Normalverdienerin: So schaffe ich es, die Hälfte zu sparen

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Uniabgängerin und Jungredakteurin Laura Hampson aus Sydney, berichtet, wie es ihr gelingt, jeden Monat die Hälfte ihres Einkommens beiseite zu legen - um zu reisen oder ihre Netflix-Sucht zu befriedigen (Foto: Laura Hampson/MammaMia)
Uniabgängerin und Jungredakteurin Laura Hampson aus Sydney, berichtet, wie es ihr gelingt, jeden Monat die Hälfte ihres Einkommens beiseite zu legen – um zu reisen oder ihre Netflix-Sucht zu befriedigen (Foto: Laura Hampson/MammaMia)

Die australische Uni-Abgängerin und Jungredakteurin Laura Hampson bezeichnet sich selbst als Normalverdienerin. Sie schafft es tatsächlich, jeden Monat die Hälfte ihres Einkommens zu sparen. So finanziert sie ihre Hobbys: Die Welt bereisen und Netflix-Filme konsumieren. Wie sie das scheinbare Wunder fertig bringt, erzählte die Autorin vor kurzem in ihrem Blog auf dem  Frauenportal MammaMia. Der Blogbeitrag wurde von Susanne Raupach aus dem Englischen übersetzt und heute als Gastblog-Beitrag auf der Huffington Post Deutschland veröffentlicht. Die ersten Reaktionen reichten von Ratschlägen eines Wolfgang Kuhnle „Schaffe dir keine Kinder“ und „keine Eigentumswohnung oder Haus, die kreditfinanziert sind“ über den Kommentar des Düsseldorfers Manfred Münstedt, der trotz Ruhestand noch arbeitet: „Ich glaube die Frau kennt keine Normalverdiener“ bis zur Zustimmung von Ulrich Petzinna aus Berlin: „Sehr gut. Das sollten auch mal andere Leute beachten und nicht nur immer jammern.“

Aber lesen Sie Lauras Geschichte selbst und bilden Sie sich ein eigenes Urteil, ob man von Laura Hampson wirklich etwas lernen kann:

Heute Morgen unterhielt ich mich mit meinen Kollegen. Wir machten Scherze darüber, dass es ja mittlerweile Ende des Monats war und dass wir gar nicht abwarten konnten, bis wir endlich wieder unser Gehalt bekommen. Da erwähnte ich ganz entspannt, dass ich die Hälfte meines Einkommens immer aufs Sparbuch lege.

Schweigen.

Meine Kollegen sahen mich ungläubig an. „Moment, was?“, fragten die anderen Redakteure mich mit fassungsloser Miene. „Das musst du uns erklären.“

Zu Anfang sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich eine Single-Frau Anfang zwanzig bin. Ich muss keine Familienangehörigen versorgen. Ich muss keine Hypothek abbezahlen. Ich habe kein Auto. Und dafür, dass ich gerade erst meinen Uni-Abschluss gemacht habe und erst vor 18 Monaten in die Arbeitswelt eingestiegen bin, verdiene ich relativ gut.

Ich schreibe mir zwar nicht alle meine Ausgaben auf, aber ich versuche immer im Auge zu behalten, wofür ich mein Geld ausgebe. Da ich in Sydney lebe, geht ein Drittel meines Monatseinkommens für die Miete drauf. Eine Hälfte spare ich und den Rest (in etwa ein Sechstel) habe ich jeden Monat zur freien Verfügung.

Mein Plan sieht so aus:

1. Ich habe ein Ziel.

Seit ich mit der Uni fertig bin und mit meinem ersten richtigen Vollzeitjob begonnen habe, habe ich mir jedes Jahr ein neues Sparziel gesetzt. Letztes Jahr war es eine dreieinhalbwöchige Reise durch Europa mit meinen Freunden. Seit ich nach meiner Europareise beschlossen hatte, dass ich unbedingt nach London ziehen will, spare ich wie eine Irre (sorry für den doofen Ausdruck).

Doch bevor ich nach London ziehe, will ich noch drei Monate lang herumreisen. Zuerst nach New York, dann nach Island und schließlich noch einmal durch Europa. Mir war sofort klar, dass ich dafür einen guten Finanzplan brauche. Und ich fand keine andere Möglichkeit, als die Hälfte meines monatlichen Einkommens anzusparen. Ganz einfach.

2. Lebe sparsam, aber auch nicht zu sparsam.

Vorweg gesagt: In den vergangenen sechs Monaten habe ich mir vier neue Kleidungsstücke gekauft. Vier. Einen Body, ein Kleid und zwei Paar Sandalen. Wenn man mir das vor einem Jahr gesagt hätte, hätte ich darüber gelacht. Doch rückblickend bin ich der Meinung, dass ich früher shoppingsüchtig war. Ich hatte das Bedürfnis, mir fast jede Woche irgendetwas gönnen zu müssen, wie zum Beispiel ein neues, tolles Kleidungsstück.

Das musste sich ändern. Als ich meinen Uni-Abschluss geschafft hatte und nicht mehr von meiner geliebten Mama unterstützt wurde, stellte ich fest, dass die Hälfte meines Einkommens für Klamotten draufging. Jetzt ziehe ich das an, was ich bereits besitze und ich kaufe mir nur etwas Neues, wenn es mir wirklich richtig gut gefällt.

3. Lebe weiterhin wie ein Student.

Als Student denkt man ein bisschen so wie ein Buchhalter. Man spart jeden übrigen Cent, damit man abends mal ausgehen und sich wahnsinnig überteuerte Fachbücher kaufen kann. Man isst da, wo es gut und billig ist.

