Zwischenhändler Buergeramt-Termine.de wurde ausgeknockt

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Der Termin-Zwischenhändler ist weg, die Schlangen vor den Bürgerämtern sind geblieben. (Foto: Twitter.com/hashtag/terminwuesteberlin)
Der Termin-Zwischenhändler ist weg, die Schlangen vor den Bürgerämtern sind geblieben. (Foto: Twitter.com/hashtag/terminwuesteberlin)

In Berlin muss man nach wie vor Schlange stehen, will man auf Bürgerämtern einen Reisepass oder Personalausweis beantragen oder eine Wohnung anmelden. Abhilfe versprach eine private Terminbörse im Internet. Eine intelligente Software (Algorithmus) des Webportals Buergeramt-Termine.de suchte 24 Stunden am Tag nach Terminlücken bei den Berliner Bürgerämtern. Diese wurden dann mit Wünschen von Terminsuchenden abgeglichen.

Für 25 Euro bekam man von dem Zwischenhändler einen festen Termin innerhalb von 5 Werktagen. Wer einen Express-Termin innerhalb von 48 Stunden brauchte, zahlte nach erfolgreicher Vermittlung 45 Euro.

 

Damit ist aber seit diesem Monat schluss.

Am 10. Dezember 2015 veröffentlichten die drei Betreiber Martin Becker, Jörn Kamphuis und Mateus Kratz aus der Driesener Straße 26 in Prenzlauer Berg auf ihrer Homepage das Aus mit folgender Begründung:

„Liebe(r) Terminsuchende(r), die Berliner Verwaltung ist aktuell nicht in der Lage (kurzfristige) Termine online zur Verfügung zu stellen. Deshalb können wir aktuell keine weiteren Anfragen entgegen nehmen. Wir bemühen uns natürlich die bestehenden Anliegen schnellstmöglich abzuarbeiten, um auch Ihre Anfrage entgegen nehmen zu können. Um in der Zwischenzeit einen Termin zu finden, können Sie folgendes versuchen:

a) die Terminseite des Amts öfters hintereinander aufrufen

b) die 030 115 (Bürgertelefon) anrufen (am besten morgens)

Mit besten Grüßen 

Ihre Terminsucher.

Der Zwischenhändler wurde online ausgeknockt.

Mit einer einfachen, für den Bürger aber nachteiligen Lösung hat die offizielle Sericeplattform vom Land Berlin vom IT-Dienstleistungszentrum Berlin
Anstalt des öffentlichen Rechts aus der Berliner Straße 112-115 in Berlin Wilmersdorf die private Suchmaschine aus Prenzlauer Berg ausgenockt.

Da der Terminhandel nur von Terminen lebt, die innerhalb von 5 Werktagen zu bekommen sind, veröffentlicht das Land Berlin nur noch Termine, die erst nach fünf Tagen zu erhalten sind. Schnellere Termine könne man ja telefonisch erfragen.

Zur Abschreckung zur Nutzung der kostenpflichtigen Terminbörse schreibt das Portal des Landes: „Beachten Sie bitte, dass Termine, die über einen Zwischenhändler erworben werden, in den Ämtern keine Gültigkeit haben.“

Hintergrund: Berliner Politiker hatten die private Plattform immer wieder als einen wesentlichen Grund für die Schwierigkeiten bei der Terminvergabe in den Bürgerämtern dargestellt. Der Vorwurf lautete: Die Börse würde die wenigen freien Termine blockieren.

Dem entgegnet Börsen-Mitgründer Jörn Kamphuis in der Berliner Zeitung: „Anders als oft dargestellt, habe der Algorithmus auch keineswegs alle frei werdenden Termine blockiert, sondern nur im Auftrag und im Namen des Kunden.“ Kamphuis wollte den Terminhandel stets als Protest gegen die desaströsen Zustände in den Bürgerämtern verstanden wissen. Nach seinen Angaben war die Nachfrage nach den Vermittlungsdiensten verhalten. „Seit Mitte Juni haben wir im Durchschnitt fünf Anfragen pro Tag bearbeitet“, sagte er.

Terminengpässe der privaten Termin-Börse in die Schuhe zu schieben, war wohl an der Realität vorbei. Nach dem Stopp des Terminhandels hätte es ja demnach eine Entspannung mit mehr freien kurzfristigen Terminen geben müssen. Die Verbesserung war aber nur „unwesentlich“, stellte die Berliner Zeitung fest. Und: „Weiterhin sind über das Internet Termine nur sporadisch zu bekommen. Über das Behördentelefon 115 klappt es anscheinend besser. Bei einem Testanruf erreichte die Berliner Zeitung am Montag binnen einer Minute eine Mitarbeiterin. Auf die Frage nach einem Bürgeramtstermin am Dienstag sagte sie, man solle am nächsten Morgen wieder anrufen, dann bestünden gute Chancen.“

Eine kürzlich veröffentlichte parlamentarische Anfrage des CDU-Abgeordneten Dirk Stettner hatte ergeben, dass die Leistungsfähigkeit der Bürgerämter in diesem Jahr dramatisch zurückgegangen ist – während gleichzeitig die Bevölkerung und damit die Nachfrage nach Terminen wuchsen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bearbeiteten die Ämter 2015 teilweise ein Drittel weniger Fälle.

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