Prozess um KaDeWe-Raub und angeheuerten Killer

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Eine Überwachungskamera des KaDeWe in Berlin-Schöneberg zeigt, wie zwei der vier Räuber vermummt mit Machete und Bauhammer zu den Vitrinen im Erdgeschoss gehen und Kunden davonrennen (Fahndungsfoto: Polizei)
Eine Überwachungskamera des KaDeWe in Berlin-Schöneberg zeigt, wie zwei der vier Räuber vermummt mit Machete und Bauhammer zu den Vitrinen im Erdgeschoss gehen und Kunden davonrennen (Fahndungsfoto: Polizei)

Mit dem kürzesten und brutalsten Uhren- und Schmuckraub im Kaufhaus des Westens hatte sich der kurdisch-libanesische Araber-Clan Al-Zain am 20. Dezember 2014 ein unrühmliches Denkmal gesetzt. Mit einem Audi waren Mitglieder des Clans vor den Seiteneingang des KaDeWe gefahren. Maskiert und Bewaffnet mit Äxten, Macheten und Reizgas stürmten sie die Verkaufsabteilung von Rolex und und Chopard und entkamen nach nur 79 Sekunden mit einer Beute im Verkaufswert von mehr als 800.000 Euro.

16 anwesende Kunden wurden durch Pfefferspray an den Augen und Atemwegen verletzt. Anschließend startete die Polizei eine fieberhafte Suche. Schließlich meldete sich ein V-Mann mit konkreten Hinweisen. Am 18. März 2014 wurde dann der erste Täter festgenommen. In den folgenden Monaten klickten auch für die anderen die Handschellen.

Boss Jehad Al-Zain (30) wurde, nachdem er nach 9 Monaten Verhandlungen ein Geständnis abgelegt hatt, am 25. Mai 2016  wegen besonders schweren Raubes in Tateinheit mit sechzehnfacher gefährlicher Körperverletzung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren und acht Monaten verurteilt (523 KLs 19/15). Hussein M., der den Fluchtaudi fuhr, wurde wegen Beihilfe zum Diebstahl für schuldig gesprochen und zu 2 Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.

Heute begann die Hauptverhandlung vor der Jugendkammer 18 des Landgerichts Berlin im Saal 806 gegen zwei weitere mutmaßliche Mittäter: Hamza Al-Zain (20) und Aladin Ö. (20).  Gegen Aladin wird nicht nur wegen der Beteiligung am KaDeWe-Raub verhandelt, sondern auch noch wegen körperlicher Züchtigung eines gedungenen Auftragsmörders, der bei seinem Auftrag versagt haben soll.  Im Oktober 2015 wurde ein 42-Jähriger in der Severingstraße in Gropiusstadt mehrfach angeschossen, er wurde ins Bein getroffen. Der Mann wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht, Lebensgefahr bestand nicht. Hintergrund dieses Mordanschlags sei eine Frauengeschichte, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Demnach soll das Opfer zuvor einem Clan-Mitglied die Ehefrau ausgespannt haben. Auch das Opfer ist der Polizei aufgefallen. Bei einer Razzia am 12. April 2016 in 16 Wohnungen mit Schwerpunkt in der Schinkestraße in Neukölln wurde der gehörnte Ehemann verhaftet.

Die Staatsanwaltschaft wirft Aladin Ö. und Hamza Al-Zain im abgetrennten Prozess im Einzelnen vor:

„Die Angeklagten Aladin Ö. und Hamza A. Z. sollen am 20. Dezember 2014 gemeinsam mit weiteren gesondert verfolgten Mittätern einen Raubüberfall auf ein Kaufhaus in Berlin-Schöneberg verübt und dabei Uhren sowie Schmuck im Verkaufswert von 817.260,- Euro erbeutet haben. Die Gruppe sei über einen Seiteneingang in das Gebäude hineingestürmt, gemeinsam mit dem gesondert verfolgten Jehad A. Z. habe insbesondere der Angeklagte Hamza A. Z. mit Äxten und Macheten Vitrinen eingeschlagen.

In der Folge hätten sich auch andere Mittäter daran beteiligt, darunter der Angeklagte Aladin Ö. Dessen Hauptaufgabe sei es jedoch gewesen, entsprechend des gemeinsamen Tatplans während des gesamten Überfalles fortwährend Reizgas zu versprühen, mindestens 16 Menschen seien dabei verletzt worden. Anschließend seien die Angeklagten sowie die gesondert Verfolgten geflüchtet. Der Überfall habe insgesamt 79 Sekunden gedauert.

Der Angeklagte Aladin Ö. soll ferner am 10. Januar 2016 an einer Einschüchterungsaktion zu Lasten des gesondert Verfolgten Mehmet A. beteiligt gewesen sein. Mehmet A. sei zuvor gemeinsam mit dem gesondert Verfolgten Ali H. von einer gesondert verfolgten Tätergruppierung beauftragt worden, einen Mord zu begehen. Weil der gesondert verfolgte und zugleich geschädigte Mehmet A. das Opfer des Anschlags jedoch nur lebensgefährlich verletzt haben soll und trotzdem den Lohn für den Auftragsmord kassiert habe, sei er nun zusammengeschlagen und bedroht worden.

Ferner wird den beiden Angeklagten der Einbruch in ein Ladengeschäft am 9. März 2016 zur Last gelegt (Beute: 282 Schachteln Zigaretten). Auf der Flucht vor der Polizei sei der Angeklagte Aladin Ö. als Fahrer des Fluchtfahrzeuges mit einem geparkten Auto zusammengestoßen und habe sich anschließend zu Fuß vom Unfallort entfernt.“

Gegen die weiteren mutmaßlich an dem Überfall im KaDeWe sowie an dem Geschehen rund um einen gescheiterten Auftragsmord beteiligten Mittäter Zaki Al-Zain, Halil A., Adnan A., Halit Ö., Hayrettin A., Ali H., Mehmet A., Fadie Al-Zain., Khalil E.-Z. und Alias Al-Zain wird demnächst in dem Verfahren 532 Ks 8/16 die Hauptverhandlung stattfinden. Jene Angeklagten waren aus dem hiesigen Verfahren gegen die heranwachsenden Angeklagten Aladin Ö. und Hamza Al-Zain abgetrennt worden, weil sie zur Tatzeit bereits erwachsen waren.

Der Verbleib der Beute ist bis heute ungeklärt.

Ein Collier ist Anfang Juli 2016 in einem Charlottenburger Pfandhaus aufgetaucht. Der Pfandleiher verständigte die Polizei, weil der Portugiese den rechtmäßigen Besitz nicht nachweisen konnte. Als die Beamten den Portugiesen fragten, wie er zu dem Schmuckstück gekommen sei, sagte der Mann, dass er die Kette seiner Freundin gestohlen habe. Er sei klamm und habe Schulden begleichen wollen. Die Freundin des Mannes wiederum sagte, dass sie das Collier in einer Bar in Berlin-Wilmersdorf gefunden hat, als sie dort als Geschäftsführerin tätig war. Die anderen Schmuckstücke sind noch nicht wieder aufgetaucht.

 

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