Fast zwei Jahre nach meinem Abschluss gehe ich noch immer in meine damaligen Lieblingsrestaurants. Bei meinem Lieblings-Thailänder kann ich für 11,50 Dollar zu Abend essen. Wenn ich zusammen mit Freunden hingehe, esse ich die eine Hälfte sofort auf (die Portionen sind dort riesig), und die andere Hälfte nehme ich mir als Mittagessen für den nächsten Tag mit nach Hause.

4. Iss eine Kleinigkeit, bevor du abends ins Restaurant gehst.

Wenn es gar nicht anders geht, esse ich eine Kleinigkeit, bevor ich abends ins Restaurant gehe. Dort esse ich dann nur eine Vorspeise. So kann ich die Gesellschaft der anderen genießen, ohne irre viel dafür bezahlen zu müssen.

Wo wir gerade beim Thema Essen mit Freunden sind: Bezahle immer, WIRKLICH IMMER, nur für dein eigenes Essen. Die Rechnung durch alle zu teilen, ist doch Quatsch. Ich bezahle ganz bestimmt nicht für eine Flasche Wein und ein Steak, wenn ich mir selbst nur einen Salat und Leitungswasser bestellt habe.

5. Kaufe immer nur so viele Lebensmittel, wie du auch wirklich brauchst.

Ich gehe unter der Woche ungefähr zwei bis drei Mal zusammen mit meinen Freunden essen. Und ich ‚erlaube‘ mir, mich jeden Freitag mit einem Auswärtsmittagessen zu belohnen. An dieser Stelle sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass ich keinen Kaffee trinke (ich mag den Geschmack wirklich nicht). Dadurch spare ich mir jeden Tag bis zu 10 Dollar.

An Lebensmitteln kaufe ich alles für den Grillgemüsesalat ein, den ich mir meistens unter der Woche zum Mittagessen zubereite. Außerdem kaufe ich das Fleisch ein, das ich in der jeweiligen Woche für mein Abendessen brauche. Da ich fast jeden Abend selbst koche, reicht mein Essen meist für vier. Deshalb friere ich die Reste ein oder esse sie in den kommenden Tagen zum Mittagessen.

Von meiner Mama habe ich mir abgeschaut, dass ich immer nur mit einer Einkaufsliste bewaffnet in den Supermarkt gehe. Ich habe festgestellt, dass ich am Ende immer mehr kaufe, als ich brauche, wenn ich mal keine Liste dabei habe. 

Meine Kollegin ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie hat mir erzählt, dass sie für die ganze Familie jede Woche 400 Dollar für Lebensmittel ausgibt. Ich gebe zwischen 40 und 60 Dollar aus – letzteres, wenn ich mir Alltagsprodukte anschaffen muss, wie beispielsweise mein Trockenshampoo. Das ist ja klar.

6. Vorbereitung ist alles.

Die meisten Sonntagabende verbringe ich in der Küche, wo ich mein Mittagessen für den Rest der Woche vorbereite. Ich brate ein bisschen Gemüse an und vermische es mit Spinat, Rucola, Avocado und Ziegenkäse. 

Als Beilage kommen ein bisschen Naturreis und Quinoa dazu. Beim Essen bin ich ein Gewohnheitstier. Wenn es etwas gibt, was mir schmeckt und was gesund und lecker ist, esse ich es so oft, bis ich etwas Besseres entdecke.

Ungefähr einmal im Monat mache ich mir auch mein eigenes Müsli. Ich tue das einfach nur, weil es mir schmeckt. Ich mache dann ungefähr ein Kilo Müsli auf einmal. Dafür röste ich Haferflocken zusammen mit verschiedenen Nüssen und Samen mit einem kleinen Stückchen Butter und Honig in der Pfanne an. 

Die Ausgaben dafür sind zwar in dem Moment relativ hoch, doch auf lange Sicht gesehen spare ich mir dadurch sehr viel Geld, weil ich nicht jede Woche eine neue Packung Müsli kaufen muss.

7. Glühe immer vor, bevor du abends richtig feiern gehst.

Diesen Monat fanden bei mir unglaublich viele Feste statt. Von Geburtstagen bis hin zu Familienfeiern gab es jedes Wochenende einen Anlass zum Ausgehen. Da Alkohol in Sydney wahnsinnig teuer ist (15 Dollar für den Hauswein? Nein danke), habe ich immer eine Flasche von meinem Lieblings-Sauvigon-Blanc zu Hause, damit ich ein bisschen vorglühen kann, bevor wir losgehen.

8. Nutze die Schönheit der Natur.

Ich habe noch nie gern im Fitnessstudio Sport gemacht. Ich fühle mich da nicht wohl. Also versuche ich meinem Körper die nötige Bewegung zu verschaffen, indem ich zwei bis drei Mal pro Woche zu Fuß zur Arbeit gehe (das dauert von meiner Wohnung aus ungefähr eine Stunde). 

Auf diese Weise kriege ich meinen Kopf frei und außerdem spare ich mir dabei auch noch das Geld für die öffentlichen Verkehrsmittel.

Wie du siehst bin ich keinesfalls eine professionelle Finanzverwalterin. Ich habe trotzdem Spaß am Leben, ich gehe ins Kino, ich gehe abends essen und ich gehe zum Brunchen.

Ich bin einfach nur eine junge Frau, die ein Ziel vor Augen hat und die hofft, dass sie es irgendwann erreicht.

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2 KOMMENTARE

  1. „1/3 geht für die Miete drauf“ wäre schön. Hier sind es schon 1/2 oder sogar schon drüber. Da bleibt dann nicht mehr viel für anderes übrig nach Strom, Telefon, Internet und Lebensmittel.

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