Manfred Seel: Der Hurenkiller von Hessen

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Der Entrümpler Manfred Seel, der im August 2014 im Alter von 67 Jahren in Schwalbach in Hessen an Speiseröhrenkrebs starb, soll nach heutigem Stand in vier Jahrzehnten bis zu 14 Frauen zerstückelt haben (Foto: Youtube/hr/LKA Hessen)
Der Entrümpler Manfred Seel, der im August 2014 im Alter von 67 Jahren in Schwalbach in Hessen an Speiseröhrenkrebs starb, soll nach heutigem Stand in vier Jahrzehnten bis zu 14 Frauen zerstückelt haben (Foto: Youtube/hr/LKA Hessen)

Sie hätte das Erbe ihres am 26. August 2014 verstorbenen Vaters Manfred Seel (67) aus Schwalbach in Hessen besser nicht annehmen sollen. Als die Tochter zwei Wochen später am 10. September 2014 die Garage aufräumte, entdeckte sie Leichenteile von verschiedenen Frauen. Sie rief die Polizei. Die fand heraus: Der verwitwete Familienvater Seel, der so gern Klarinette und Saxophon in der Band Overall Jazz Gang spielte und auch mal kurzzeitig ein Kunsstudium an der Goethe-Uni Frankfurt belegte, war bis zu seinem Tod heimlich ein Hurenkiller. Mehr als vier Jahrzehnte lang schlachtete der biedere Seel immer wieder Prostituierte im Rhein-Main-Gebiet ab. Bei jeder Leiche fehlte ein anderes Körperteil. Er soll in 43 Jahren bis zu 14 Huren getötet haben, berichtet heute die BILD. Die örtliche Presse gab ihm den Namen Hessen-Ripper.

Ermittler Frank Hermann sagte dazu auf einer Pressekonferenz folgendes aus: „Mal sei es ein rechtes Bein, mal ein linker Arm – wenn Sie das zusammenrechnen, könnten Sie sich tatsächlich dadurch einen neuen Körper herstellen“.

Man geht im Fall Seel davon aus, dass der Täter hinter seiner bürgerlichen Fassade über Jahrzehnte ein Doppelleben geführt haben muss. Seel hatte sich mit einem Entrümpelungs- und Gartenbauunternemen in Schwalbach selbständig gemacht. Die Gründe für die Mordtaten liegen mit hoher Wahrscheinlichkeit in seiner Persönlichkeit, die von sadistischen Phantasien geprägt war, denen vermutlich ein geringes Selbstwertgefühl zugrunde lag.

Seel soll es vornehmlich auf drogenabhängige Prostituierte aus dem Frankfurter Rotlichtmilieu abgesehen haben. Das Motiv kurzgefasst: sexueller Sadismus. Auf Rechnern und Festplatten des Verdächtigen wurden insgesamt 32.000 Bilddateien mit entsprechenden Gewaltdarstellungen sichergestellt. Abgebildete Handlungen ähnelten den Taten. Bilder von den tatsächlichen Fällen gab es jedoch nicht.

Ist Hurenkiller Seel der schlimmste Serienmörder Deutschlands? Nein, leider gab es noch schlimmere. Wie Hackebeil-Haarmann.

Fleischer Fritz Haarmann zerstückelte zehn Körper mehr als Seel.

Fritz Haarmann aus Hannover tötete mit seinem Hackebeilchen in den 1920er Jahren 24 Jungen und junge Männer - warte, warte nur ein Weilchen (Foto: Youtube)
Fritz Haarmann aus Hannover tötete mit seinem Hackebeilchen in den 1920er Jahren 24 Jungen und junge Männer – warte, warte nur ein Weilchen (Foto: Youtube)

An den Fleischer Fritz Haarmann aus Hannover (Warte, warte nur ein Weilchen..) reicht Seel nicht heran. Haarmann tötete in den 1920er Jahren mindestens 24 Jungen und junge Männer, indem er sie wie ein Vampir in den Hals biss und anschließend zerhackte.

Am 19. Dezember 1924 wurde Haarmann zum Tode verurteilt und am 15. April 1925 im Alter von 45 Jahren geköpft. Und die Menschen sangen zum damals populären Operettenlied „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt auch das Glück zu dir“ einen neuen Text: „Warte, warte nur ein Weilchen, bald kommt Haarmann auch zu dir. Mit dem kleinen Hackebeilchen macht er Schabefleisch aus dir.“ 1995 wurde der Fall unter dem Titel „Der Totmacher“ mit Götz George verfilmt.

