Brandanschlag auf CDU-Wahlkampfbus, SPD-Plakate mit NPD-Plakaten überklebt

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Schausteller und CDU-Kandidat für das Berliner Abgeordnetenhaus aus Spandau: "Sie sehen ja, ein zweites Zuhause, mein privates Wohnmobil ist in Flammen aufgegangen. Insbesondere meine Familie ist zutiefst geschockt, weil das unser Zuhause ist." (Foto: Youtube/BILD Blaulicht)
Schausteller und CDU-Kandidat für das Berliner Abgeordnetenhaus aus Spandau: „Sie sehen ja, ein zweites Zuhause, mein privates Wohnmobil ist in Flammen aufgegangen. Insbesondere meine Familie ist zutiefst geschockt, weil das unser Zuhause ist.“ (Foto: Youtube/BILD Blaulicht)

Brutaler Wahlkampf: In Staaken wurde in der Nacht zu gestern der CDU-Wahlkampfbus von Schausteller Thilo-Harry Wollenschläger abgefackelt. In Pankow wurden zuvor 30 SPD-Plakate zerstört und durch NPD-Plakate ersetzt.

Der private Wahlkampfbus von Thilo-Harry Wollenschläger, CDU-Wahlkandidat für das Berliner Abgeordnetenhaus aus Spandau, ist nur noch ein Wrack. Die Fenster zerborsten, die Sitze weggeschmolzen. Wollenschläger ist den Berlinern als Schausteller bekannt, der viele Volksfeste auf die Beine stellt: von der Britzer Baumblüte über Oktoberfeste in Neukölln, am Hauptbahnhof und in Marzahn am Le Prom bis hin zu Weihnachtsmärkten am Rathaus Spandau und Marzahn-Hellersdorf.

Laut Polizei entdeckten Autofahrer kurz vor Mitternacht des 4. August 2016 Flammen an dem Bus, der auf einem Parkplatz zwischen der Heerstraße und dem Gärtnereiring stand. Alarmierte Feuerwehrleute löschten das Feuer. Der Bus brannte komplett aus. Ein neben dem Bus geparkter mobiler Kran sowie ein Sattelanhänger wurden durch die Hitzeentwicklung beschädigt. Verletzt wurde niemand. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

Die CDU geht von einem politisch motivierten Anschlag aus. Hinweise auf die Täter gibt es bisher nicht. Thilo-Harry Wollenschläger sagte rbb Aktuell: „Ich bin tief betroffen. Wenn das das neue Demokratieverständnis sein soll, was wir hier an den Tag legen. Ich bin ansonsten unterwegs. Mit meinem Wohnmobil, mit meiner Familie, meinen Kindern. Und ich bin erschüttert.“

Parteiübergreifend wird der Angriff verurteilt. Von der AfD bis zu den Linken. Es ist der bisher härteste Angriff auf einen Wahlkämpfer in diesem Sommer. Aber nicht der erste.

SPD-Plakate durch NPD-Plakate ersetzt

Schriftsetzer Rainer-Michael Lehmann, SPD-Kandidat aus Pankow und bislang Integrationspolitischer Sprecher der SPD im Berliner Abgeordnetenhaus, ging gestern mittag zum Staatsschutz beim Landeskriminalamt.

30 seiner Plakate wurden auf der Karower Chaussee runtergerissen. Stattdessen hängen dort nun Plakate der rechtsextremen NPD. Nicht das erste Mal, dass er und seine Unterstützer im Wahlkreis angefeindet werden. Lehmann sagte rbb Aktuell: „Ja man hat den Eindruck, dass die Stimmung doch schon härter ist als in den letzten Jahren. Eigentlich jetzt schon. Es ist ja noch eine Weile hin bis zum Wahltermin. Das sind so Dinge, die man erfährt, die eigentlich sonst später waren und diesmal schon zeitiger beginnen.“

Wahlplakate in Buch und Karow systematisch zerstört

Bereits einen Tag nach dem Aufhängen wurden Wahlplakate der SPD in Karow und Buch systematisch zerstört. An den Stellen, wo SPD-Plakate hingen, finden sich stattdessen Plakate von Neonazis. Zerstörte Plakate liegen zerrissen neben Laternenmasten und in den Grünanlagen.

Dazu erklärt der Landesgeschäftsführer der Berliner SPD, Dennis Buchner: „Die Verhinderung von demokratischem Wahlkampf in Karow und Buch hat inzwischen Tradition. Plakate werden systematisch zerstört, SPD-Aktive an den Infoständen ebenso eingeschüchtert wie interessierte Wählerinnen und Wähler. Wir haben den Vorgang zur Anzeige gebracht und fordern alle Bürgerinnen und Bürger auf, systematische Beschädigungen von Wahlplakaten auch über die Notrufnummer zu melden. Dies ist kein Kavaliersdelikt, der polizeiliche Staatsschutz nimmt in diesen Fällen Ermittlungen auf.“

Der betroffene örtliche Wahlkreisabgeordnete Rainer-Michael Lehmann ergänzt: „Leider muss ich mir nun wieder Sorgen um die Sicherheit meiner Unterstützer im Wahlkampf machen. Ich möchte nicht, dass sich die tätlichen Übergriffe aus dem Europawahlkampf 2014 wiederholen. Damals wurde eine Frau beim Plakate-Aufhängen von Neonazis verletzt. Ich werde natürlich wie geplant Wahlkampf machen und auch neue Plakate aufhängen.“

Vom Brandanschlag wollen sich die Kandidaten nicht einschüchtern lassen. Sie kämpfen weiter um Stimmen. 43 Tage haben sie noch bis zur Abgeordnetenhauswahl am 18. September 2016.

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14 KOMMENTARE

  1. Wen wundert das. Hoffentlich wird das Volk langsam wach. Es ist zwar nicht der richtige Weg, aber sonst kommt man an diese Elite ja nicht mehr rann. In Frankreich hätte es schon lange ein Ende.

    • Das Volk lebt vergleichsweise wie die Made im Speck.Die Leute die so etwas machen sind vermutlich selber Schuld das sie nicht mit am Tisch sitzen.Ich für meinen Teil habe 45 Jahre in einem Toleranten, Sicheren und Sozialen Land gearbeitet. Dieses Rummgejammer und die Suche nach Schuldigen soll doch nur ablenken vom eigenen Unvermögen.Mit dem Abfackeln der Symbole von Andersdenkenden hat schon mal etwas angefangen.

    • Wer ist denn Unvermögend in diesem Land. Ich habe mich bisher hier auch sehr wohl gefühlt und habe auch meine Jahre voll. Aber sollen wir uns den kleinen Wohlstand noch nehmen lassen? DEN HABEN WIR ERARBEITET! NUR WIR!

  2. Wenn man zu nachsichtig mit potentiellen Gegnern umgeht, ist dies das Ergebnis. Ihr wollt es ja so, links ausgerichtete CDU. So lange es gegen AfD u.ä. ging, war das ja auch für die Altparteien in Ordnung.

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