Monsanto-Gift Glyphosat in deutschen Biermarken entdeckt

667
5
TEILEN
In den beliebtesten Biersorten Deutschlands wurden Rückstände des gesundheitsschädlichen Pestizids Glyphosat gefunden. (Foto: flickr/<a href="https://www.flickr.com/photos/neilghamilton/5777522534/in/photolist-g9mkJA-af5X8R-pcWvoa-ag61nV-58aX8y-af5XbD-af5X5Z-n3WHJ7-af8JQ5-af8JMf-5Ja8XL-ggCE2H-hCeXzT-agRsx4-fQFSnH-gFeBqf-n3Vd22-9Nxjau-8kgSnC-n3V21M-n3WGyS-n3V6Wt-zXsGts-5Xkqvw-98Lnqq-agRsyc-cDEun-cDEqD-6ogjqW-8kgTQJ-8kgVKJ-cDErn-977r6a-ggD9Gi-97GYLY-97DSjc-8kF2G-98Hf8g-98HeGv-98HeSB-doACZU-n3UX6T-98LngG-98LnDG-98Lnx1-6Gxyo-98qBUv-dbjHbK-eKtXUX-n3V85Z" target="_blank">Neil H</a>)
In den beliebtesten Biersorten Deutschlands wurden Rückstände des gesundheitsschädlichen Pestizids Glyphosat gefunden. (Foto: flickr/Neil H)

In diesem Jahr feiert das deutsche Reinheitsgebot für die Bierherstellung seinen 500. Geburtstag. Anlässlich dieses Jubiläums hat Umweltinstitut München ein Labor damit beauftragt, die beliebtesten deutschen Biere genauer unter die Lupe zu nehmen. Mit einem solch schockierenden Ergebnis hatten die Prüfer jedoch kaum rechnen können: In allen 14 Biersorten wurden Rückstände des Pestizids Glyphosat entdeckt. Der Stoff gilt als extrem gesundheitsschädigend und wahrscheinlich krebserregend für Menschen.

Glyphosat ist das am weitesten verbreitete Pestizid auf deutschen Äckern. Es tötet Unkraut auf Raps-, Mais- und anderen Nutzpflanzen-Äckern. Etwa 5500 Tonnen des Unkrautvernichters werden jedes Jahr in Deutschland versprüht. Am häufigsten kommt das Pflanzengift in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz, aber auch in privaten Gärten und in der städtischen Grünpflege wird das Mittel gegen unerwünschte Wildpflanzen eingesetzt. Vor allem durch das Versprühen auf Äckern kommt Glyphosat in die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und schließlich zu uns Menschen.

Glyphosat in beliebten Biersorten nachgewiesen

Getestet wurde das jeweils absatzstärkste Produkt der beliebtesten Biermarken des letzten Jahres. Zu den untersuchten Marken gehören: Hasseröder. Jever, Warsteiner, Radeberger, Veltins, Oettinger,  König, Krombacher, Erdinger, Paulaner, Bitburger, Beck’s, Franziskaner und Augustiner. Das Ergebnis: In allen getesteten Bieren gab es Rückstände von Glyphosat. Die höchste Belastung gab es laut Umweltinstitut bei Bier der Marke Hasseröder, in der sich 29,74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter nachweisen ließ. Die niedrigste Belastung wies mit 0,46 Mikrogramm die Marke Augustiner Helles auf. Im Extremfall lagen die Werte fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser (0,1 μg/l).

„Alle getesteten Biere enthielten das Pestizid Glyphosat. Damit droht das deutsche Reinheitsgebot ausgerechnet in seinem 500. Jubiläumsjahr zur Farce zu werden“, zitiert der Bayerische Rundfunk Sophia Guttenberger vom Umweltinstitut München. Das Umweltinstitut fordert die Verbraucher auf, sich über eine heute gestartete eine Online-Aktion direkt an die Bierhersteller zu wenden. Außerdem forderte das Insitut die Bundesregierung auf, eine erneute Zulassung von Glyphosat zu überdenken. Im März wird die Politik über die Zulassung des Unkrautvernichters für die nächsten zehn Jahre entscheiden.

Glyphosat ist „wahrscheinlich krebserregend“

Der vom US-Konzern Monsanto vermarktete Wirkstoff Glyphosat und einige weitere Bestandteile des Monsanto-Pestizids „Roundup“ stehen im Verdacht Krebs und andere Krankheiten auszulösen. Eine Studie bescheinigt dem Monsanto-Pestizid eine Mitwirkung bei der Entstehung von Allzheimer und Parkinson. Eine weitere Studie kommt zu dem Schluss, dass mit Glyphosat belastetes Trinkwasser zu chronischem und schließlich tödlichem Nierenversagen führt. Die internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) – eine Abteilung der Weltgesundheitsorganisation – stufte Glyphosat im vergangenen Jahr als „wahrscheinlich krebserregend für Menschen“ ein.

Doch die durch Lobbyinteressen durchsetzten staatlichen und überstaatlichen Prüfbehörden ließen sich von dem WHO-Urteil jedoch nicht beirren. So hielt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ließ sich von dem Urteil der WHO jedoch nicht beirren und hielt an ihrer Bewertung „wahrscheinlich nicht krebserregend“ fest. Dabei verlässt sich die EU-Behörde anscheinend zu sehr auf Angaben der Konzerne, wie die Süddeutsche berichtet. Tierversuche an Mäusen und Ratten, die ein erhöhtes Krebsrisiko durch das Pestizid aufzeigten, wurden von der EFSA einfach ignoriert.

Staatliche Behörden von Lobbyinteressen gelenkt?

Und auch die EU-Kommission am Vertrieb des umstrittenen Pestizids in Europa fest, wie der Deutschlandfunk berichtet. Die Kommission empfiehlt den Mitgliedsstaaten, den Unkrautvernichter weiterhin zu zulassen. Nach Wunsch der EU-Kommission soll die Zulassung um weitere 15 Jahre bis zum Jahr 2031 erteilt werden. Einschränkungen seien dabei nur bedingt vorgesehen. Martin Häusling, Agrarexperte der Grünen im Europaparlament, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk:

„Das hatte man befürchten müssen, nachdem sowohl die EFSA als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland positive Stellungnamen abgegeben haben. Und die Kommission nicht gewillt, daran etwas zu ändern. Obwohl sie auch die Möglichkeiten hätte, auf diese Stellungnahmen nicht einzugehen. Überrascht hat es nicht, geärgert hat es schon, dass man trotz der Risiken um 15 Jahre verlängert“.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) redet die Gesundheitsgefahr des Pestizids ebenfalls klein. In einem Bericht kam das BfR zu dem Schluss, dass Glyphosat bei korrekter Anwendung nicht gesundheitsschädlich sei. Dabei musste sich die Bundesbehörde den Vorwurf gefallen lassen, unbequeme Studien systematisch ignoriert zu haben, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten, wie die Zeit berichtet. Die Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundestags, Bärbel Höhn, kritisierte das Vorgehen des BfR als „untragbar“ und eine erneute Zulassung aufgrund der BfR-Bewertung als „grob fahrlässig“.

Im aktuellen Bierskandal versucht nun ausgerechnet das BfR die Verbraucher zu beruhigen. Erst bei einem hohen Bierkonsum sei mit einer Gefährdung der Gesundheit zu rechnen. „Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1.000 Liter Bier trinken“, heißt es in einer BfR-Erklärung. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hält Gyphosat-Rückstände in Lebensmitteln für unbedenklich.

Comments

comments

TEILEN

5 KOMMENTARE

Comments are closed.