Deutsche Bank: Neuer Britenchef greift durch

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Ab 19. Mai 2016 alleiniger Chef der Deutschen Bank: der Brite John Cryan, 55 (Foto: Deutsche Bank Jahrespressekonferenz 2016/Mario Andreya)
Ab 19. Mai 2016 alleiniger Chef der Deutschen Bank: der Brite John Cryan, 55 (Foto: Deutsche Bank Jahrespressekonferenz 2016/Mario Andreya)

Der Brite John Cryan sanierte nach der Finanzkrise bereits die Schweizer Großbank UBS. Nun soll er Deutschlands größtes Bankhaus, die Deutsche Bank, retten, die laut einem Großaktionär jahrelang in die falsche Richtung gefahren sei. Das Geldinstitut ist durch Marktmanipulationen, Geldwäsche-Vorwürfe und Boni-Exzesse in Verruf geraten. Seinem Anspruch, zentraler Ansprechpartner für Unternehmen in der Bundesrepublik zu sein, hinke das Geldhaus derzeit meilenweit hinterher, kritisiert ein Großaktionär.

Vor elf Monaten löste Cryan den unter öffentlichen Beschuss geratenen Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain ab. Am 19. Mai 2016 folgt die Ablösung von Co-Chef Jürgen Fitschen. Dann herrscht Cryan allein.

Nach einer gestern veröffentlichten Analyse der Nachrichtenagentur REUTERS habe John Cryan in den ersten elf Monaten als Chef mehr verändert als sein Vorgänger Anshu Jain in drei Jahren. „Wir haben Personal ausgewechselt. Wir haben die Anreize geändert“, sagt Cryan. „Wir haben uns kurzerhand von Leuten getrennt, die sich falsch verhalten haben – und haben allen davon erzählt. Bei der Bank hat eine ‚Glasnost‘ stattgefunden.“

Cryan greift beim einstigen deutschen Vorzeigeinstitut durch. Banker, die Regulierungs-Lehrgänge versäumen, Handelslimits überschreiten oder Geschäfte mit dubiosen Kunden machen, haben nun einen schweren Stand, wie Mitarbeiter berichten. Ihr Bonus wird gestrichen, sie werden nicht befördert oder gleich ganz entlassen. Unter Cryans Vorgängern seien „Kavaliersdelikte“ noch geduldet worden, erzählt ein Manager. Auch verbal geht Cryan nicht zimperlich mit dem Geldhaus um. Nach seinem Amtsantritt prangert er schonungslos die Schwächen der Bank an, allen voran „die lausige IT“ und mangelnde Effizienz.

Deutsche-Bank-Chefkontrolleur Paul Achleitner zieht mit Vorstandschef Cryan an einem Strang:

Sie wollen den Anleihehandel zurechtstutzen, das Privatkundengeschäft straffen und die IT-Systeme verbessern. Die Zahl der Software-Anwendungen ist zuletzt bereits um rund 500 auf 3.900 gesunken. Zudem möchte Cryan Rechtsstreitigkeiten mit Vergleichen aus der Welt schaffen und riskante oder schwer handelbare Wertpapiere losschlagen – notfalls mit Verlusten. Dass dies die Bank auch 2016 in die roten Zahlen drücken könnten, nimmt er in Kauf. „Es bringt nichts, wenn wir die Probleme ewig vor uns herschieben.“

In Deutschland werden 200 Filialen geschlossen

Cryans harsche Kritik an der Bank und der vor sich hin siechende Aktienkurs drücken bei der Belegschaft auf die Stimmung. Besonders mies ist die Atmosphäre in Deutschland, wo rund 200 Filialen geschlossen und 4.000 Arbeitsplätze wegfallen werden. Wer genau am Ende gehen muss, ist seit Monaten ungeklärt. „Das ist ein quälender Prozess“, klagt ein Arbeitnehmervertreter. Die rund 100.000 Mitarbeiter wieder zu motivieren, gehört zu Cryans größten Herausforderungen.

Eine andere Baustelle ist die Investmentbanking-Sparte im Heimatmarkt Europa, die auch für die Betreuung großer deutscher Firmenkunden zuständig ist. Hier hat das Institut Marktanteile und erfahrene Manager verloren – unter anderem Karl-Georg Altenburg, einen der renommiertesten Investmentbanker in Deutschland.

Bei der Motivatin der verbliebenen Mitarbeiter geht Cryan mit gutem Beispiel voran: „Ich versuche, mindestens einen Kunden pro Tag zu treffen.“

Cryan wolle die Position des Instituts als führende europäische Firmenkunden- und Kapitalmarktbank ausbauen. In Deutschland wolle das Geldhaus als Universalbank auch im Geschäft mit Privatkunden aktiv bleiben. Cryans Strategie weicht damit nicht deutlich von der seiner Vorgänger ab. Geändert habe sich vor allem die Herangehensweise, sagte ein Manger. „Früher ging es immer darum, möglichst viele Erträge einzufahren“ Heute spielten Effizienz und Kostenkontrolle eine wichtigere Rolle.

Experten gehen davon aus, dass sich der Erfolg der Umbauarbeiten erst in den kommenden zwei Jahren zeigen werde. „Die Bank bewegt sich in die richtige Richtung, aber es wird eine holprige Fahrt“, sagte Analyst Peter Nerby von der Ratingagentur Moody’s.

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1 KOMMENTAR

  1. Dieser Bank ist nicht mehr zu helfen! Zuviel Dreck am Stecken und was da in den Chefetagen seit Jahren ‚rumlungert….Menschen abzocken und mit Millionenschweren Jahresgehältern belohnt werden; ist anrüchig und stinkt zum Himmel!

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