Verkehrsbetriebe greifen durch: Jeder dritte Insasse der JVA-Plötzensee ist Schwarzfahrer

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Die Berliner Verkehrsbetriebe greifen härter gegen Schwarzfahrer durch. (Foto: flickr/ Kaffeeeinstein)
Die Berliner Verkehrsbetriebe greifen härter gegen Schwarzfahrer durch. (Foto: flickr/ Kaffeeeinstein)

Das Fahren ohne gültigen Fahrschein scheint in der Hauptstadt so beliebt zu sein wie nie zuvor. Sowohl bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) als auch bei der Berliner S-Bahn ist die Zahl der Strafanzeigen deswegen drastisch gestiegen. Im Jahr 2014 brachte die BVG 33.723 Fälle zur Anzeige. Im Jahr 2013 waren es nur 480 Fälle. Auch bei der von der Deutschen Bahn betriebenen Berliner S-Bahn hat sich die Zahl der Strafanzeigen im letzten Jahr auf nun mehr 18.174 fast verdoppelt. Dies geht aus einem Bericht des Tagesspiegel hervor.

Die BVG führt den rasanten Anstieg der Strafanzeigen auf einen Firmenwechsel zurück. Die Vorgängerfirma habe zu wenig kontrolliert, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz dem Tagesspiegel. Viele Fälle seien so „im Computer verschwunden“. Der neue Dienstleister greift dagegenhärter durch. So hat sich die Zahl der Fahrgastkontrollen von 2,8 Millionen im Jahr 2013 auf 5,3 Millionen im Jahr 2014 beinahe verdoppelt. Besonders in der Weihnachtszeit wurde viel kontrolliert. Allein im Dezember 2014 nahmen die Kontrolleure 468.945 Fahrscheine unter die Lupe.

Die BVG lies sich die 140 Kontrolleure insgesamt 4,5 Millionen Euro kosten. Angesichts der 6,5 Millionen Euro Bußgelder, welche die BVG von 355.476 Ticketsündern eingenommen hat, hat sich das Geschäft durchaus gelohnt. Im Jahr 2015 dürfte die Summe nochmals gestiegen sein, denn seit dem 1. Juli kostet Schwarzfahren in Berlin nun 60 statt 40 Euro Strafe. Die Berliner S-Bahn schickt derzeit zwischen 70 und 80 Kontrolleure auf Streife. Diese überprüften im letzten Jahr dafür allerdings 7,8 Millionen Fahrgäste. Die Kontrolleure der S-Bahn erwischten im letzten Jahr 333.159 Schwarzfahrer, von denen jedoch nur 88.211 fristgerecht zahlten.

Auch die BVG bleibt etwa auf der Hälfte ihrer Forderungen sitzen und reicht die Fälle dann an Inkassounternehmen weiter. Wenn das verhängte Bußgeld nicht bezahlt wird, wandert der Ticketsünder in der Regel ins Gefängnis. Ob er die Strafe nicht zahlen konnte oder wollte, spielt dabei keine Rolle. Viele Schwarzfahrer gehen scheinbar lieber in den Bau als die Strafe zu bezahlen. Die Zahl dieser „Ersatzfreiheitsstrafen“ in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Ein Drittel aller Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Plötzensee sitzt wegen Schwarzfahrens ein.

Wer drei Mal ohne gültigen Fahrschein ertappt wird, muss mit einer Strafanzeige rechnen, denn in Deutschland gilt Schwarzfahren als Straftat. Politiker der Grünen, Linken und Piraten fordern daher seit Jahren, Schwarzfahren nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit einzustufen. Doch die Verkehrsbetriebe wollen am bisherigen Verfahren als Abschreckung festhalten. Die Kosten dafür trägt die Allgemeinheit, denn der Gefängnisaufenthalt ist nicht billig. Personal, Essen, medizinische Versorgung und der Unterhalt der Gefängnisse summieren sich in Berlin auf einen Betrag von 88,70 Euro pro Hafttag, wie die Berliner Zeitung berichtet. Doch der BVG dürfte das – wie so vieles andere auch – egal sein. Nur Schwarzfahren ist den Verkehrsbetrieben nicht egal.

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12 KOMMENTARE

  1. Dann senkt doch mal die Preise für Menschen mit Hartz4 und Minirenten! Für jeden hat der Staat Geld, nur die eigenen Armen, für die ist nichts da.
    Schwarzfahren als „Volkssport“ zu sehen, ist ein Hohn für alle die wenig haben.

  2. sind ihre Insassen . Sind bestimmt auch viele die sich diese Fahrpreise auch nicht leisten können. Die Hartz 4 bekommen oder alleinerziehend sind, bekommen keine Freifahrten wie unsere Zuwanderer

    • Nein ich kenne plötzensee sehr gut, 80% der Insassen sind Alkohol und Drogenabhängige, genau die Leute die Karl Marx Straße herumsitzen und dauernd schwarz fahren. Die Leute vom kotti und co. der Rest sitzt freiwillig drinn weils eben nur Plötze ist. Nicht desto trotz würde ich auch öfters erwischt, da die Preise der Bvg sich immer weniger leisten können.

  3. Ich finde es richtig , in Deutschland wird man nicht dafür bestraft , wenn man seine Geldbuße nicht zahlen kann, (das nennt sich dann Arbeit statt Strafe) , sondern nur wenn man nicht zahlen will, und berlin ist neben München die einzige Stadt die ein Sozialticket anbietet , das kostet 36€ nennt sich Berlin Ticket S bietet neben den BVG Sonderpreis auch noch freien oder ermäßigten eintritt in Museen oder andereen Einrichtungen

    Zudem sollten die Schwarzfahrer mal drüber nachdenken das man nur 3 mal die chance einer Geldstrafe bekommt irgendwann sagt ein Richter „Strafe zur Bewährung ausgesetzt oder direkt Haftstrafe von x Monaten.

    Jeder der etwas rechnen kann sollte sich mal fragen wieviel € ihn die Freiheit wert ist.
    Also mir ist meine Freiheit die 1,20€ am Tag wert , und das ist nicht nur die Freiheit weil kein Knast sondern auch die Freiheit ohne schlechtes Gewissen durch die Stadt fahren zu können wann immer ich will(und nicht wie viele Schwarzfahrer die Nachtbusse nicht nutzen zu können).

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