Kuhfladen in Hohenschönhausen

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Sechs Schottische Hochlandrinder haben auf der Brachfläche an der Tram-Wendeschleife nördlich der Zingster Straße mitten im Plattenbaugebiet eine Dauerweide gefunden und geben im kurzen Gras den bedrohten Zauneidechsen eine sichere Heimat (Foto: Agrarbörse Deutschland Ost e.V.)
Eine Herde aus acht  Schottischen Hochlandrindern hat auf der Brachfläche an der Tram-Wendeschleife nördlich der Zingster Straße mitten im Plattenbaugebiet Hohenschönhausen eine Dauerweide gefunden. Durch das Zurückdrängen von Wildgestrüpp erhalten die Rindviecher  den bedrohten Zauneidechsen ihre sonnigen Plätze im Neubaugebiet Hohenschönhausen (Foto: Facebook/Agrarbörse Deutschland Ost e.V.)

Seit neuestem gibt es Kuhlfladen in der Plattensiedlung Hohenschönhausen. Acht Schottische Hochlandrinder weiden seit Juni 2016 die Brachfläche an der Tram-Wendeschleife nördlich der Zingster Straße am Malchower See ab, mitten im Plattenbaugebiet.  Mit ihrem langen Fell sind sie absolut wetter- und winterfest. Im Sommer suchen sie sich gern ein schattiges Plätzchen auf der Weide. Und sie retten durch das Kurzhalten des Grases und das Fressen von Bäumlingen den Lebensraum für die geschützten Zaunedechsen.

„Wir sind ihre neuen Nachbarn“, verkündet ein Schild an einem Häuschen neben der Tram-Endhaltestelle. Die Hochlandrinder, so steht da, sollen auf der Brache Landschaftspflege betreiben.

Damit sie aber nicht vor die Tram laufen, wurde das Gelände vom Bezirksamt Lichtenberg, das für Hohenschönhausen zuständig ist, umzäunt. Was einige Hundefreunde kalt erwischte.

Seit Mitte der 1990er Jahre wird diese brach liegende Fläche durch Anwohnerinnen und Anwohner für Freizeitaktivitäten oder als Hundeauslaufgebiet genutzt.

Doch mit der Zeit haben sich dort Zauneidechsen angesiedelt. Und deren Rettung hat sich der Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Wilfried Nünthel (CDU) verschrieben. Denn im Zuge einer Untersuchung konnten im Gebiet Zauneidechsen nachgewiesen werden. Diese stehen nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes unter besonderem Schutz. Die wärmeliebenden Reptilien stellen besondere Ansprüche an ihre Umgebung. Sie benötigen Möglichkeiten für Sonnenbäder sowie Versteckmöglichkeiten, die nur eine offene und vielseitig strukturierte Landschaft bieten kann.

500 Zauneidechsen leben schätzungsweise im Ostseeviertel von Hohenschönhausen.

Die Plattenbausiedlung und das Brachland sind für sie ideal. Aber, so Nünthel: „Erforderlich sind eine Zurückdrängung von Baumaufwuchs und das Offenhalten der Fläche.“

Und da kam dem Bezirkspolitiker die Idee einer urbanen Weidewirtschaft mit den robusten Hochlandrindern. Nünthel: „Die Agrarbörse Deutschland Ost e.V. soll das Projekt betreuen. So verwildert die Freifläche nicht und die Heimat der Zauneidechsen bleibt erhalten. Durch die Entwicklung eines Wegesystems ist es zukünftig nach wie vor möglich, große Teile der Randflächen für Freizeitaktivitäten zu nutzen. Das Ostseeviertel in Hohenschönhausen erhält mit den Tieren auch eine neue Attraktion.“

Zusätzlich zum natürlichen Nahrungsangebot erhalten die acht Hochlandrinder  alle zwei bis drei Tage 1.000 Liter Wasser. Schäfer Matthias Breutel schaut als Projektbetreuer regelmäßig nach den acht Wiederkäuern. Der Berliner Zeitung sagte er: „Ich kümmere mich um ihre Gesundheitskontrolle, bringe ihnen Wasser und kontrolliere den Zaun.“

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