Sahra Wagenknecht will Spitzenkandidatin der Linken werden

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Eigentlich wollte die Linke ihre Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl erst im Januar bekanntgeben. Doch nun beansprucht Sahra Wagenknecht die Spitzenkandidatur für sich. Dies könnte die Fokussierung auf Rot-Rot-Grün beenden.

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Sahra Wagenknecht zu Gast in Wolfsburg am 5. September 2016 (Screenshot: YouTube)

Die Ko-Vorsitzende der Linksfraktion im Deutschen Bundestag Sahra Wagenknecht (47) will Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Bundestagswahl 2017 werden. Dies sagte sie am Mittwoch vor Journalisten und brüskierte damit die Parteispitze. Denn eigentlich haben die Parteivorsitzenden das Vorschlagsrecht.

Im Hinblick auf die Spitzendkandidatur gebe eine „sehr naheliegende Lösung“, zitiert sie der Tagesspiegel. Spitzenkandidat wird in der Regel, wer nach der Wahl Fraktionschef wird. Und das sind sie selbst und Dietmar Bartsch. Die beiden führen die Linksfraktion im Bundestag seit dem Rückzug von Gregor Gysi vor einem Jahr gemeinsam.

Erpresste Sahra Wagenknecht den Parteivorstand?

Bereits am Montag hatten Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch in einer gemeinsamen Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstands mit den Landesvorsitzenden in Berlin Anspruch auf die Spitzenkandidatur erhoben. Damit hatten die beiden Fraktionsvorsitzenden das Gremium völlig überrumpelt.

Denn die Frage der Spitzenkandidatur stand am Montag gar nicht auf der Tagesordnung. Es sollte vor allem um die Auswertung der Landtagwahlen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gehen, bei denen die Linkspartei massiv Wähler verloren hatte.

Doch die beiden Fraktionschefs machten eine „klare Ansage“, berichtet ein Landeschef der Linken. Manche fassten dies gar als Erpressung auf. Denn die beiden Fraktionsvorsitzenden sagten, dass sie andere Spitzenkandidaten nicht unterstützen würden.

Es gab andere Vorschläge zur Spitzenkandidatur

Dabei gab es auch den Vorschlag, dass Sahra Wagenknecht die Partei im Doppel mit Parteichefin Katja Kipping in die Bundestagswahl führen soll. Auch ein Vierer-Spitzenteam stand zur Diskussion, um auf diese Weise möglichst viele Milieus anzusprechen.

  • Ko-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht für die Antikapitalisten,
  • Ko-Fraktionsvorsitzender Dietmat Bartsch für die Ostdeutschen,
  • Ko-Parteichefin Katja Kipping für die Jungen und Hippen und
  • Ko-Parteichef Bernd Riexinger für die Gewerkschafter.

Doch Dietmar Bartsch sagte in der Vorstandssitzung ein, dass die Linke mit einem Viererteam im Wahlkampf 2002 schlechte Erfahrungen gemacht habe. Damals scheiterte die PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) an der Fünfprozenthürde. Nur die beiden direkt gewählten Ost-Berlinerinnen Gesine Lötzsch und Petra Pau schafften es damals in den Bundestag.

Parteichef Bernd Riexinger weist „Ultimaten“ zurück

Eigentlich wollte die Linkspartei ihre Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl erst im kommenden Januar ausrufen. Doch nun zwingen Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht die Parteiführung zu einer Entscheidung.

Bernd Riexinger will sich zu dem Streit nicht äußern. Bei der Entscheidung über die Spitzendkandidaten sei man „ganz am Anfang “. Es bedürfe dabei „keinerlei Ultimaten“. Zudem bleibe es bei dem Plan, die Spitzenkandidaten erst im Januar öffentlich bekannt zu geben. Allerdings könnte es für einen Aufstand gegen Sahra Wagenknecht nun zu spät sein.

Mit Wagenknecht als Spitzenkandidatin wird die Linkspartei wohl auch ihre Fokussierung auf ein Bündnis mit der SPD und den Grünen aufgeben. Denn am Mittwoch nannte sie es „völlig absurd“, wenn die Linke im Wahlkampf „hoch und runter von Rot-Rot-Grün redet“. Dafür fehlten die Voraussetzungen.

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17 KOMMENTARE

  1. Meiner Meinung nach hätte Sahra Wagenknecht es verdient.Niemand arbeitet so viel und akribisch wie sie in der Partei.Katja Kipping ist eine eher zurückhaltende Politikerin.

  2. Wie verführerisch! Man stelle sich vor. MERKEL gegen WAGENKNECHT im TV-Duell. Was sind da schon 100 Millionen Zuschauer bei Clinton/Trump?

    Ein guter Coup. Es gilt, die Politik wieder attraktiv zu machen. Das geht nur, wenn – inhaltlich – um die besten Wege gestritten wird, den Willen der Mehrheit des Volkes und dessen Interessen in konkrete Politik umzusetzen.

    Die leeren Phrasen von der Alternativlosigkeit sind und waren immer falsch: Es gibt immer Alternativen, und wer bitte könnte das inhaltlich und charismatisch besser ´rüberbringen als die kluge Frau Wagenknecht?

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