Wachschützer Silvio S. (32) gestand Doppelmord an Elias (6) und Mohamed (4)

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Der bei einem Teltower Wachschutz im Schichtdienst tätige Silvio S. (32) hat gestern früh nach einer Vernehmungsnacht gestanden, auch den seit 8. Juli 2015 vermissten sechsjährigen Elias S. aus dem Potsdamer Neubauviertel Schlaatz entführt und ermordet zu haben. Einen Tag zuvor hatte Silvio S. schon einen Sexualmord an dem seit 1. Oktober 2015 vermissten vierjährigen Mohamed Januzi aus Berlin Moabit zugegeben.

Elias (6) aus Potsdam Schlaatz ist seit dem 8. Juli 2015 verschwunden. (Foto: Polizei)
Der ermordete Elias S. (6) aus Potsdam Schlaatz war am 8. Juli 2015 von Silvio S. (32) entführt und getötet worden. (Foto: Polizei)

Ob er auch Elias sexuell missbraucht hat und wie er Elias getötet hat, wollte er aus Ermüdung nach vielen Stunden der Vernehmung nicht sagen.

Immerhin verriet er den Ermittlern noch, wo die Leiche von Elias ist. Silvio S. hat sie vergraben. In seinem verwilderten Garten, den er vor einem Jahr in der 1933 gegründeten Kleingartenkolonie Eckbusch e.V. in Luckenwalde (140 Parzellen, verteilt auf 69.000 Quadratmern Land) gepachtet hatte, habe er den Jungen vergraben. Er fertigte für die Ermittler eine Skizze vom Grundstück an und malte darauf die Stelle ein.

Der Entfüher Silvio S. (32) wurde heute an seiner Meldeadresse in Kaltenborn bei Jügerbog verhaftet. Er hat die Entführung und Tötung von Mohamed (4) gestanden. Der Junge lag schon mehrere Tag tot im Kofferraum seines weißen Dacias Lodgy. Die Mutter hatte Silvio S. auf den Fahndungsfotos erkannt und die Polizei informiert. (Fahndungsfoto: Polizei)
Auf diesem Video-Foto erkannten ihn die Eltern und stellten ihren Sohn Silvio S. (32) am Donnerstag, 29. Oktober 2015, zur Rede. Der Sohn gestand. Die Mutter rief die Polizei. Im Polizeiverhör gestand Silvio S. am Donnerstag zunächst, Mohamed (4) aus Berlin Moabit mehrfach missbraucht und anschließend getötet zu haben. Am Freitagmorgen folgte das Geständnis, dass er auch Elias S. (6) aus Potsdam-Schlaatz umgebracht hat. Wie und Warum wollter er auf Raten seiner beiden Anwälte nicht sagen. (Fahndungsfoto: Polizei)

Kriminaltechniker stellten an dieser Stelle ein grünes Zelt mit Fenstern auf und trugen das Erdreich vorsichtig, Schicht für Schicht ab, um alle Spuren zu sichern. Am Nachmittag hatten sie schließlich den Kinderleichnam freigelegt und in die Gerichtsmedizin der Charite in Berlin fahren lassen.

Die Mediziner bestätigten nach einer Sofortobduktion, dass es sich um eine Kinderleiche handelt, aber konnten das Geschlecht noch nicht eindeutig bestimmen.

Doch die Polizei hat Silvio S. das Foto von Elias gezeigt und gefragt: „War es dieser Jungen?“.

Silviao S.: „Ja, genau der.“

Silvio S. habe den Jungen nach dessen Namen gefragt. Der Junge habe geantwortet, er heiße Elias.

Nach dem Geständnis dieses zweiten Mordes wurde ein zweiter Strafverteidiger hinzugezogen. Beide Anwälte rieten gestern Silvio S. zu schweigen, woran er sich hält.

Am Abend wurde Silvio  S. in die JVA nach Moabit gebracht. Er soll demnächst nach Brandenburg überstellt werden. Die dortige Staatsanwaltschaft Neuruppin übernahm die Ermittlungen.

Einen Tag zuvor, dem Tag seiner Festnahme in Kaltenborn, hatte Silvio S. gestanden, den vor vier Wochen verschwundenen Mohamed Januzi (4) mehrfach sexuell missbraucht und dann mit einem Gürtel erdrosselt zu haben, weil der Junge gequängelt habe.

Silvio S. wohnt bei seinen Eltern in deren Einfamilienhaus im Ort Kaltenborn der Gemeinde Niedergörsdorf im Landkreis Teltow-Fäming. Silvio S. lebt im 1. Stock, die Eltern wohnen darunter.

