Ein bisschen muss man schmunzeln, weil die wiederhergestellte Drei-Raumwohnung vom Typ WBS 70 des einstigen DDR Wohnungsbaukombinats Ost in der Karl-Liebknecht-Straße 1 in Mitte an die Kulisse aus dem Kinofilm Good Bye Lenin (2003) erinnert. Doch der wissenschaftliche Leiter des DDR-Museums, Dr. Stefan Wolle (65), legt angesichts von 1.000 zusammengetragenen Original-Alltagsgegenständen aus DDR-Zeiten darauf wert, dass es sich um eine Ausstellung mit wissenschaftlichem Anspruch handelt. Der B.Z. sagte er im Vorfeld: „Wir wollen hier keine ostalgische Puppenstube aufbauen, sondern einen kontextuellen Zusammenhang herstellen.“
Seit der Langen Nacht der Museen am 27. August 2016 ist Berlin um eine Attraktion reicher: Das DDR-Museum eröffnete an diesem Abend nach anderthalbjähriger Bauzeit auf insgesamt 270 Quadratmetern eine Dauerausstellung „Alltag in der Plattenbauwohnung“, bei der man eine Zeitreise zum Beispiel in den 5. März 1984 machen kann.
Jedenfalls läuft das DDR-Fernsehprogramm von diesem Tag, wenn man den tragbaren Fernseher Combi-Vision 3101 oder den Staßfurt Fernseher in der Carat-Schrankwand neben der Kaminuhr Sonneberg anschaltet. Zu einer Tasse Muckefuck kann man sich den Schwarzen Kanal von Karl-Eduard von Schnitzler (im Westen als Sudel-Ede beschimpft) reinziehen. Aus dem Sternradio dudelt Bruce Springsteen (der in der DDR auftreten durfte) oder die Berliner Rundfunk Familienmorgensendung: Was ist denn heut bei Findigs los? Im fenstlosen Plattenbauklo fällt der Blick auf den Spülkasten, der in Deckenhöhe angebracht ist. Und man darf mal das rauhe einlagige Toilettenpapier aus DDR-Produktion befühlen. Kinder können im Kinderzimmer im Puppentheater mit Pittiplatsch und Schnatterinchen spielen. Jugendliche dürfen auf einer echten Schwalbe platznehmen. Bei diesem Moped (60 km/h Spitze) war es schwierig, Benzin zu klauen, was bei Sperber, Habicht und Simson S50 gern gemacht wurde, weil der Tank bei der Schwalbe unter der Sitzbank eingeschlossen war.
Für Autointeressierte gibt es eine virtuelle Rundfahrt im echten Trabant P601 und für die Damenwelt einen virtuellen Kleiderschrank mit virtuellem Spiegel, der einem vorgaukelt, wie man in einer Kittelschürze oder einer Wisent-Jeans aussehen würde.
Wer aus dem Fenster schaut, sieht dank vorgelagerter Bildschirme einen Nachbar-DDR-Block, einen Trabbi-Parkplatz oder den Fernsehturm.
Im Einladungstext in die Museums-Wohnung heißt es: „Die Plattenbausiedlungen am Rande der ostdeutschen Städte gelten heute als öder sozialer Brennpunkt – zu DDR-Zeiten war das völlig anders: Die Plattenbau-Vollkomfortwohnung galt nicht nur als Inbegriff für die Lösung des Wohnungsbauproblems, sondern war auch der Traum vieler Mieter, die genervt von Außentoilette, Kaltwasser und Ofenheizung in heruntergekommenen Altbauwohnungen lebten.
Im DDR Museum erleben Sie eine 120 Quadratmeter große museale Plattenbauwohnung mit fünf authentisch eingerichteten Räumen. Treten Sie ein, stöbern Sie in der Carat-Schrankwand, öffnen Sie Küchenschränke und nehmen Sie Platz auf dem Sofa – der Fernseher läuft, das Telefon ist intakt. Aber Vorsicht, die Idylle wird aufs Härteste durchbrochen…“
Neben der Wohnung befindet sich ein Stasi-Abhörraum, ein Stasi-Verhörraum und eine DDR-Gefängniszelle.
Täglich, 10–20 Uhr (Sa bis 22 Uhr), DDR-Museum, Karl-Liebknecht-Straße 1, Mitte, 9,50/6 Euro, ☎ 847 123 731, Führungen sind nach telefonischer Anmeldung auch möglich.
Die selbe Coutch hatten wir auch! Cool und sehr bequem!!! Das war noch Qualität!!!
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