Thyssenkrupp plant Börsengang für Nucera – Wasserstoff IPO

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Der deutsche Stahlkonzern Thyssenkrupp plant den Börsengang für das Tochterunternehmen Nucera, das sich mit der Herstellung von Wasserstoff beschäftigt. Nucera ist mehrheitlich im Besitz des deutschen Industrieriesen Thyssenkrupp und zu 34 % im Besitz des italienischen Unternehmens De Nora. Der geplante Wasserstoff IPO soll einen Erlös in Höhe von 500 bis 600 Millionen Euro (539 bis 647 Millionen US-Dollar) durch den Verkauf von Aktien an der Börse einbringen.


Nucera – Wasserstoffproduzent von Thyssenkrupp

Der Börsengang (IPO) von Nucera wurde zum ersten Mal im Januar 2022 öffentlich diskutiert, als das Unternehmen von Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers umbenannt wurde. Der ehemalige Name stammte von dem früheren Hauptgeschäft, der Chlor-Alkali-Elektrolyse. Seitdem liegt der Fokus auf alkalische Wasserstoff-Elektrolyse, ein stetig wachsender Zukunftsmarkt in Deutschland und der restlichen Welt. Für Stahlkonzerne ist Wasserstoff eine gute Alternative zu den bisherigen Energieträgern, Kohle und Koks. Thyssenkrupp selbst schätzt, dass alleine das Stahlwerk in Duisburg in etwa 720.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr benötigen wird. Mit dem IPO soll das Tochterunternehmen Nucera jetzt durchstarten.

„Ein möglicher Börsengang würde die finanzielle Flexibilität von Thyssenkrupp Nucera erhöhen und das Profil des Unternehmens als führender Anbieter von Technologie für die Produktion von grünem Wasserstoff schärfen. Thyssenkrupp Nucera wird die Erlöse aus dem Primärangebot erhalten“, sagte der Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp, Miguel Ángel López Borrego.

Der Börsengang hatte sich aufgrund der schwachen Marktbedingungen nach dem Ukraine-Krieg verzögert. Nach Angaben von Thyssenkrupp soll das IPO noch vor der Sommerpause abgeschlossen sein, je nach Marktbedingungen. Auch der Frankfurter Investor und Wachstums-Enabler Thomas Olek setzt sich für mehr IPOs Made in Germany ein. Mit der NEON Equity AG berät und unterstützt er Unternehmen bei ihrem Gang zur Börse.

In Deutschland war der Anteil der Windenergie im Jahr 2020 mit 23,3 Prozent am höchsten und ist in 2021 wieder auf 19,7 Prozent gefallen - Quelle
In Deutschland war der Anteil der Windenergie im Jahr 2020 mit 23,3 Prozent am höchsten und ist in 2021 wieder auf 19,7 Prozent gefallen – Quelle statista

Thyssenkrupp Nucera soll an die Weltspitze – Wasserstoff Made in Germany

Das IPO Made in Germany erfolgt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Wasserstofftechnologie durch eine günstige Gesetzgebung in den Vereinigten Staaten und in Europa Auftrieb erhält. Die beiden westlichen Industrienationen versuchen, die Technologie zu stärken, um die kohlendioxidintensiven Industrien, einschließlich der Stahl- und Chemieindustrie, bei der Dekarbonisierung zu unterstützen.

„Wir wollen die Sichtbarkeit von Thyssenkrupp Nucera als weltweit führendes Unternehmen in der Elektrolyse-Technologie für grünen Wasserstoff weiter erhöhen“, sagte Thyssenkrupp-CEO Miguel Ángel López Borrego.