Die Familie des Doppelmörders stammt ursprünglich aus dem brandenburgischen Pritzwalk  (Prignitz), kam Anfang der 1980er nach Niedergörsdorf, der Vater war Schafzüchter. Als der Junge ein Jahr alt war, kam die Oma nach. Sie lebten alle in einem Haus. „Ich habe ihn und seine Schwester mit großgezogen. Er war immer mein Lieblingsenkel“, sagt Großmutter Gisela A. (80) der B.Z.

Nach der Schule machte Silvio S. eine Ausbildung zum Fliesenleger: Seine Oma: „Aber die Arbeit war zu schwer für ihn. Er ist ja körperlich eher schwach. Seine Mutter wollte dann, dass er Koch wird, damit er mal was auf die Rippen bekommt.“ Doch die Kochlehre brach Silvio S. ab, arbeitete seither als Wachschützer, stand nachts 12 Stunden vor Autohäusern.

Alle haben sie nicht mitbekommen, dass Silvio S. das Flüchtlingskind Mohamed Januzi am 1. Oktober 2015 mit nach Hause nahm.

Mohameds Mutter war am 1. Oktober 2015 mit drei Kindern und ihrem Mann aus Bosnien-Herzigowina als Flüchtlingsfamilie in die Erstaufnahmeeinrichtung des LaGeSo (Landesamt für Soziales und Gesundheit) in die Turmstraße 21 nach Berlin Moabit gekommen. Sie hatte sich gegen 12 Uhr nur eine Wartemarke gezogen und dabei Mohamed einen Moment aus den Augen gelassen. Als sie die Wartemarke hatte und nach ihm sehen wollte, war er verschwunden.

In seinem Geständnis berichtete Silvio  S., warum er im LaGeSo war und wie er Mohamed  vom Lageso-Gelände entführte:

Der Sexual-Mörder schenkte Mohamed einen Plüschteddy.

Seit neun Tagen wird der vierjährige Mohamed Januzi aus der Turmstraße 21 in Moabit vermisst. (Foto: Polizei)
Sexuell missbraucht und mit einem Gürtel erdrsselt: der vierjährige Mohamed Januzi aus der Turmstraße 21 in Moabit vermisst. (Foto: Polizei)

Eigentlich habe er nur Spielsachen und Plüschtiere als Spende für Flüchtlingsfamilien bringen wollen, behauptete Silvio S. Dann habe er Mohamed einen Teddy gegeben und ihn mitgenommen, nachdem dieser ihm auf dem Lageso-Areal ein Stück hinterhergelaufen sein soll.

Mit seinem in der Nähe geparkten Dacia Lodgy verschleppte Silvio S. das Kind in seine Wohnung nach Kaltenborn.

„Dort hat er sexuelle Handlungen an dem Kind vorgenommen, die ebenfalls im Haus lebenden Eltern des Verdächtigen haben davon nichts bemerkt“, sagte Oberstaatsanwalt Michael von Hagen am Freitag.

„Das Kind soll danach gequengelt und gemault haben, wollte nach Hause. Aus diesem Grund habe er es mit einem Gürtel erwürgt.“

Laut Mordkommission schilderte der mutmaßliche Serientäter, wie er das tote Kind nach der Tat auf dem Dachboden versteckte und in einer Plastikwanne mit drei Säcken Katzenstreu abdeckte, damit der Leichnam nicht riecht.

Schon nach der ersten Veröffentlichung von Videobildern des Mohamed-Entführers war Silvio S. von seiner Mutter auf die Ähnlichkeit angesprochen worden, hatte sich aber noch erfolgreich rausreden können.

Als die Polizei mit besseren Aufnahmen am Dienstag an die Öffentlichkeit ging, die von einer Gaststätten-Außenkamera stammen, konnte er sich seinen Eltern gegenüber nicht mehr herausreden und gestand.

Bevor Silvio S. sich aber der Polizei stellte, fuhr er mit Mohameds Leichnam im Auto noch ein Geschenk für seine Cousine kaufen, die Geburtstag hatte. 

Noch schließen die Ermittler nicht aus, dass Silvio S. weitere Taten begangen haben könnte.

Bei der Durchsuchung seines Autos und seiner Wohnung wurden Plüschtiere und Spielzeug gefunden, darunter auch solches, das eher Mädchen anspricht. Er könnte demnach in der Vergangenheit auch versucht haben, Mädchen anzulocken. Auch zur Soko für den Fall der fünfjährigen Inga, die seit dem 2. Mai 2015 in Sachsen-Anhalt verschwunden ist, wurde inzwischen Kontakt aufgenommen.

Das LaGeSo hat für Mohamed und Elias ein Kondolenzzimmer eingerichtet.

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