Seel stürzte auch Rudolf Pleil nicht vom schaurigen Frauen-Serienmörder-Thron.

Einer der spektakulärsten Fälle der Nachkriegszeit nach dem zweiten Weltkrieg war der des Grenzgängers, Schmugglers und Serienmörders Rudolf Pleil, der zwischen 1946 und 1947 etwa 25 Frauen mit seinen Mittätern Karl Hoffmann und Konrad Schüßler, mißbraucht und ermordet haben will, wie er in seinen Memoiren "Mein Kampf" schreibt (Foto: Youtube)
Einer der spektakulärsten Fälle der Nachkriegszeit nach dem zweiten Weltkrieg war der des Grenzgängers, Schmugglers und Serienmörders Rudolf Pleil, der zwischen 1946 und 1947 etwa 25 Frauen mit seinen Mittätern Karl Hoffmann und Konrad Schüßler, mißbraucht und ermordet haben will, wie er in seinen Memoiren „Mein Kampf“ schreibt (Foto: Youtube)

Der ehemalige Hilfspolizist aus dem Erzgebirge (Sachsen) flog auf, weil man seine Bewerbung als Henker in Niedersachsen im Jahr 1947 abgelehnt hatte. „Die glauben mir hier nicht, dass ich schnell und gut Totmachen kann“, schrieb er dem Bürgermeister des Örtchens Vienenburg im Harz. Um seine Fähigkeiten zu belegen, leitete er die Polizei zum Versteck zweier Leichen, die er in einem Brunnen versenkt hatte.

Jetzt wurden immer mehr grausige Taten bekannt. Es kam heraus: Pleil hatte seit Kriegsende zwischen Ost- und Westdeutschland Waren geschmuggelt und auch Menschen über die Grenze im Harz geholfen. Zahlreiche Frauen, die auf seine Fluchthilfe hofften, erschlug er. In Tagebüchern schrieb er alles minutiös auf. Pleil nannte seine Mord-Memoiren „Mein Kampf“. Darin prahlte er, insgesamt 25 Morde begangen zu haben – einen mehr als Fritz Haarmann. Das mache ihn zum „größten Totmacher von allen Zeiten in Deutschland“. Später stockte Pleil noch auf, behauptete nun, zusammen mit zwei Komplizen mehr als 40 Morde begangen zu haben. Zweifelsfrei nachgewiesen wurden ihm neun. Die Strafe dafür: Das Schwurgericht Braunschweig verurteilte Pleil am 17. November 1950 zu lebenslanger Haft. Rudolf Pleil erhängte sich am 16. Februar 1958 im Alter von 33 Jahren in seiner Zelle in der JVA Celle in Niedersachsen.

Auch gegen die Bestie vom Schlesischen Bahnhof (heute Ostbahnhof) in Berlin Friedrichshain Carl Großmann war Seel eher ein Waisenknabe

Carl Großmann besaß einen Wurststand in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs (heute Ostbahnhof) in Friedrichshain. Er soll bis zu 100 Frauen getötet haben, weshalb man ihn den Schlächter vom Schlesischen Tor nannte (Foto: Youtube)
Carl Großmann besaß einen Wurststand in der Nähe des Schlesischen Bahnhofs (heute Ostbahnhof) in Friedrichshain. Er soll bis zu 23 Frauen getötet haben, weshalb man ihn die Bestie vom Schlesischen Bahnhof nannte (Foto: Youtube)

Auch gegen den Berliner Fleischer Carl Großmann war der Hessen-Ripper eher ein Waisenknabe. Großmann wurde die Bestie vom Schlesischen Bahnhof getauft. Er lockte dort Obdachlose und Prostituierte in seine Wohnung und brachte sie um. In den Jahren 1918 bis 1921 wurden an verschiedenen Orten in Berlin 23 zerstückelte Frauenleichen gefunden, die man ihm zuschrieb. Am 5. Juli 1922 erhängte sich Großmann mit 57 Jahren in seiner Zelle.

Gleichauf dürfte Seel, was die Anzahl der Leichen anbelangt, mit Joachim Kroll, dem Menschfresser von Duisburg sein. Allerdings aß der seine Opfer.