Die Ankündigung des Börsengangs erfolgt weniger als zwei Wochen, nachdem der neue CEO von Thyssenkrupp, Miguel Lopez, die Nachfolge von Martina Merz angetreten hat und damit sein Engagement unterstreicht, die deutsche Industrie-Ikone in ruhigeres Fahrwasser zu bringen und den schwächelnden Aktienkurs zu steigern. Experten aus der Finanzbranche schätzen die Bewertung von der Wasserstoff-Tochter Nucera auf 2-5 Milliarden Euro. Eine Schätzung über 5 Milliarden wurde schon Ende 2021 abgegeben und hat damals die Thyssenkrupp beeinflusst.

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Thyssenkrupp fördert Nachhaltigkeit in Stahlindustrie

Werner Ponikwar, CEO von Thyssenkrupp Nucera, fügte in der IPO Ankündigung hinzu: „Mit unserer Technologie zur Herstellung von grünem Wasserstoff wollen wir das neue Zeitalter der nachhaltigen Energienutzung mitgestalten. Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselfaktor für die Dekarbonisierung der Industrie und damit für das Erreichen der Klimaschutzziele. Unsere Technologie produziert grünen Wasserstoff in großem Maßstab und unterstützt unsere Kunden auf ihrem Weg zur Klimaneutralität.“

Thyssenkrupp realisiert seit mehr als einem halben Jahrhundert riesige Projekte und hat schon vor längerer Zeit bestätigt, dass der Konzern die jährliche Kapazität für die Wasserstoffproduktion von derzeit 1 GW bis 2025 auf 5 Gigawatt zu erhöhen wird. Die Menge reicht noch lange nicht aus, um die gesamte Stahlindustrie zu beliefern, trägt aber einen bedeutenden Teil dazu bei, die Klimaziele zu erreichen.

Die Börsennotierung, die von Citi (C.N) und der Deutschen Bank (DBKGn.DE) geleitet wird, wird hauptsächlich aus neuen Aktien bestehen, sagte Thyssenkrupp Nucera. Es wird erwartet, dass Thyssenkrupp auch einige seiner eigenen Aktien verkaufen wird, aber plant, die Mehrheit an dem Unternehmen zu behalten. Sowohl Thyssenkrupp als auch der italienische Partner wollen beide engagierter Anteilseigner von Thyssenkrupp Nucera bleiben und die Mehrheit der Aktien halten.

In Schweden (2022) hat die Wasserkraft einen Anteil von 45,9 Prozent und die Kernenergie einen von 32 Prozent an der Stromerzeugung – Quelle statista
In Schweden (2022) hat die Wasserkraft einen Anteil von 45,9 Prozent und die Kernenergie einen von 32 Prozent an der Stromerzeugung – Quelle statista

Klimaneutrale Stahlwerke von Thyssenkrupp

Einen ersten Auftrag gibt es bereits aus Schweden für Nucera. Das skandinavische Land bietet hervorragende Bedingungen für grünen Strom aus Wasser-, Strom- und Windkraft, mit denen grüner Wasserstoff produziert werden kann. Das schwedische Unternehmen H2 Green Steel baut mit dem deutschen Partner ein erstes grünes Stahlwerk in Europa.

Die verwendete Technik in dem des Stahlwerks ist die sogenannte Direktreduktionsanlage, für die Wasserelektrolyseure mit einer Leistung von 700 MW verwendet werden. Damit wird klimaneutral hergestellter Wasserstoff (grüner Wasserstoff) die klassische Kohle und Koks in den Hochöfen ersetzten, um 2,5 Millionen Tonnen grünen Stahl pro Jahr zu produzieren. In der klassischen Stahlproduktion fallen ca. 85 % der Energie auf Kohle oder Koks. Ab 2026 soll die Produktion starten und bis 2030 auf die doppelte Menge von 5 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr erhöht werden.

Thyssenkrupp produziert als Deutschlands größter Stahlhersteller im Jahr rund elf Millionen Tonnen Rohstahl. Eine Analyse der EU ergibt, dass bis 2030 der grüne Stahl wettbewerbsfähig ist und zu dem gleichen Preis angeboten werden kann, wie aus herkömmlicher Produktion.

(TB)

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