Kondom-Krieg zwischen Berlin und Köln

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Erst im Februar diesen Jahres haben zwei junge bärtige Kerle namens Waldemar Zeiler (32) und Philip Siefer (32) in der Skalitzer Straße 100 in Berlin Kreuzberg die einhorn products GmbH gegründet und wollten die angeblich ersten fair gehandelten Bio-Kondome der Welt verkaufen, deren Spur die Gründer per Video bis zu den Kautschukplantagen in Malaysia zurückverfolgen und deren Einnahmen zur Hälfte für Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen gespendet werden sollen. Dafür sammelten sie über Crowdfunding 73.000 Euro Startkapital ein.

Doch schon beim Werbestart per Video für ihre Einhorn Condoms kassierten die Berliner Kondom-Neulinge von einer Kondomfirma aus Köln eine Unterlassung. Der Kölner Kondom-Hersteller Fair Squared fand es gar nicht witzig, dass die Berliner behaupteten, das erste nachhaltig produzierte Kondom der Welt herzustellen. Dieses will die Firma Fair Squared GmbH aus der Limburgerstrasse 4 in Köln schon vorher produziert haben. Die Kölner erhielten Recht. Das Video musste in wesentlichen Aussagen abgeändert werden.

Um mit „Einhorn“ weiter wachsen zu können, benötigen die beiden Firmengründer nun 300.000 Euro. Dafür fuhren die Gründer sogar am 8. September 2015 in die „Höhle der Löwen“, eine Vox-TV-Sendung zum Einsammeln von Kapital. Sie suchten einen kapitalkräftigen CEO. Doch die Berliner fielen nicht nur durch.

Schon im Vorfeld waren die Berliner von den Kölner Konkurrenten aufgefordert worden, ihre vorproduzierten Verkaufstüten wieder einstampfen zu lassen, mit denen sie punkten wollten.

Einhorn verkauft ihre Ware in 7er-Packungen und schrieb hinten drauf: „7 Kondome entspricht bis zu 21 Orgasmen“.

Denn: Beim Sex sollten beide Partner den Höhepunkt erreichen – wenn’s gut läuft, kommt die Frau doppelt. Drei Orgasmen mal sieben Gummis macht 21.
Fair Squard-Boss Oliver Gothe findet: Mit dieser Werbung entstehe der Eindruck, dass man das Kondom mehrmals benutzen solle. Und droht, mit dem Fall vor Gericht zu gehen.

Einhorn-Chef Philip Siefer argumentiert, dass man auch multiple Orgasmen haben könne. Und nutzte den skurrilen Streit für PR in eigener Sache. Am 28. August 2015 um 18.30 Uhr demonstrierte er mit 200 Personen vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Die Demonstranten hielten Schilder hoch, auf denen Sprüche standen wie: „Ein Recht auf multiple Orgasmen“.

Dass mit 7 Kondomen 21 Orgasmen möglich sind, da sind sich die Gründer  und viele ihrer Kunden allerdings sicher: „Nur 1 Orgasmus pro Kondom würde bedeuten, dass lediglich der Mann kommen darf. Hierbei werden Frauen und andere Sexualpartner nicht berücksichtigt. Schließlich können beide oder mehrere Sexualpartner während des Liebesspiels (mehrmals) kommen. Diese Ungerechtigkeit wollen wir nicht hinnehmen. Wenn das durchgeht, was kommt dann als nächstes? Komplettes Orgasmusverbot mit Kondome?“, so die einhorn-Gründer in einer Presseerklärung.

Eine einstweilige Verfügung wäre absurd, meint Siefer: „Der Richter würde festlegen, dass beim Kondom-Sex nur einer zum Höhepunkt kommen darf.“

Siefer weiter: „Die wollen unsere Firma im Keim ersticken.“ Und das, obwohl auch klare Hinweise auf der Packung stehen. „Wechsle das Kondom, wenn die zweite Runde ansteht“, heißt es dort.

Unterstützung bekommt Einhorn Condoms unter anderem von Jugend gegen Aids e.V. aus Hamburg: „Wir begrüßen die Kommunikation und Produktinformation von einhorn besonders daher, weil sie neben der Werbung für das eigene Produkt auch insgesamt darauf abzielt, das Verwenden und einen lockeren Umgang mit Kondomen zu fördern.“

Oliver Gothe von Fair Squared hat den Berlinern bereits eine Abmahnung geschickt. Noch ist der Rechtsstreit nicht entschieden.

Waldemar Zeiler und Philip Siefer sind alte Gründerhasen und harte Bandagen im Konkurrenzkampf gewohnt.

Siefer hatte zuvor die Firma Stickvogel gegründet, dort können sich Kunden Textilien individuell besticken oder drucken lassen. Zeiler leistete während seiner Zeit bei den Start-up-Inkubatoren Rocket Internet und Team Europe mehreren Unternehmen Geburtshilfe. Doch dann wollten die beiden etwas Bedeutenderes schaffen: „Unternehmer bist du sowieso, aber du willst mal irgendwas hinterlassen für die Menschheit, das sinnvoll ist“, sagt Waldemar Zeiler.

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2 KOMMENTARE

  1. Nachhaltig Produziert? Wen interessiert das denn? Nachhaltig gevögelt, darum geht es! Das gute Gefühl sollte möglichst lange anhalten. Dafür braucht man vor allem den richtigen Partner.

  2. Witziges Marketing, die machen Schlagzeilen! Haha.. Hoffentlich erwartet die Frau dann nicht zu viel. 😀

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