Der Ruhr-Kannibale Joachim Kroll (Foto:Youtube)
Der Ruhr-Kannibale Joachim Kroll (Foto:Youtube)

Der einstige Wärter einer Waschkauf der Thyssen-Hütte Joachim Kroll (43) flog am 3. Juli 1976 als Mädchen- und Frauenmörder auf, als die Eingeweide eines geschlachteten Mädchens Marion (4) das gemeinschaftliche Etagenklo in der Friesenstraße 3 in Duisburg verstopfte und ein Nachbar die Polizisten, die nach dem vermissten Mädchen suchten, darauf aufmerksam machte. Kroll behauptete, er habe ein Kaninchen geschlachtet, die Beamten könnten ja in seiner Gefriertruhe nachschauen. Dort fanden sie aber abgepacktes Menschenfleisch. In einem Kochtopf auf dem Herd schwammen in einer Brühe mit Möhren und Kartoffeln ein Kopf und eine kleine Menschenhand. Im Verhör erinnerte sich Kroll an 14 Morde.

Irgendwann habe er aufgehört zu zählen. Am 8. April 1982 wurde der „Menschenfresser von Duisburg“, dem acht vollendete und ein versuchter Mord zur Last gelegt werden konnten, zu lebenslang verurteilt. Er starb 1991 in der JVA Rheinbach an einem Herzinfarkt.

 

Als größter deutscher Serienmörder der Nachkriegszeit gilt jedoch Krankenpfleger Niels Högel – der „Todesengel“ von Oldenburg und Delmenhorst in Niedersachsen

Krankenpfleger Niels Högel (30) gilt als größter Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte, er hat mindestens 30 Patienten getötet und sitz lebenslänglich hinter Gittern (Foto: Youtube/Die Story)
Krankenpfleger Niels Högel (39) gilt als größter Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte, er hat mindestens 30 Patienten getötet und sitzt lebenslänglich hinter Gittern (Foto: Youtube/Die Story)
Immer wenn der in Wilhelmshaven geborene Krankenpfleger Niels Högel (39) im Dienst war, gab es auf Kranken- und Intensivstationen von Oldenburg (1999-2002) und Delmenhorst (2003-2005) rätselhafte Not- und Todesfälle. Stets packte der engagierte junge Kollege mit an, half bei der Reanimation. Högel steht im Verdacht, bis zu 200 Patienten getötet zu haben. Rund 30 hat er zugeben, sowie 60 versuchte Tötungen. Seine Masche: Er verabreichte Patienten auf der Intensivstation Medikamente, die zu Herzstörungen und massivem Blutdruckabfall und 24 Stunden später zum Tod führten. Högel wurde am 28. Februar 2015 unter Feststellung der besonderen Schwere der Schuld vom Landgericht Oldenburg zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Urteil wurde im März 2015 rechtskräftig. Wegen der besonderen Schwere der Schuld, eine Entlassung nach 15 Jahren ist nicht möglich.

Der Fall Manfred Seel ist aber noch nicht abgeschlossen.

Am 19. Mai 2016 wandte sich das hessische Landeskriminalamt mit einem Aufruf an die Bevölkerung, um weitere Hinweise über den oder die Täter und seine Opfer zu erhalten. Auch ist man auf der Suche nach überlebenden Opfern, mithilfe deren Aussage Rückschlüsse auf den Täter, sein Motiv oder auf den Tathergang gemacht werden könnten.

Hinweise – auf Wunsch auch vertraulich – an das Hessische Landeskriminalamt unter der Rufnummer: 0611/83 83 83 oder per Mail an alaska.hlka@polizei.hessen.de

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4 KOMMENTARE

  1. Vielleicht auch nur „NSU“ fuer Perverse?

    Da laden sie jetzt alle ihre ungeklaerten und „von der Klaerung ausgenommenen“ Sexmorde ab.

    Diesem „Staat“ ist alles zuzutrauen!

  2. Abgesehen von den widerlichen und unvorstellbaren Taten aller der hier aufgelisteten Mörder, was ist das für eine widerliche Art des Journalismus die mutmaßlichen und grausamen Taten von Manfred Seel hier gegenüber derer anderer Serienmörder aufzuwiegen und gar zu relativieren („gegenüber […] war Manfred Seel ein Waisenknabe“ etc.)? Wirklich abartig hier diese „Menschen“ anhand ihrer Anzahl der getöteten Opfer in einer Art „Wall of Fame“ vorzustellen.

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