Die Lüge vom Öko-Diesel: Auch Biodiesel macht krank und rodet zudem den Regenwald

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Seit 2007 wird dem Diesel sieben Prozent Pflanzenöl beigemischt, die EU hat gerade beschlossen, die Beimischung auf 20 Prozent zu erhöhen - das mache den Diesel aber weder gesund noch ökologisch, fanden Florian Schneider und Ines Rainer vom WDR heraus (Foto: die story/WDR)
Seit 2007 wird dem Diesel sieben Prozent Pflanzenöl beigemischt, die EU hat gerade beschlossen, die Beimischung auf 20 Prozent zu erhöhen – das mache den Diesel aber weder gesund noch ökologisch, fanden Florian Schneider und Ines Rainer vom WDR heraus (Foto: die story/WDR)

Gerade hat die EU beschlossen, den Anteil von Biokraftstoffen bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Bisher sind es sieben.

Aber Diesel ist keineswegs so umweltfreundlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Das zeigt nicht nur der augenblickliche Abgasskandal. Auch Biodiesel trägt zu den häufigen Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft in den Innenstädten bei und wird zu einem ernsten Problem. Alles darüber ist eindeutig gesundheitsschädlich. Stickoxide greifen beim Menschen die Schleimhäute und den Atemapparat an, sie stehen im Verdacht, Herz- und Kreislauferkrankungen zu verursachen.

10.400 vorzeitige Todesfälle gab es im Jahr 2012 allein in Deutschland, die auf zu hohe Stickoxid-Belastungen (NO2) zurückzuführen sind, fand die Europäische Umweltagentur heraus.

Im April 2016 haben die Umweltminister von Bund und Ländern daher beschlossen, eine gesonderte Umweltzone einzuführen, in der ältere Diesel-Motoren nicht fahren dürfen. Betroffen sind 13 Millionen PKW.

Wir tanken Regenwald

Im Namen des Klimaschutzes landen als Biodiesel pro Jahr Millionen Tonnen Raps, Soja und Palmöl im Tank. Palmöl ist das am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt. Die Industrie liebt diesen Rohstoff, weil er billig ist. Der Verarbeitungsaufwand ist gering, und die Löhne in Ländern wie Indonesien und Malaysia sind niedrig.

Für die Politik gelten Biokraftstoffe als die Wunderwaffe gegen den Klimawandel. Denn sie sollen gegenüber fossilem Diesel Treibhausgase einsparen – eine umstrittene Theorie. Dafür gab es Maßnahmen der EU und eine massive staatliche Förderung. Sauberes Benzin – gut für die Natur. Doch um den Bedarf zu decken, sind riesige Mengen Rohstoffe nötig. Billiges Palmöl kommt da gerade recht. Wie genau es hergestellt wird, interessiert nicht. Rund um Biokraftstoffe hat sich eine milliardenschwere und mächtige Industrie entwickelt, die nicht davor scheut, durch gezielte Lobbyarbeit Druck auf die Politik zu machen. Ziel ist es, den Status Quo beizubehalten. Denn von der gesetzlichen Beimischung von Biokraftstoffen profitieren neben den Landwirten vor allem deren Hersteller und die Automobil-Industrie.

Für Biodiesel stirbt der Regenwald, und mit dem Wald stirbt die biologische Vielfalt, denn auf den Plantagen können Tiere nicht überleben. Illegale Brandrodungen gefährden jedes Jahr in der Trockenzeit auf Sumatra und Borneo Tiere und Menschen. Um die Anbaufläche für Palmöl zu vergrößern, brannten 2015 wochenlang Regenwälder. Die Rauchschwaden verdunkelten die Sonne und verschmutzten die Atemluft so sehr, dass Millionen Menschen betroffen waren und sogar Kinder starben.

Außerdem steht Biodiesel in der Kritik, für eine Steigerung der Nahrungsmittelpreise verantwortlich zu sein. Zurzeit werden für Biodiesel, Pflanzen auf 8,8 Millionen ha Land angebaut. Mehr Fläche, als ganz Österreich hat. Und Platz, der weltweit für Nahrungsmittel fehlt. Fakten, die die Politik seit langem kennt. Reagiert wird trotzdem nicht.

Das Fernsehjournalisten Florian Schneider und Ines Rainer vom WDR-Magazin die story fragten nach bei EU-Politikern, Grünen und Lobbyisten. Wie steht es wirklich um die Ökobilanz von Biosprit? Wie wird die enorme Waldvernichtung gerechtfertig? Was sind die Folgen für die Welt, wenn weiter Regenwald für Klimaziele abgeholzt wird? Ausstrahlung am Mittwoch, dem 13. Juli 2016, um 22:55 Uhr im WDR.

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5 KOMMENTARE

  1. Das ist schon seit Monaten bekannt, dass z.B. E10 schlecht für die Umwelt ist. Seitdem tanke ich es nicht mehr. Aber in Deutschland bekommt die Lobby ja wirklich alles durch, was sie wollen.

  2. Der „Biodiesel“ ist doch nur ein Subventionsgeschäft. Man muss das mal realisieren: Da wird unter Einsatz von Energie und Chemikalien aus einem natürlichen Rohstoff ein extrem giftiges und umweltschädliches Lösungsmittel gemacht (Rapsölmethylester), welches dann mit hoher Steuersubvention vertrieben wird. Einfach krank so etwas. Dabei kann ein Dieselmotor auch mit reinem Rapsöl betrieben werden. Nur, das bringt halt nicht so viel Gewinn aus dem Steuertopf.

  3. Nun haben ja die nicht Autofahrer wieder ein Thema zum rumblödeln, aber das der Autofahrer jede Menge Steuern zum Alltag zusteuert, dass wird übersehen, Danke an dem Fußvolk

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