Berliner Rockerkrieg um Drogenreviere? Zweiter Toter in gut einer Woche

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Nach den tödlichen Schüssen auf Schlichter Kadir D. (32) am Samstag (3. September 2016) gegen 22 Uhr ließen Rocker der Hells Angels Türkiye Nomads zwei Harley Davidsons am Tatort Kotti in Kreuzberg zurück (Screenshot: rbb Abendschau)
Nach den tödlichen Schüssen auf Schlichter Kadir D. (32) am Samstag (3. September 2016) gegen 22 Uhr ließen Rocker der Hells Angels Türkiye Nomads zwei Harley Davidsons am Tatort Kotti in Kreuzberg zurück (Screenshot: rbb Abendschau)

Nach Aussagen von Sozialarbeiter Ercan Yasaroglu, der vom Balkon aus die Schüsse hörte und anschließend auf die Straße lief, sei der kiezbekannte Rocker und zweifache Familienvater Kadir D. (32) Samstagnacht gegen 22 Uhr zum Kotti (Kottbusser Tor) in Kreuzberg gekommen, um einen Streit zu schlichten. Als ehemaliger Chef der Kreuzberger Jugendgang  „36 Boys“ hatte sein Wort Gewicht. Doch in einem Durchgang an der Adalbertstraße hatte einer der Streithähne je eine Waffe gezogen und auf den Schlichter Kadir D. insgesamt vier Schüsse abgefeuert. Drei Kugeln trafen ihn in den Oberkörper, eine ins Bein. Zwei Männer rannten weg. Am Tatort blieben zwei Harley Davidsons zurück. Bis zum Eintreffen von Polizei und Feuerwehr haben Passanten dem Schwerverletzten geholfen. Kadir D. war lebensgefährlich verletzt. Er starb zwei Stunden später im Krankenhaus.

Die 6. Mordkommission fahndet nach zwei Rockern der Hells Angels Türkiye Nomads, die im Drogenhandel verwickelt sein sollen. Laut Polizei läuft seit Monaten ein erbitterter Verteilungskampf im Drogenmilieu. Doch wie sich herausstellte, waren die zwei gesuchten Rocker zwar am Streit beteiligt, aber keiner von ihnen soll der Schütze gewesen sein.

Polizei fahndet nach 22jährigem Intensivtäter

Die Polizei ging nach den tödlichen Schüssen ersten Hinweisen nach – und fahndet nun nach einem 22jährigen Verdächtigen. Der mutmaßliche Täter ist der Polizei schon als Mehrfachtäter bekannt, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Es gebe derzeit keine Hinweise darauf, dass die Tat etwas mit dem Rockermilieu zu tun habe, betonte der Staatsanwaltschafts-Sprecher. Zwar seien zwei Mitglieder der kriminellen Rockerbande Hells Angels in der Nähe gewesen. Einer der beiden sei auch ebenso wie das spätere Opfer an einem lautstarken Streit an der Adalbertstraße am Kottbusser Tor beteiligt gewesen. Zu diesem Streit sei aber der Täter dazu gekommen, die Situation sei dann weiter eskaliert, bis geschossen wurde. Die beiden Hells-Angels-Rocker seien nur als Zeugen befragt worden.

Kadir D. ist schon der zweite Erschossene in Berlin in einer Woche.

Am Freitagmittag (26. August 2016) war gegen 13 Uhr Rocker Dirk S. (28) im Kietzer Weg in Berlin-Lichtenberg vor dem Klubhaus seines  Hells Angels nahen MC Guerilla Nation von seinem Motorrad geschossen worden und verblutete in einer nahen Werkstatt, wie Berlin Journal berichtete.

Zur Tatzeit soll ein heller, kleinerer Kastenwagen mit einer gelben Rundumleuchte in der Nähe des Tatortes, insbesondere im Park hinter den Wohnhäusern der Wilhelm-Guddorf-Straße 14–20, unterwegs gewesen sein, als die tödlichen Schüsse auf den 28-Jährigen abgegeben wurden.

Hinweise nimmt die 4. Mordkommission des Landeskriminalamtes in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664 – 911 444, per E-Mail oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

„Möglicherweise kam das Ding hier eher aus der Richtung arabischer Familien-Clans“, so einer der Fahnder gegenüber dem Berliner Kurier. „Es ist kein Geheimnis, dass es zwischen den Clans und mehreren Mitgliedern der Guerilla Nation Überschneidungen gibt“.

In Berlin streiten sich die Hells Angels mit Arbaber-Clans um die Vormachtstellung, um sich weiter Einahmen aus Glücksspiel, Drogen, Schutzgelderpressung und Prostitution zu sichern. „Wir beobachten die Entwicklung bei kriminellen Rockergruppierungen in Deutschland schon seit einiger Zeit mit Sorge“, sagt André Schulz, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, schon vor zwei Monaten dem Politik Deutschland Ressortleiter der Welt am Sonntag, Claus Christian Malzahn. Man müsse aufpassen, dass die Konflikte nicht völlig außer Kontrolle gerieten. Nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland.

Vor wenigen Monaten wurde in Berlin-Mitte ein ein 35-jähriger arabisch-stämmiger Mann direkt vor dem Lokal des Hells-Angels-Chefs Kadir Padir (32) niedergeschossen. Das Opfer konnte sich mit einer schweren Schussverletzung ins Krankenhaus schleppen, wo Mitarbeiter der Klinik die Polizei informierten. Der Hells-Angels-Boss Kadir Padir sitzt derzeit wegen des Verdachts der Anstiftung zum Mord in Untersuchungshaft, wie Berlin Journal berichtete.

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3 KOMMENTARE

  1. Ob Rocker oder Streetgang… 2 weniger *Zigarreanzünd Je weniger Junkies und Stöckchenholer desto besser. Presse geht mir aber genau so aufn Sack.

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