Demo beim Staatsballett fordert: „Malakhov back!“

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Nach der öffentlichen Probe des Balletts Berlin im Schiller-Theater am 10. September 2016 forderte eine Demo die Rückkehr von Ex-Staatsballett-Intendant Alexander Malakhov: "Malakhov back!"
Nach der öffentlichen Probe des Staatsballetts Berlin im Schiller-Theater am 10. September 2016 forderte eine Demo die Rückkehr von Ex-Staatsballett-Intendant Alexander Malakhov: „Malakhov back!“ (Foto: Facebook/StaatsballettBerlin/Lutz Griesbach)

Die Berliner Choreographin Sasha Waltz und der Direktor des Royal Swedish Ballet Stockholm, Johannes Öhman, werden ab dem Sommer 2019 als Co-Intendanten gemeinsam die Leitung des Staatsballetts Berlin übernehmen. Sie folgen damit Nacho Duato, dessen Vertrag im Juli 2019 ausläuft. Das gab der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, am 7. September 2016 auf einer Pressekonferenz bekannt.

Für etliche Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts ein politischer Schnellschuss. Um sich dem Frust darüber Luft zu machen, gründet sich derzeit eine Initiative, die sich für die Rückkehr des Ukrainers Vladimir Malakhovs stark macht. Der 48jährige Tänzer und Choreograph war bis Ende der Spielzeit 2013/2014 Ballett-Intendant des Staatsballetts Berlin und berät das Tokyo Ballet. Es gibt eine Petition „Rettet das Staatsballett“.  Unterschriften werden gesammelt. 650 haben schon unterschrieben. Die Petition richtet sich an die Entscheidungsträger Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin, Tim Renner, Kulturstaatssekretär von Berlin, und den Stiftungsrat Oper Berlin.

Den Auftakt dazu lieferte eine Gruppe, die sich lautstark im Anschluss an eine öffentliche Ballett-Probe des Staatsballetts im Schiller-Theater am 10. September 2016 zur Eröffnung der Spielzeit 2016/2017 Gehör verschaffte. Hier die Petition im Wortlaut:

Demo vor der Komischen Oper: Die Tänzer fühlen sich offenkundig von der kulturpolitischen Entscheidung überrumpelt (Foto: Change.org)
Demo auch vor der Komischen Oper Berlin: Die Tänzer fühlen sich offenkundig von der kulturpolitischen Entscheidung überrumpelt (Foto: Change.org)

Rettet das Staatsballett Berlin!

Das Staatsballett Berlin ist derzeit Deutschlands größte und Berlins einzige klassisch geschulte Ballettcompagnie. Zusammen mit ihren Vorgänger-Institutionen steht es in einer über 100-jährigen Tradition. Daher lehnen wir, die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin, die Ernennung von Sasha Waltz und Johannes Öhman zu Co-Intendanten des Staatsballetts ab der Spielzeit 2019/20 ab. 

Die Ernennung ist leider zu vergleichen mit der Ernennung eines Tennis-Trainers zu einem Fußball-Trainer oder eines Kunstmuseumsdirektors zu einem Chefdirigenten. Die Entscheidung von Michael Müller und Tim Renner zeigt die völlige Unkenntnis beider über die Traditionen und Entwicklungslinien von Tanz und insbesondere Ballett.

Besonders erwähnt werden muss, dass eine solche Ernennung drei Jahre im Voraus in der Ballettwelt nicht nur beispielslos ist, sondern auch die Compagnie tief verstört und beleidigt. Dass diese Ankündigung inmitten des Wahlkampfs erfolgt, lässt uns zu dem Schluss kommen, dass sie weniger künstlerisch als vielmehr politisch motiviert ist, was abermals von einem tiefgreifenden Mangel an Respekt für unsere Compagnie, unsere Tradition, unsere Kunstform und unser Publikum zeugt.

Wir lehnen die Idee einer künstlerischen Doppelspitze rigoros ab. Es sollte ein einziger Kandidat mit einer klaren künstlerischen Vision und mit den erforderlichen Erfahrungen gefunden werden, um die Compagnie richtungsführend zu konsolidieren. Wir fordern daher einen Generalintendanten anstelle der derzeitigen Dreier-Konstellation.

Wir respektieren die Arbeit von Sasha Waltz, sehen sie aber als völlig ungeeignet an, unsere Compagnie zu führen. Sasha Waltz ist eine Tanztheater-Choreographin. Diese Form des Bühnentanzes benötigt andere tänzerische Qualitäten als die, die ein klassisch-ausgebildeter Balletttänzer entwickelt hat und denen er sich verschrieben hat. Allein die Ernennung von Sasha Waltz zur Co-Intendantin des Staatsballetts würde den Ruf des Staatsballetts als eine weltweite anerkannte klassische Ballettcompanie beschädigen und zwar nicht nur aus Sicht der Öffentlichkeit, sondern ebenso und insbesondere aus der Perspektive klassisch-geschulter Balletttänzer und Choreographen.

In Anbetracht dieser Tatsachen fordern wir den Regierenden Bürgermeister und Kultursenator, Michael Müller, und seinen Staatssekretär Tim Renner auf, die Entscheidung unverzüglich zurückzunehmen. Wir empfehlen dem Stiftungsrat der Stiftung Oper in Berlin dringend, diese Entscheidung auf keinen Fall zu ratifizieren.

Vielmehr ist umgehend eine Findungskommission einzusetzen, um für die Nachfolge von Nacho Duato nach der Spielzeit 2018/19 einen Generalintendanten für das Staatsballett Berlin zu finden.

Wir schlagen mit Nachdruck vor, dass dieser Kommission neben Vertretern aus Politik und Verwaltung, auch Ballett- und Tanzexperten, aber insbesondere auch Vertreter unseres Ensembles angehören. Nach den gemachten Erfahrungen aus der Vergangenheit fordern wir eine aktive Beteiligung am Auswahlprozess eines neuen Intendanten.

Wir, die Tänzerinnen und Tänzer des Staatsballetts Berlin, rufen die Politiker des Abgeordnetenhauses aller Fraktionen, unsere Ballett-Kollegen in der ganzen Welt und vor allem unser treues Publikum auf, uns in dieser Petition zu unterstützen!“

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