Schöneberger Rückert-Gymnasium schafft den Ganztag wieder ab

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Schöneberger Rückert-Gymnasium schafft den Ganztag wieder ab
Die nervigen Hausaufgaben stören nun wieder den Hausfrieden. (Foto: woodleywonderworks)

In den letzten Jahren gewann das Ganztagsangebot an Berliner Schulen immer mehr an Präsenz. Bereits 25 der 90 Berliner Gymnasien folgten dem Trend, welcher bei Sekundar- und Grundschulen mittlerweile schon fast als Standard gilt. Neben Hausaufgabenbetreuung, Arbeits- und Lerngemeinschaften werden auch Freizeitaktivitäten angeboten.

Doch das Rückert-Gymnasium in Schöneberg schafft den Ganztag wieder ab, bereits zum Ende des diesjährigen Schuljahres. Dimitrios Kekes, Vorsitzender der Gesamtelternvertretung, sagte im Gespräch mit der Berliner Zeitung, das Schöneberger Gymnasium habe keine andere Wahl gehabt, da die Schule keine Mensa hat und diese auch nicht gestellt bekommt. Für eine Schule mit Ganztagsbetreuung ein klares Defizit. Nur wenige Schüler nehmen die Ganztagsangebote wahr. Künftig wird der Bezirk Tempelhof-Schöneberg als einziger Berlins ohne Ganztagsgymnasium dastehen.

Finanzielle Mittel fehlen

Finanzielle Mittel, welche durch das Konjunkturprogramm II mehreren Schulen die Möglichkeit für Cafeterien und Mensen ermöglichten, erreichten nicht das renommierte Schöneberger Rückert-Gymnasium.

SPD-Fraktionschef Read Saleh nahm sich dieser Sache an. Beim Besuch der Schule zeigte man dem SPD-Politiker einen ehemaligen Kunstkeller. Dieser sollte renoviert einmal die Mensa der Schule darstellen. Doch diesem Vorhaben hat die Brandschutzverordnung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Diese besagt nämlich unter anderem, sobald ein Gebäude baulich verändert wird, treten die aktuellen Brandschutzbestimmungen in Kraft. Für das Schöneberger Gymnasium würde dies eine teure Angelegenheit bedeuten, da außerplanmäßig neue Fluchtwege gebaut werden müssten. Hierfür müsste der Bezirk finanziell aufkommen. Tempelhof-Schöneberg hat hierfür kein Geld.

Das Schöneberger Rückert-Gymnasium, welches bereits ab der fünften Klasse einen französischen Zug anbietet und bei dem erst neulich der französische Botschafter zu Besuch war, wird also weiterhin ohne Mensa auskommen müssen und daraus folgend ab dem nächsten Schuljahr auch ohne Ganztagsbetreuung.

Eine weitere Einschränkung vor allem für die Freizeitangebote wie Sport-AGs ist die Tatsache, dass sich das Schöneberger Gymnasium eine Turnhalle mit der benachbarten Grundschule und in der Nähe gelegenen Sportvereinen teilen muss.

Ganztagsbetreuung wieder abschaffen?

Auch an der Spreewald-Grundschule, ebenfalls in Schöneberg, kam es letzte Woche zu Komplikationen bei der Ganztagsbetreuung. Ein extremer Ausfall der Erzieher in dem zuständigen Kinderhort, zwang die Eltern, ihre Kinder bereits gegen halb zwei abzuholen, so die Elternvertreterin Hadia Mir. Von den 20 Erziehern seien gerade mal sieben im Einsatz gewesen. Scheinbar bevorzugen einige Erzieher den altbekannten offenen und strikter getrennten Ganztagsbetrieb. Das heißt, vormittags Unterricht und nachmittags Kinderbetreuung.

Letztes Jahr gab es einen Vorfall, bei dem ein freier Hortbetreiber und die einstige Vorzeige-Grundschule Schönebergs einander verklagten. Mittlerweile sind an der Spreewald-Grundschule fast nur noch staatliche Erzieher angestellt.

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  1. Das ist eine gute Nachricht. Ganztagsschulen tragen erheblich dazu bei, dass Kinder weniger als bisher in der Lage sind, nach der Schule ein Leben in Auseinandersetzung mit einer alltäglichen Umwelt zu führen. Diese Fähigkeit ist wichtiger als eine berufliche ‚Selbstverwirklichung‘ von Eltern.

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