Plan Kinderhilfswerk: Schmu bei Briefmarkenspenden?

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Bayern-Fußballstar Mario Götze warb in etlichen TV-Spots für Spenden für das Plan Kinderhilfswerk mit deutscher Haupt-Niederlassung in Hamburg © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk
Bayern-Fußballstar Mario Götze warb in etlichen TV-Spots für Spenden für das Plan Kinderhilfswerk mit deutscher Haupt-Niederlassung in Hamburg © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk

Fußballstar Mario Götze (23), Mittelfeldstürmer beim FC Bayern München und Weltmeister mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, engagiert sich als Pate und Botschafter für das Kinderhilfswerk Plan International Deutschland e.V. mit Sitz im Hamburger Stadtteil Barmbek-Nord (Bramfelder Straße 70). In Werbespots setzte er sich für den Mädchenfußball in Brasilien ein.

Und Mister Ex-Tagesthemen Ulrich Wickert (73, verheiratet mit Julia Jäkel, Vorstandsvorsitzende der Gruner + Jahr AG & Co KG in Hamburg) ruft als ehrenamtliches Mitglied des Plan-Kuratoriums auf: „Jetzt Pate werden!“

Ex-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert wirbt für neue Paten des Plan Kinderhilfswerks © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk/M. Paul
Ex-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert wirbt für neue Paten des Plan Kinderhilfswerks © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk/M. Paul

Das internationale Kinderhilfswerk Plan war 1937 von dem britischen Korrespondenten John Langdon-Davies gegründet worden. Inzwischen betreut Plan über 300.000 Paten, die mit Spenden Kindern in 51. Ländern eine Chance geben wollen.

Doch kommenden Donnerstag, 14. Januar 2016, ab 9:30 Uhr muss sich der inzwischen gefeuerte Finanzchef von Plan International Deutschland e.V., Siegfried B. (67), vor dem Amtsgericht Barmbek, Abteilung 846, Saal E. 002, in der Spohrstraße 6 in einem öffentlichen Prozess wegen Untreue und Betruges verantworten, weil er drei Jahre lang eine doppelte Buchführung beim Weiterverkauf gespendeter Briefmarken an den Tag gelegt und sich privat mit 114.000 Euro bereichert haben soll.

Schulrucksäcke für Kinder in Afrika vom Plan Kinderhilfswerk © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk
Schulrucksäcke für Kinder in Afrika vom Plan Kinderhilfswerk © PR-Foto: Plan Kinderhilfswerk

Die Generalstaatsanwaltschaft Hamburg teilte dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net dazu mit:

Zitat:

„B. wird vorgeworfen, in der Zeit vom 30.06.2008 bis zum 28.10.2011 als Finanzabteilungsleiter einer internationalen Kinderhilfsorganisation Briefmarken, die im Rahmen von Patenschaften an den Verein gelangt waren und durch diesen verwertet werden sollten, an die Firma S. veräußert und den Kaufpreis jeweils in bar entgegengenommen zu haben. 

Anschließend soll er – wie von Anfang an geplant – in 11 Fällen den Gesamterlös von 92.200 Euro nicht bei der Finanzbuchhaltung des Vereins eingezahlt, sondern für sich behalten haben. In 4 weiteren Fällen soll der Angeklagte nur einen Bruchteil des Erlöses an den Verein weitergeleitet und einen Betrag von insgesamt 22.150 Euro für sich behalten haben.“

Siegfried B. bestreitet die persönliche Bereicherung. Sein Chef, der Vize-Geschäftsführer Volker Pohl, wolle ihm das in die Schuhe schieben, weil der ihn loswerden wollte.

Anlass sei das Handy von Volker Pohl gewesen, welches sich Siegfried B. versehentlich eingesteckt haben will. Pohl hatte B. wegen Diebstahls angezeigt.

Pohl habe auch bei einer Fremdfirma eine interne Revision der Finanzbuchhaltung in Auftrag gegeben, die 50.000 Euro gekostet habe, die B. in Rechnung gestellt werde.

Die Paten legten ihren Spenden-Paketen immer Briefmarken bei, damit die Pakete in die Zielländer verschickt werden konnten. Doch Plan verschickte die Pakete gar nicht per Post, sondern stets als billigere Sammel-Containerfracht.

Die Briefmarken wurden mit einem Abschlag von 20 Prozent an eine Firma aus Bargteheide verkauft.

Bei der internen Revision kam heraus, dass B. beim Verkauf der gespendeten Briefmarken zwei Rechnungen geschrieben haben soll: Eine kleine für die Vereinskasse und eine große für die Firma aus Bargteheide, die die Briefmarken kaufte. Dafür sei jeden Monat ein Mitarbeiter der Firma ins Büro von B. in die Bramfelder Straße gekommen und habe die Briefmarken bar bezahlt. Die Differenz zwischen der kleinen und der großen Rechnung soll sich B. in die Tasche gesteckt haben.

„Als ich an der Tür vorbeiging, musste ich schon darüber schmunzeln, dass unser Finanzchef Briefmarken zählt“, sagte Volker Pohl als Zeuge. Von der Art und Weise der Transaktion habe er aber nichts gewusst. „Ich hätte sie auch nie gebilligt. Bei uns gilt das Vier-Augen-System.“

Warum B. die Briefmarken bar statt per Überweisung verkaufte, begründete B. so: „Ich wollte alles in einem Zug abgewickelt haben.“

Das Gericht hatte die bereits für den 25. März 2014 vorgesehen Hauptverhandlung ausgesetzt, weil weitere Zeugen gehört und weitere Beweismittel geprüft werden sollen. Dazu zählt auch das Frachtverzeichnis, das möglicherweise Rückschlüsse erlaubt auf die Menge der Plan zugeflossenen Briefmarken.

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