalte, ist resistent gegen objektive Tatsachen und besseres Wissen, greift Versatzstücke aus Stimmungen auf, schmiedet sie zusammen und gießt sie in eine politische Rhetorik gegen "die Anderen" und "die da oben". Der Sozialwissenschaftler Alexander Häusler definiert Rechtspopulismus als "die volkstümlich und rebellisch-autoritäre Verkündung extremer rechter Theoreme auf der Basis emotionalisierter Agitation", der sich der "propagandistische(n) Simplifizierungen in Anlehnung an ‚des Volkes Stimme‘" bedient.[9] Die Parolen der Pegida-Bewegung folgen diesem Muster. Mit "denen da oben" sind vor allem "etablierte" Eliten, Politiker und Medien gemeint. Gegen sie werden Misstrauen und Missachtung geschürt,[10] wobei umstritten ist, inwieweit sich Rechtspopulismus lediglich gegen "das Establishment" oder auch gegen das System der parlamentarischen Demokratie als solches wendet.[11] Mit "wir hier unten" werden "das Volk" und "der einfache Mann" ebenso angesprochen wie ein bedrohtes "Wir", das sich vermeintlich gegen "die Anderen" – also Ausländer, Muslime, Asylsuchende, Linke und andere mehr – verteidigen muss. Das "Wir" wird dabei als eine homogene große Gruppe konstruiert ("das Volk"), die gegenüber "denen da oben" und "den Anderen" angeblich benachteiligt wird. Das "Wir" bleibt bewusst vage, um möglichst heterogene Gruppen, auch extreme Rechte, anzusprechen und zu integrieren. http://www.bpb.de/apuz/212353/rechtspopulistische-ueberzeugungen-der-mitte?rl=0.535404852378767

      • @Niedergemeiert:informieren Sie sich doch bitte erst einmal über diese Stiftung bevor Sie hier Werbung machen. Wer mit dieser Politik nicht einverstanden ist wird automatisch in eine rechte Ecke gestellt ganz im Sinne von Maaß und Konsorten.

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