Abschlussprüfung Mathe in Berlin so einfach wie nie

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In Berlin war dieses Jahr die Mathe-Abschlussprüfung nach der zehnten Klasse so einfach wie nie zuvor, sagen Fachlehrer. Es wird voraussichtlich deutlich weniger Fünfen geben als im Vorjahr. In Bayern wären solche Aufgaben undenkbar.

Abschlussprüfung Mathe Berlin einfach
Die Abschlussprüfung Mathe war viel einfacher als im Vorjahr. (Fotolizenz: CC0 1.0)

Im vergangenen Jahr verließ jeder zehnte Schüler die Schule ohne Abschluss. Dieses Jahr werden es wohl deutlich mehr Schüler schaffen. Der Grund für diesen Erfolg besteht aber nicht darin, dass die Schüler besser geworden sind.

Vielmehr waren dieses Jahr die zentralen Mathematikprüfungen für die Zehntklässler wesentlich einfacher als in den Vorjahren. Die ist Einschätzung von Berliner Fachlehrern, nach deren Ansicht die Aufgaben ein Witz waren.

Durch die „große Anzahl einfacher Aufgaben“ sei es leichter gewesen, eine Vier zu bekommen, zitiert der Tagesspiegel die Mathematiklehrerin Carola Hoppe, die den Fachbereich Mathematik an der der Tempelhofer Johann-Eck-Gemeinschaftsschule leitet. Auch die Anzahl der Zweien habe sich erhöht. Die Schüler hätten sich teils veralbert gefühlt.

Abschlussprüfung Mathe dieses Jahr „Pillepalle“

„Schon beim Öffnen der Aufgaben haben die Mathematiklehrer gesagt, dass das dieses Jahr Pillepalle ist“, sagt der stellvertretenden Leiter einer Sekundarschule, der nicht genannt werden möchte. Dies zeigte sich dann auch in den Ergebnissen. Der Anteil der Fünfen habe sich gegenüber dem Vorjahr von über 40 auf 25 Prozent reduziert.

Die Aufgabe 5a) befand sich nach Ansicht von Fachlehrern etwa auf dem Niveau der dritten Klasse. Die Schüler sollten aufschreiben, welches die größte dreistellige Zahl ist, die aus den Ziffern 2, 3 und 6 gebildet werden kann. (Ergebnis: 632).

Beim Lesen dieser Aufgabe hätten sich ihr die „Zehennägel hochgekrümmt“, sagte eine Gymnasiallehrerin. In Berlin müssen auch die Gymnasiasten am Ende der zehnten Klasse an den Prüfungen zum sogenannten Mittleren Schulabschluss (MSA) teilnehmen.

In Bayern wären solche Aufgaben „undenkbar“

Der bayerische Realschullehrerverband sagte, dass in Bayern eine derartige Abschlussprüfung „undenkbar“ ist. Viele der Aufgaben aus der Berliner Zehnte-Klasse-Prüfung lägen auf dem Niveau „maximal der siebten Klasse“. Er lobte allerdings „das Bemühen um eine neue Aufgabenkultur und eine Anwendbarkeit“.

Doch offenbar gibt es nicht nur in Berlin einen Niveauabfall an Schulen, und der Niveauabfall ist zum Teil auch so gewollt. Kürzlich forderte der Aktionsrat Bildung mehr Gruppenarbeit und weniger Fachwörter, damit die Migrantenkinder dem Unterricht folgen können.

Auch im diesjährigen Berliner Mathematik-Abitur haben Lehrer eine Tendenz zu leichteren Aufgaben beklagt. „Es gibt einen schleichenden Prozess hin zu einem gesunkenen Anforderungsniveau bei zentralen Prüfungen in Mathematik“, sagt die Fachbereichsleiterin des Europäischen Gymnasiums Bertha von Suttner in Reinickendorf, Katrin Car.

Link zu den Aufgaben der diesjährigen Berliner Matheprüfung nach Klasse 10

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5 KOMMENTARE

  1. Manchmal ist die Lösung eines Problems so einfach. Bildungsniveau runter = bessere Noten. Und sollte dies immer noch zu schwer sein, Lösungen auf der Rückseite einer Klausur.

  2. Unglaublich, aber ich kann das in Berlin nur bestätigen. Schon in der Grundschule liegen Welten zwischen den Anforderungen von beispielsweise NRW und Berlin. An einer Grundschule in Berlin mit vergleichbarem Einzugsgebiet wie in NRW wird so viel weniger bis gar nichts gefordert. Die Lehrer verfahren nach dem Motto: Die Schüler können von zu Hause aus nichts, da dürfen wir auch nichts verlangen und müssen uns am untersten orientieren. Frei nach dem Motto „Das Kind muss doch auch Erfolgserlebnisse haben“, kommen die guten Noten und Smileys und Prima-Stempel trotz schlechter Leistung.

  3. Die Niveauabsenkung für Abschlussprüfungen ist genauso intelligent wie das Drucken von Banknoten bei Staatsverschuldung. Das zeigt jahrelang gewachsene Kompetenz in der Bildungspolitik!

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