Deutsche Kehrtwende bei Unkrautvernichter Glyphosat

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Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und alle SPD-geführten Ministerin, also auch das Bundeswirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel, lehnen eine Wiederzulassung des Unkrautvernichters Glyphosat ab (Foto: BMUB)
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und alle SPD-geführten Ministerin, also auch das Bundeswirtschaftsministerium von Sigmar Gabriel, lehnen eine Wiederzulassung des Unkrautvernichters Glyphosat ab (Foto: BMUB)

Deutsche Bauern versprühen mehr als 40.000 Tonnen Pestizide jährlich. Eines der umstrittensten ist der Unkrautvernichter Glyphosat. Im März vorigen Jahres stuften die Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend beim Menschen“ ein. Damit widersprach erstmals ein Gremium der internationalen Staatengemeinschaft der bisherigen offiziellen Meinung, Glyphosat sei gesundheitlich unbedenklich.

In der nächsten Woche muss die EU-Kommission in Brüssel entscheiden, ob das Pestizid für die nächsten neun Jahre in der EU weiter zugelassen bleibt oder verboten wird.

Deutschland zählte bislang zu den Befürwortern. Doch sehr zum Ärger von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der die Gyphosat-Rückstände in Lebensmitteln wie etwa in Bier für unbedenklich hält, wie Berlin Journal berichtete, kam die deutsche Kehrtwende in Sachen Glyphosat heute um 12:32 Uhr per Twitter aus dem Bundesumweltministerium. In einer Videobotschaft twitterte Bundesumweltministerin Dr. Barbara Hendricks (64, SPD): „Bundesministerin Hendricks stellt klar: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit plus SPD-geführter Ministerien werden Wiederzulassung von Glyphosat nicht zustimmen.“ Damit stimmt auch das Bundeswirtschaftsministerium von Vizekanzler und SPD-Chef Sigmar Gabriel (56) gegen Glyphosat.

Ministerin Barbara Hendricks sagte: „Aus guten Gründen folgen wir in Deutschland und Europa dem Vorsorgeprinzip. Das heißt: So lange wir nicht zweifelsfrei wissen, ob Glyphosat für die Gesundheit unbedenklich ist, sollten wir diese Chemikalie auch nicht zulassen.“

Genau das aber hat die EU-Kommission vor: Laut einem Vorschlagspapier, das der ARD vorliegt, soll Glyphosat für weitere neun Jahre die Zulassung erhalten. Einschränkungen für den Gebrauch des Mittels werden darin allerdings nicht festgelegt. Lediglich ein paar Empfehlungen sind aufgelistet: Die EU-Mitglieder sollten zum Beispiel prüfen, ob man Glyphosat eventuell nicht oder nur sehr sparsam in öffentlichen Parks, auf Spielplätzen oder Schulhöfen einsetzen sollte.

EU-Vorlage verlangt bereits ein Verbot für Hobbygärtner

Das EU-Parlament hat gefordert, das Glyphosat an solch sensiblen Orten ganz verboten wird – und auch gleich noch aus dem Einzelhandel verschwindet, damit es Hobbygärtner gar nicht mehr verspritzen können.

„Wir wollen vor allem europaweit strenge Auflagen“, sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese, der die Parlamentsresolution vorangetrieben hat.“Dies ist wichtig im Sinne des Gesundheits- und Verbraucherschutzes, aber es ist auch wichtig, um keine Wettbewerbsverzerrung zwischen den Bauern in Deutschland und anderen EU-Ländern zuzulassen.“ Doch auf konkrete Auflagen verzichtet die Kommission in ihrem Vorschlag.

Dass die EU-Kommission auf andere Studien verweist, unter anderem von der Bundesagentur für Risikobewertung, die das Gegenteil behaupten, reicht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks nicht aus: „Deshalb werden die SPD-geführten Ministerien einer Verlängerung der Zulassung von Glyphosat nicht zustimmen.“

Und damit gibt es ein politisches Patt: Denn ohne Zustimmung des Bundesumweltministeriums muss sich Deutschland kommende Woche im zuständigen Fachausschuss bei der Glyphosat-Entscheidung enthalten. Damit aber wackelt die Mehrheit für die Zustimmung – und weil zum Beispiel Frankreich bereits angekündigt hat, dagegen zu stimmen.

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2 KOMMENTARE

  1. …allein mir fehlt der Glaube! Was die EU,diese Lobbyisten Verschwörer da wieder vorhaben, ist doch typisch für diesen Drecksverein! Sollte Deutschland tatsächlich DAGEGEN stimmen ,wäre das den Willen des Volkes umzusetzen!

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