Birthler: „Im Osten zählt Sicherheit mehr als Freiheit“

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Die Ostdeutschen schätzen Sicherheit mehr als Freiheit, und Vielfalt nehmen sie als Bedrohung wahr, sagt die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler. Daher seien sie anfälliger für Populisten.

Marianne Birthler Ostdeutsche Sicherheit Freiheit
„Abgrenzung und Fremdenhass sind zumeist Früchte von Angst, Unsicherheit und einem Mangel an Selbstbewusstsein. Kein Wunder also, dass sie im Osten ein größeres Problem darstellen“, sagt Marianne Birthler. (Screenshot: YouTube)

Die ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, hat eine Erklärung dafür, warum die AfD in Ostdeutschland mehr Wähler findet als in Westdeutschland. Sie sieht im Osten des Landes einen stärkeren Wunsch nach Sicherheit.

„Im Osten verfangen populistische Parolen stärker, Sicherheit zählt mehr als Freiheit, Vielfalt wird als bedrohlich erlebt“, sagte Marianne Birthler im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung. Zwar gebe diese Wünsche im Westen Deutschlands auch, aber nicht so stark wie im Osten.

Das stärker Bedürfnis nach Sicherheit und die Angst vor Vielfalt hätten mit der ostdeutschen Geschichte zu tun. „Zum Beispiel ist das Risiko, Opfer von Gewalt zu werden, für Menschen mit dunkler Hautfarbe im Osten nach wie größer.“

Auf Nationalsozialismus und Krieg folgte eine neue Diktatur. Und die hinterließ natürlich Spuren. Menschen, die bis 1989 in der DDR lebten, kannten Demokratie und Freiheit allenfalls aus den Westmedien.

In der DDR waren Eigeninitiative und Anderssein verdächtig. Wer den von der SED propagierten Schein-Wahrheiten nicht glaubte, gegen den Strich dachte oder redete, wer einfach nur anders leben wollte als erlaubt, hatte mit Diskriminierungen oder Strafe zu rechnen.

Freies Denken, offene Rede, Toleranz – damit wird ein Mensch nicht geboren, dafür braucht es Ermutigung und Übung. Die Voraussetzungen dafür waren in der DDR denkbar schlecht.

Abgrenzung und Fremdenhass sind zumeist Früchte von Angst, Unsicherheit und einem Mangel an Selbstbewusstsein. Kein Wunder also, dass sie im Osten ein größeres Problem darstellen.

Die Ostdeutschen hätten die Westdeutschen schon immer als überheblich betrachtet. Doch laut Marianne Birthler hat „die weitverbreitete Abneigung gegen den Westen in letzter Zeit eine andere Richtung genommen“. Jetzt seien es vor allem Regierungen, Parlamente und Medien, die die Wut auf sich zögen. Das sei gefährlich.

Die Fähigkeit, auf „zivile Art mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen“, sei die Grundlage eines friedlichen Gemeinwesens. „Wenn Menschen dazu nicht in der Lage sind, schäumt diese unkontrollierte Wut hoch, die uns zu Recht abstößt und Sorgen bereitet. Das ist eine ganz traurige Art von sozialer und kultureller Verwahrlosung.“

Wenn Menschen Politiker heute als „Volksverräter“ beschimpften und Journalisten als „Lügenpresse“, dann ist das nach Ansicht von Marianne Birthler das Gegenteil von dem, was die DDR-Bürgerrechtsbewegung im Jahr 1989 mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meinte.

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38 KOMMENTARE

    • Sehr geehrte Frau Birthler

      Schon mal was von Freiheit gehört, Sie als Kerkerwächter dieses sogenannten freiheitlichen Systems wahrscheinlich nicht.Schön Linientreu immer in Richtung Unterdrückung der Masse
      als Ganzes, sobald Einer aus der Reihe tanzt kommt die rechte Keule.
      Die Freiheit welche in diesem verelendeten System existiert beschrenkt sich nur darauf, alles
      das Zeugs nachzuquasseln was vorgegeben wird und richtig sein soll.Sollte ein ! Einzelner auf die Idee kommen anders zu denken und dies noch auszusprechen und noch zu veröffentlichen gibt es die Nazikeule. Nur so genannte Nazis waren einzig und allein dazu in der Lage, der Masse die nicht existierende Freiheit so schön zu reden bzw. weis zu machen.
      Die AfD ist ein Gebilde was eine sogenannte Eigendynamik bekommen hat, deren Kraftstoff wird tagtäglich durch die etablierten s.g. demokratischen Parteien durch ihre verfaulten unerträglichen Phrasen geliefert. Die Menschen haben die Nase gestrichen voll , die Lügen durchschaut und werden diese Gangart nicht länger ertragen wollen. Die Quittung kommt, wenn es mit einer, dieser Wahl in diesem Jahr nicht funktioniert, werden sie danach ihr blaues Wunder erleben. Das Fass ist voll, selbst diesen Umstand leugnen diese blinden Einweltler, nun ja wir werden sehen, es wird interessant werden.

  1. Ohne Sicherheit bist nicht frei.
    Die Freiheit mit den Mädels abends mal um die Häuser zu ziehen wie vor 2 Jahren hast nicht mehr. Da die Sicherheit vorgeht.

