U-Bahn-Schubser tötet junge Frau am Ernst-Reuter-Platz – Mordkommission ermittelt

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Die Tat ereignete sich auf der Linie U2 an der Station Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. (Foto: flickr/ Ralf)
Die Tat ereignete sich auf der Linie U2 an der Station Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. (Foto: flickr/ Ralf)

Ein Mann hat am Dienstag in Charlottenburg eine Frau vor eine einfahrende U-Bahn geschubst. Die Tat ereignete sich am späten Abend gegen 23.40 Uhr am U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz. Das Opfer, eine 20-Jährige Deutsche mit Migrationshintergrund, verstarb noch vor Ort an ihren schweren Verletzungen. Zeugen hielten den Mann fest und alarmierten die Polizei. Der Bahnhof wurde nach der Tat für mehrere Stunden gesperrt. Die U2 wurde nach Angaben der BVG bis Betriebsschluss um 1 Uhr in beiden Richtung unterbrochen. Zwischen Wittenbergplatz und Bismarckstraße fuhr ein Ersatzverkehr mit Bussen.

Eine Mordkommission hat mittlerweile die Ermittlungen übernommen, wie der Tagesspiegel berichtet. Nach derzeitigen Erkenntnissen der Behörden kannten sich Täter und Opfer nicht. Es gebe derzeit auch keine Hinweise auf einen vorangegangenen Streit zwischen den beiden. Die Befragungen des mutmaßlichen Täters und der Zeugen dauern noch an und die Videoaufnahmen des U-Bahnhofs werden ausgewertet. Die Polizei ruft zudem mögliche weitere Zeugen auf, sich bei der Mordkommission des Landeskriminalamtes in der Keithstraße 30 in Tiergarten unter der Telefonnummer (030) 4664–911555 oder bei einer anderen Polizeidienststelle zu melden.

Ist der U-Bahn-Schubser schuldunfähig?

Der mutmaßliche Täter selbst schweigt zu den Ereignissen. Der gebürtige Hamburger besitzt nach Informationen des rbb die iranische Staatsbürgerschaft. Er habe sich erst seit zwei Stunden in Berlin aufgehalten. Der mutmaßliche Täter ist derzeit ohne festen Wohnsitz und wurde kurz vor der Tat erst beim Schwarzfahren erwischt und dann bei einer Obdachlosenunterkunft abgewiesen.

Unklar ist, ob der Mann zum Zeitpunkt der Tat unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand. Bluttests werden laut Polizei noch ausgewertet. Dennoch gebe schon Hinweise, dass der mutmaßliche Täter nicht oder nur eingeschränkt schuldfähig sein könnte. Demnach stand der Mann unter Betreuung und fiel bereits in Hamburg durch Gewaltdelikte auf, die aufgrund einer Schuldunfähigkeit jedoch nicht zu einer Verurteilung führten. Noch im Laufe des Mittwochs werde ein Gutachten angefertigt, berichtet der rbb mit Bezug auf die Berliner Staatsanwaltschaft.

Schutzwände gegen U-Bahn-Schubser?

Es ist nicht der erste Fall dieser Art in Berlin. So stieß eine Frau im Jahr 2011 eine andere Frau nach einem Streit am U-Bahnhof Magdalenenstraße in Lichtenberg vor eine einfahrende U-Bahn. Ein Jahr später musste sich ein 20-jähriger Bundeswehrsoldat vor Gericht wegen versuchten Totschlags verantworten. Er hatte einen 17-Jährigen nach einem Streit mutwillig ins Gleisbett geschubst und wurde dafür zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nur dank einer Vollbremsung des U-Bahn-Fahrers konnte ein Unglück verhindert werden. Und erst im November letzten Jahres versuchte ein 42-jähriger Mann eine 17-jährige am U-Bahnhof Rathaus Spandau vor eine Bahn zu schubsen, wie die Berliner Zeitung berichtet. Die Jugendliche konnte den Angriff durch blitzartiges Handeln selbst vereiteln.

Nach der Häufung solcher Vorfälle wird immer wieder über die Installation durchsichtiger Schutzwände diskutiert, wie sie an einigen Bahnhöfen in London oder Paris bereits eingesetzt werden. Diese Schutzwände öffnen sich erst, wenn der eingefahrene Zug bereits zum Stillstand gekommen ist. Eine BVG-Sprecherin räumte gegenüber dem rbb jedoch ein, dass die Umsetzung in Berlin schwierig sei. Nicht alle U-Bahn-Fahrzeugtypen könnten „millimetergenau“ halten, wie es für ein solches System erforderlich wäre. Zudem erschwert die unterschiedliche Architektur der U-Bahnhöfe und hohe Denkmalschutz-Auflagen eine Nachrüstung. Für solche Schutzwände müsste ein „komplett neues U-Bahn-System“ mit Kosten im zweistelligen Milliardenbereich gebaut werden, so die BVG-Sprecherin.

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  1. Was MItte Dezember 2015 für 5 Tage als Tourist in BERLIN… Das letzte mal war ich vor 4 Jahren als im Jahr 2012 in der Hauptstadt… Oh Gott was für ein Unterschied seit dem. Die Stadt, die U-und S-Bahn Stationen sind total verdreckt und herunter gekommen… Werde das nächste Mal vielleicht im Jahr 2020 nach BERLIN reisen….. und Angst hatte ich am Tag und am späten Abend nach einen Besuch an den Bahnstationen… NEIN DANKE…. diese Hauptstadt muss saniert. In einigen Jahren ist diese Stadt nicht mehr DEUTSCH…

  2. Schuldunfähig. Er hat mit Anlauf das Mädchen vor die Bahn geschubst. Das War volle Absicht. Er ist schon öfter straffällig geworden. Er gehört ob so oder so unter Verschluss. Wenn man unter Drogen oder Alkohol steht ist man nicht Schuldunfähig denn die nimmt man geplant bzw unter Vorsatz ein. Unsere Gesetze kann man langsam in den Müll werfen.

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