Deutsche Wohnen AG bleibt Eigentümerin von 98.000 Berliner Wohnungen

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Es bleibt alles beim alten für die Mieter der Deutsche Wohnen AG aus Frankfurt am Main, wie hier im Falkenhausenweg in Berlin Lankwitz (Foto: Deutsche Wohnen AG)
Es bleibt alles beim alten für die Mieter der Deutsche Wohnen AG aus Frankfurt am Main, wie hier im Falkenhausenweg in Berlin Lankwitz (Foto: Deutsche Wohnen AG)

Für die 98.000 Berliner Wohnungen der Deutsche Wohnen AG mit Sitz in Frankfurt am Main wird es keinen Eigentümerechsel geben. Die Übernahmeschlacht der Deutsche Wohnen AG durch Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen Vonovia SE aus Düsseldorf ist gescheitert.

Und zwar am Willen der Aktionäre von Deutsche Wohnen. Die Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent des Aktienkapitals wurde deutlich verfehlt. Die Annahmequote liegt nach vorläufigen Berechnungen nur bei gut 30 Prozent, wie der Bochumer Konzern gestern dem Finanznachrichtendienst GoMoPa.net mitteilte.

Der Aufsichtsrat und Vorstand der Deutsche Wohnen AG begrüßen das klare Votum: „Wir freuen uns und bedanken uns bei unseren Aktionären, Mitarbeitern und Mietern für die Unterstützung“, sagte gestern Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen. „Unsere Argumente gegen die Transaktion haben den Markt überzeugt.“

Das Kaufangebot in Höhe von 14 Milliarden Euro sei zu gering gewesen, hatte die Deutsche Wohnen im Vorfeld gemeldet. Die von Vonovia in den Raum gestellten Synergien seien bestenfalls zu einem Viertel realisierbar. Beide Organe empfahlen den Aktionären der Deutsche Wohnen daher, das Angebot nicht anzunehmen.

Die Deutsche Wohnen AG (Jahresumsatz 2014: rund 953 Millionen Euro) ist seit Dezember 2010 im MDAX der Deutschen Börse gelistet und besitzt etwa 147.000 Wohnungen, davon 98.000 in Berlin, sowie 2.100 Gewerbeeinheiten. Durch die Fusion wäre ein Konzern mit 517.000 Wohneinheiten entstanden.

Die Wohnimmobiliengesellschaft Vonovia SE aus Düsseldorf und Verwaltungssitz in Bochum hatte am 21. September 2015 den Sprung in die erste Börsenliga geschafft und den Chemiekonzern Lanxess aus dem Dax rausgekegelt. Dann hat die Vonovia SE (Umsatz 2014: rund 1,6 Milliarden Euro, 370.000 verwaltete Wohnungen), die bis Herbst vergangenen Jahres unter dem Namen Deutsche Annington firmierte, Anleihen im Volumen von drei Milliarden Euro begeben, die auch von diversen Investoren gezeichnet wurden, um mit dem Geld eine feindliche Übernahme der Deutsche Wohnen AG aus Frankfurt am Main durchzuführen. Doch das klappte nicht.

Klaus Markus, der Leiter Konzernkommunikation der Vonovia SE in Bochum, gab gestern jedoch bekannt: „Die vorläufige Annahmequote des öffentlichen Übernahmeangebots der Vonovia SE (‚Vonovia‘) an die Aktionäre der Deutsche Wohnen AG (‚Deutsche Wohnen‘) betrug – einschließlich Aktien aus wandelbaren Finanzinstrumen- ten – am 10.2.2016 um 12:05 Uhr rund 30,4 Prozent auf unverwässerter Basis. Damit wird die von Vonovia gesetzte Mindestannahmeschwelle in Höhe von 50 Prozent voraussichtlich nicht erreicht. Das Erreichen dieser Mindestannahmeschwelle ist die Voraussetzung für die Realisierung des vollen Synergiepotentials.“

Rolf Buch, CEO von Vonovia: „Wir haben den Aktionären der Deutschen Wohnen ein wirtschaftlich attraktives Angebot unter- breitet und hierzu in den vergangenen Wochen viel Unterstützung vom Markt erhalten. Wir stellen heute fest, dass wir nicht die erforderliche Anzahl Aktien für eine erfolgreiche Übernahme angedient bekommen haben. Dies wäre eine wertschaffende Mög- lichkeit gewesen, den Markt weiter zu konsolidieren. Wir setzen unseren bewährten Kurs fort und bauen unser erfolgreiches Ge- schäftsmodell mit einer deutschlandweiten Plattform weiter aus. Unser umfangreiches Investitionsprogramm in den wichtigen Bereichen ‚Energieeinsparung‘, ‚Altersgerechtes Wohnen‘ und ‚Neubau‘ ist eine nachhaltige Quelle internen Wachstums. Dazu kommen innovative Dienstleistungen für unsere Kunden. So erhöhen wir die Zufriedenheit unserer Kunden und schaffen stetigen Wertzuwachs für unsere Aktionäre. Das Ergebnis steht gleichzei- tig für eine Deutsche Wohnen mit dem Fokus Portfoliomanagement in Berlin.“

Dr. Stefan Kirsten, CFO von Vonovia: „Dem Auftrag unserer Aktionäre und unseren disziplinierten Akquisitionskriterien folgend, haben wir von Anfang an einen attraktiven, aber auch vollen Preis geboten. Dies war erforderlich, um die wirtschaftlich sinnvolle Balance unseres Angebots für beide Aktionärsgruppen zu halten. Ebenso wichtig war es, an der Mindestannahmeschwelle festzu- halten, damit wir nicht die Gefahr einer Minderheitsbeteiligung eingehen.“

Ende September 2015 hatte die Deutsche Wohnen angekündigt, den Wettbewerber LEG übernehmen zu wollen. Nach eingehender Analyse und einer Reihe von Gesprächen mit Aktionären von Vonovia und der Deutschen Wohnen hatte Vonovia daraufhin entschieden, eine wertschaffende Alternative zu bieten. Voraussetzung dafür war, dass sich zunächst die Aktionäre der Deutschen Wohnen gegen einen Zusammenschluss mit der LEG aus- sprechen. Die Deutsche Wohnen zog daraufhin ihr Angebot für die LEG zurück. Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung von Vonovia am 30. November 2015 erteilten rund 78 Prozent der Aktionäre Vonovia den Auftrag, den Aktionären der Deutschen Wohnen ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.

Rolf Buch: „Der Zeitpunkt unseres Übernahmeangebotes wurde nicht von uns, sondern durch den Vorstoß der Deutschen Wohnen gesetzt. Wir haben erreicht, dass die LEG als eigenständiges, börsennotiertes Unternehmen erhalten bleibt. Die LEG ist ein wichtiger Partner für uns, wie der Verkauf von rund 14.000 Wohnungen im November 2015 zeigt.“

 Das Ergebnis habe laut Vonovia keinen Einfluss auf die weitere erfolgreiche Unternehmensentwicklung. Vonovia prognostiziert für das Geschäftsjahr 2016 unverändert eine weitere Ertragssteigerung, die 100 Millionen über der Guidance für 2015 liegt. Das vollständige Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2015 sowie den Ausblick auf das Jahr 2016 stellt Vonovia am 3. März 2016 vor.

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