Der Tod meines besten Schulfreundes

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Der Tod kam plötzlich und unerwartet. Mit dem Tod kann vieles verbunden werden, fiktive Personen, der Sensenmann. Für mich und meine Freunde war es bislang ein Tabuthema, womit niemand gerne in Verbindung gebracht wird.

Dieser Artikel wird sich hauptsächlich über meine ersten Erfahrungen damit beschäftigen, wie ich mit diesem Thema umgegangen bin und wie mein jetziger Standpunkt zum Tod meines besten Schulfreundes ist.

Ich hatte früher oft darüber nachgedacht, was der Tod sein soll. Wie sich das anfühlt, wenn jemand aus engerem Kreise von einem geht, ohne dass man es will.

Was mein gesunder Menschenverstand wusste, war, dass ich es niemanden gewünscht hätte und ich selbst Angst hatte, jemals damit konfrontiert zu werden.

Am 8. Juli 2015 wollte das Schicksal, dass ich erfahre, dass mein bester Freund (17 Jahre) zwei Tage zuvor an einem Zuckerschock ums Leben gekommen ist. Er ist Diabetiker und hatte wohl bewusst zu viel Schokolade gegessen. Ich weiß bis heute nicht, warum.

Wie ich es erfuhr? Ich war an diesem Tag bei einer Freundin, weil es mir selbst auch nicht gut ging und ich jemanden zum Reden brauchte. Beim Blick aufs Handy bemerkte ich, dass jemand dreimal versucht hat, mich zu erreichen.

Dass es Justins Freundin war, so hieß mein bester Kumpel, wusste ich erst beim Rückruf, als sie verheult meinte, dass ich unbedingt zu ihr kommen muss. Der Weg war kein großes Hindernis, als sie mir dann sagte, dass er tot ist, wurde mir anders. Ich stieß sie weg und brach zusammen.

Mir war nicht nach Heulen, der Schock saß dafür zu tief. Die Tage danach wurde ich von der Schule ärztlich befreit, da ich weder klar denken oder schlafen konnte. Das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass all meine Freunde auch trauerten und ich ihnen nicht helfen konnte.

Die nächst größere Überwindung war seine Beerdigung, weil ich davor noch auf keiner war. Doch, was ich nicht wusste, war, dass es so schlimm werden kann. Der Gang in die Kapelle, Leute, die trauerten, seine Familie, seine Freunde, seine Freundin, alle vergossen Tränen. Das riesige Portrait von Justin, welches einen anguckte, egal in welcher Ecke des Raumes man sich befand. Der Weg zum Grab, die Glocke, welche jede Sekunden schlug, alles Dinge, die meinen Schmerz verstärkten.

Anschließend gingen alle in ein Café und versuchten, den Schmerz mit Kuchen und Getränken zu verkraften. Ich tat es die folgende Zeit darauf mit Alkohol und ein paar weichen Drogen. Dabei habe ich aber immer beachtet, dass ich nicht abhebe. Mein Vater hatte Verständnis für mein Verhalten.

Nach zwei Monaten hab ich wieder angefangen zu „leben“, mir fällt es jedoch immer noch schwer, darüber zu reden. Und die Narben, die mir diese Erfahrung gebracht hat, werden auch bleiben und mich auszeichnen. Jedem, dem sowas widerfahren sollte, rat ich ein paar Dinge, womit die Trauer eventuell besser überwunden werden kann.

  1. Wende dich an dein Umfeld und rede mit diesem, wie du dich fühlst und lass Leute wissen, wann du sie brauchst.
  2. Nimm dir auch manchmal Zeit für dich und denke über alles nach, aber verlier niemals den Boden unter den Füßen.
  3. Erinnere dich an die guten Momente, die du mit der Person zusammen erlebt hast, denn diese kann dir niemand nehmen.
  4. Suche dir, wenn du nicht weiter kommst, professionelle Hilfe.

Mir half Musik über die schlimmsten Momente. Aber um den Tod meines besten Schulfreundes Justin zu verstehen, warum das überhaupt passieren konnte, und wie ich es vielleicht hätte verhindern können, will ich Psychologie studieren.

(Foto: Jannis via Flickr)

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3 KOMMENTARE

  1. Hallo Joseph, das tut mir leid. Das muss sehr schlimm für dich sein. Ich hoffe, du hast Hilfe und Freunde, mit denen du darüber reden kannst.

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