Nacktwanderweg an der Nuthe scheitert an Angst vor Nackten

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Der Probelauf für einen Nacktwanderweg durch die Mark Brandenburg vor drei Jahren war ein grandioser Erfolg, die Nacktwanderer kamen aus ganz Deutschlands ins Berliner Umland (Foto: privat/dfk.org)
Der Probelauf für einen Nacktwanderweg durch die Mark Brandenburg vor drei Jahren war ein grandioser Erfolg, die Nacktwanderer kamen aus ganz Deutschlands ins Berliner Umland (Foto: privat/dfk.org)

Im Land Friedrich des Großen („Jeder soll nach seiner Façon selig werden“) gibt es trotz inzwischen mehr als 100 Jahren praktizierter Freikörper Kultur bis heute keinen einzigen offiziell ausgewiesenen Nacktwanderweg. Wer nackt durch den Wald läuft, muss mit einer Ordnungsstrafe wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses rechnen.

Und so passiert vor den Toren Berlins regelmäßig folgendes: Als wäre es eine Polit-Demo muss der Brandenburger FKK-Fan Ulfert D. Hanschur (57, Webmaster des Leibnitz-Instituts für Astrophysik Potsdam) aus Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark jedes Mal erst zur Polizei gehen und um Erlaubnis bitten, wenn er mit ein paar Gleichgesinnten hüllenlos um die Lienewitzseen in seinem Landkreis oder durchs Baruther Urstromtal im benachbarten Landkreis Teltow-Fläming wandern will.

Ein seit drei Jahren geplanter offizieller Dauer-Nacktwanderweg vom Trebbiner Ortsteil Kliestow in Teltow-Fläming, 20 Kilometer südlich der Berliner Stadtgrenze, hin zum Fluß Nuthe, am Flußufer der Nuthe entlang und dann wieder im großen Bogen zurück nach Kliestow, scheiterte zuletzt an der Angst vor den vielen unbekannten Nackten, die da kommen würden.

Einige Anwohner sorgten sich in der Hauptsache um das Wohl der Kinder.

Jemand sprach gar von Exibitionismus. Diese Ängste einiger weniger Kliestower wurden vom MDR-Magazin EXAKT – DIE STORY aufgegriffen und am 12. Juli letzten Jahres im Abendprogramm um 20:45 Uhr unter dem Titel „Der nackte Wahnsinn – FKK zwischen Kultur und Kommerz“ ausgestrahlt.

Eigentlich hatten sich die Befürworter des Nacktwanderweges an der Nuthe, darunter auch der Trebbiner Bürgermeister Thomas Berger (CDU) und der Kliestower Ortsvorsteher Andreas Liefeld (CDU), noch am Tag der Fernseh-Interviews mit den Kritikern über alle Punkte geeinigt. Doch als die Sendung ausgestahlt wurde, kippte die Stimmung. Bürgermeister Berger bemängelte anschließend, dass die Kritiker überproportional im Fernsehbeitrag zu Wort kamen. Seitdem liegt das Projekt auf Eis.

Was Initiator Ulfert Hanschur sehr schade findet.

Denn ein zweistündiges Probe-Nacktwandern am 6. Juli 2013 war aus seiner Sicht ein überwältigender Erfolg. Zur Wanderung durch das Wildgehege (Rotwild, Dammwild, Mufflons) der Glauer Berge im Naturpark Nuthe-Nieplitz kamen 85 Naturisten. Es war bis dato die zweitgrößte Nacktwanderung, die es in Deutschland je gab. Die Teilnehmer kamen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Hessen und Bayern. Was Hanscher besonders freute: Jüngere Nacktwanderinnen und -wanderer waren in der Überzahl.

In Deutschland gibt es rund 8 Millionen Naturisten. Aber bislang gibt es nur zwei ausgewiesene Nacktwanderwege.

Der erste wurde am 29. Mai 2010 im Wippertal im Südharz in Sachsen-Anhalt eröffnet. Der Naturistenstieg, so der Name, ist 18 Kilometer lang und verläuft von Wippra nach Dankerode. Auf einem Schild am Eingang steht: „Willst Du keine Nackten sehen, darfst hier nicht weitergehen.“

Zwei Jahre später wurde Deutschlands zweiter offizieller Nacktwanderweg in Niedersachsen eröffnet: der Naturistenweg Undeloh, 16 Kilometer durch die Lüneburger Heide. Der Wanderweg Undeloh beginnt beim Parkplatz südwestlich von Wesel und geht in Richtung Wehlen. Auf dem Weg gibt es einen Rastplatz. Der Weg ist nur an den Enden ausgeschildert. Auf der Strecke musste aus Naturschutzgrunden auf Schilder verzichtet werden.

Nun sollte im Berliner Umland Deutschlands dritter Nacktwanderweg entstehen. Doch der liegt wegen der aufgebrachten Gemüter der Nuthe-Anwohner noch immer auf Eis.

Einstige Befürworter des Nacktwanderwegs haben sich seither von der Idee distanziert. Der Trebbiner Bürgermeister Thomas Berger nicht. „Der Gedanke ist noch da, und ich bleibe dran. Ich warte, bis der Zeitgeist sich ändert“, sagte er der Berliner Zeitung.

So lange gibt es organisierte Nacktwanderungen in der Mark Brandenburg

Bis das so weit ist, hat Ulfert Hanschur andere Pläne. „Ich will jetzt freie Wanderungen organisieren, so wie es auch in anderen Gegenden von Deutschland üblich ist“, sagt er. In Absprache mit den örtlichen Polizeibehörden in Beelitz und Potsdam lädt er zu bestimmten Terminen zu den Nacktwanderungen ein – das letzte Mal am 29. Mai.

Probleme habe er mit den Genehmigungen nicht. Im Gegenteil, die Beamten begegnen seinem Anliegen mit Zustimmung und Humor. „Bei der Polizei sagten sie mir nur: Nehmen Sie aber Mückenspray mit“, erzählt er. „Man sieht das da also nicht so eng.“

Im Naturpark Nuthe-Nieplitz (Teltow-Fläming) bietet Ulfert Hanschur auch Barfußwanderungen rund um die Friedensstadt Glau an (5. Juni und 4. September 2016).

Infos und Anmeldungen zu den Touren unter nackt.wandern@gmx.de und barfuss.wandern@gmx.de.

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16 KOMMENTARE

  1. Na warum nicht ? In ein paar Jahren haben wir sowieso nichts mehr zum anziehen, dann sind wir alle gleich und werden Angela in unsere Mitte begrüssen

  2. Diese weltvergessenen Leute scheinen noch nicht mitbekommen zu haben, dass wir nicht mehr unter uns sind in Deutschland und so überall gefahrlos nackig herumlaufen könnten. „Flüchtlinge“ wüssten mit so ner Truppe im Wald was anzufangen …

  3. Wenn der frühpensionierte Lehrer Bernd K. sich mit nacktem Pillermann vor zwei Diplom-Ingenieuren aus Eritrea empört, dass sie seine nackte Tochter begrapschen. Das geht doch nicht!

  4. Die Kleine mit dem Knackarsch rechts im Bild ist leider die Ausnahme.
    Die meisten von denen sind alte Faltenaersche mit Schlauchtitten. Wenn die sich unbedingt ausserhalb ihrer Zonen zeigen muessen, sollten sie sich lieber auf einen „Nachtwandertag“ verstaendigen.

  5. wäre schön wenn es in Brandenburg auch einen Nackwanderweg geben würde. Es gibt in der Region genügend Leute die den besuchen würden . Angst braucht da keiner zu haben! Man ist ja nackt wo sollen da Waffen herkommen?

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