    • Ich kenne nicht mal einen Grund! Die AfD ist nur noch Auffangbecken der alten rechten Parteien, gegründet als liberale Partei gegen Eurowahnsinn von Lucke ist diese Partei jetzt Sprachrohr von Altnazis, ein kleines Provozieren hie und da, dann nicht so gemeint… Einfach nur erbärmlich, und niemand der „Protestwähler“ will es gehört haben, einerseits bitter für die Bildungspolitik, andererseits gibt es auch so was wie „Selbstständigkeit im Denken“, irre was heutzutage noch als “ Lügenpresse“ bei AfD Wählern durchgeht, selbst wenn sich Höcke sowas von verplappert. Wacht mal auf! Man muss nicht allem auf den Leim gehen…

    • tut mir leid Jan,die anderen Parteien kommen für mich nicht in Frage,die wollen noch viel mehr neue sehr teure Menschen ins Land lassen.Für mich unwählbar.

    • Dietmar Gnauck… Auffangbecken alter rechter Parteien? Dann hätte Lucke bleiben müssen und es passt mit Ihrer Aussage zusammen. Aber Lucke ist weg. In dieser Partei sind sehr viele aus den Altparteien weil sie innerhalb der alten Partei diktatorisch mundtot gemacht wurden. Die Wähler sind mit unterschiedlicher Motivation für die AfD und das sollte man respektieren. Nebenbei sollte man sich in alle Richtungen informieren und nicht immer dem Glauben schenken was so manche Medien von sich geben in ihrer verdreherischen und hetzerischen Art und Weise. Da wird schnell mal aus „ich lieb dich“ ein „dich lieb ich – warum nur den einen – diskriminierend?“ (Beispiel).

  2. Diese Aussage ist mir zu pauschal. Ich denke nicht, dass Frau Birthler das beurteilen kann.
    Sicherheit UND Freiheit sind mir wichtig und ich denke da bin ich bei weitem nicht der Einzige.
    Und nur weil die Menschen ihre Meinung äußern sind sie noch lange keine „Rechtspopulisten“. Dies wird gern als „Totschlagargument“ verwendet.

    • Selbst Rechtspopulismus zieht nicht mehr wirklich. Davon mal abgesehen ist der genauso legitim wir Linkspopulismus und nicht zwangsläufig in Gänze negativ wie immer suggeriert wird.

  3. Lächerlich, diese beiden Punkte formal zu trennen: Freiheit ist Sicherheit. Wir haben durch die Politik nunmehr nur noch eine eingeschränkte Freiheit und mithin eine eingeschränkte Sicherheit.

    Das ist demagogische Rhetorik.

  4. ja .aber leider sind viele blind .der PolizeiSchutz dient zur ÜBERWACHUNG..nicht zum Schutz . würde man alle auffällige kriminelle abschieben hätten wir das Problem nicht .aber es ist gewollt von dieser kriminellen Regierung …ich nenne es einen verbalen pycho krieg gegen das deutsche Volk ..

  5. Sicherheit und Freiheit schließen sich nicht aus. Im Westen…bedeutet Freiheit..Frauen und Kinder können nicht mehr allein auf die Strasse ? Die Zusammenhänge sind doch so, mit 1989 versucht man das System DDR auf Europa auszuweiten…anfänglich behutsam und die letzten Jahre immer aggressiver und offensichtlicher. Leider wird es von den Meisten nur an Rande bemerkt. Da unterscheidet sich keine Partei von der anderen. Ideologie wird benutzt um die Menschen weiterhin gegeneinander aufzustacheln…Uneinigkeit nutzt denen die diesen Landstrich Deutschland verwalten weit aus mehr als Einigkeit. Man ist auch nicht gewillt selbige Voraussetzungen im ganzen Land zu schaffen. Man testet Repressalien (gleich welcher Art) im Osten aus um zu sehen, wie weit man gehen kann…seht Euch das System EU an, es ist nichts anderes.

  6. Warum wissen immer andere Leute mehr über mich als ich selber? Ich habe 1989 die Freiheit gewählt,die Freiheit die wir im Osten seit 1933 nicht hatten. Heute wissen wir,wie schnell die Freiheit durch den Islam beseitigt wird! Also quatscht nicht solch blöden Bullshit!

  7. Warum schätzt der Osten die Sicherheit mehr als die Freiheit? Hier im Westen gibt es Politiker , die dem Arbeitgeber melden, wenn jemand mit einer Partei , die er nicht mag sympathisiert. Im Osten nannte man das IM. Und das ist Freiheit?

  8. So was was heute abgeht , gab es nicht zu DDR, Viele wollen heute mit reden , aber sind in ihr noch nicht mal Aufgewachsen! Das Einwandre Bevorzug würden! Gab es in der DDR nicht! heute werden die Ja bevorzug Und Deutsche bleiben auf der Streckt! Jetzt werden Häuser gebaut! für die da ist Geld da! werden Mit Taxi sonst wo hin gefahren! Zum Arzt über all ihn , wo der Deutsche zahlen muss! Denen wird doch alles Hinten und Vorne rein geschoben

  9. Wer Sicherheit vor Freiheit stellt, hat offenbar einen geringeren Sicherheitsabstand zu Armut.
    Dies deckt sich mit ALLEN Ost-West-Vergleichen von Löhnen, Einkommen, Vermögen, Privatbesitz an Wohnung & Produktionsmitteln. Die ostdeutsche Bevölkerung ist seit 27 Jahren bis heute finanziell und damit in allen Lebensbereichen gegenüber der westdeutschen benachteiligt, trotz gleicher Arbeit und z.T. sogar mehr durch Flexibilisierungsdruck (pendeln, umschulen), und höherem Ausbildungsgrad.
    Angst vor Zuwanderung ist vor allem Angst vor der ganz realen Konkurrenz um „Ressourcen im Armenviertel“ wie bezahlbare Mietwohnungen, Kinderbetreuungsplätze, gute Schulbildung (statt Zeitverschwendung in unbeherrschbaren Klassen mit Sprachbarrieren) usw. und Angst vor weiterem Sozialabbau. Mit DDR hat das herzlich wenig zu tun.

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