ZDF-Kritik an Putin mit einem gekauften Kronzeugen?

1828
69
TEILEN
Im ZDF verlässt Igor Frau und Kind, um in der Ostukraine als Freiwilliger für die Russen zu kämpfen - doch im russischen Fernsehen erzählt er, wie ihn das ZDF angeworben habe, er habe und gar keine Frau und auch kein Kind. Die Frau habe für die Rolle 20 Euro, er rund 900 Euro bekommen. (Filmausschnitt ZDF vom 15.12.2015)
Im ZDF verlässt Igor Frau und Kind, um in der Ostukraine als Freiwilliger für die Separatisten zu kämpfen – doch im russischen Fernsehen erzählt er, wie ihn das ZDF angeworben habe, er habe gar keine Frau und auch kein Kind. Die Frau habe für die Rolle 20 Euro, er rund 900 Euro bekommen. (Filmausschnitt ZDF vom 15.12.2015)

Eine ZDF-zeit-Reportage mit dem Titel „Machtmensch Putin“, die am 15. Dezember 2015 im Zweiten Deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, ging nach hinten los, da das ZDF auf Propagandamaterial eines russischen Produzenten namens Waleri Bobkow hereingefallen war, der einen Kronzeugen für umgerechnet 900 Euro gekauft und Szenen teilweise inszeniert haben soll.

Im ZDF verlässt Igor Frau und Kind, um in der Ostukraine als Freiwilliger für die Separatisten zu kämpfen – doch in Wahrheit hat Igor gar keine Frau und kein Kind.

Das russische Staatsfernsehen spricht von „einem wunderbaren Beispiel für schlechte Informationskriegsführung“.

Igor aus dem ZDF-Film "Machtmensch Putin" berichtet im russichen Fernsehen, wie ihn das ZDF anheuerte (Foto: rt)
Igor aus dem ZDF-Film „Machtmensch Putin“ berichtet im russichen Fernsehen, wie ihn das ZDF anheuerte: „Wir  brauchen eine Reportage, dass du aus Kaliningrad als Kämpfer nach Donezk gekommen bist.“ Damit sollten Putins Worte widerlegt werden: „Wir haben in der Ostukraine keine Truppen.“(Foto: rt)

Das ZDF behauptet, es habe das mutmasslich gestellte Filmmaterial von Walerie Bobkow übernommen und betrachte ihn als vertrauenswürdig.

Bobkow selbst nimmt öffentlich keine Stellung zu den Vorwürfen und hat sich auf Anraten seines Anwalts auch geweigert, gegenüber dem ZDF eine eidesstattliche Erklärung zu unterschreiben.

Die Neue Zürcher Zeitung, die in dem Fall unstrittig als unparteiisch gelten darf, schreibt: „Eine unabhängige Recherche bestätigt einen Teil der Vorwürfe.“

Produzent Walerie Bobkow sei laut Ivo Mijnssen von der Neuen Zürcher Zeitung „in Journalistenkreisen als Mann mit guten Kontakten zur Armee bekannt, hat aber bei einigen auch einen zweifelhaften Ruf, weil er in der Vergangenheit schon Geschichten ‚aufgepeppt‘ hat.“

Die Neue Zürcher Zeitung kommt zu dem Schluss: „Es erscheint unerklärlich, weshalb das Team des deutschen Senders, dem der ehemalige Russlandkorrespondent Dietmar Schumann vorstand, derart unkritisch Material von Bobkow übernahm. Der Verdacht drängt sich auf, dass man nicht so genau hinschaute, da der junge Mann gut als Illustration für die übergeordnete Erzählung taugte. Allerdings wäre genau dies bei einem derart heiklen Thema die Aufgabe von Qualitätsmedien – gerade auch deshalb, um sich von der billigen Propaganda des russischen Staatsapparats abzusetzen, statt diesem zusätzliches Futter zu liefern.“

Im ZDF-Dokumentarfilm wir gezeigt, wie ein 27 Jahre alter „Igor“ aus Kaliningrad Frau und Kind verlässt, um für Putin als Freiwilliger in die Ostukraine in den Krieg zu ziehen, um dort die Separatisten zu unterstützen. Seine Geschichte dient der Illustration der ZDF-These, der russische Herrscher Wladimir Putin sei nur an Macht und imperialer Grösse interessiert. Dafür sei ihm fast jedes Mittel recht.

Naheliegenderweise illustriert die Dokumentation diese Zuspitzung mit der unbestrittenen russischen Aggressionspolitik in der Ostukraine. Der Film porträtiert Igor, wie er im Donbass mit einem Gewehr patrouilliert und Autos kontrolliert, dazu werden Kampfszenen und Explosionen gezeigt – mit dramatischer Musik.

Fünf Tage später nimmt das russische Staatsfernsehener das ZDF ins Kreuzfeuer: Bei dem Freiwilligen Igor in der ZDF-Sendung handelt es sich um den 27jährigen Juri Labyskin. Dieser führt in der Sendung des russischen Staatsfernsehens Aufnahmen der Dreharbeiten vor, in denen der russische Produzent für das ZDF, Waleri Bobkow, dem jungen Mann Instruktionen gibt. Die beiden üben den Text, den Labyskin aufsagen soll, und Bobkow instruiert ihn im Gebrauch des Gewehrs. Auch eine Szene des Dokumentarfilms, die Labyskin dabei zeigt, wie er seine Frau und sein Kind verlässt, um in den Krieg zu ziehen, sei gestellt worden, erklärt Labyskin. Der 27-jährige Arbeitslose ist alleinstehend.

Das ZDF bestreitet die Manipulationsvorwürfe. Und veröffentlichte dazu folgende Erklärung: „Das russische Staatsfernsehen RT behauptet, dass das Interview in der ZDFzeit-Dokumentation ‚Machtmensch Putin‘ mit einem russischen Freiwilligen vorher geprobt und in seinem Verlauf abgesprochen sei. Er hat im Gegenteil aus freien Stücken und ausführlich erklärt, wie und warum er in die Ostukraine ging. Der russische Freiwillige hat im Interview, das im ZDF-Studio Moskau geführt wurde, den Sachverhalt genauso dargestellt, wie das ZDF es gesendet hat. Gerne stellen wir nun das Rohmaterial des Interviews zur Verfügung, damit das deutlich wird.“

Unsaubere Arbeit des ZDF deckt der Journalist auf.

Mehr Licht in die Angelegenheit bringt schliesslich ein Anfang Februar 2016 erschienener Artikel der beiden Journalisten Moritz Gathmann und Maxim Kireev im deutschen Medienmagazin „Journalist“. Die beiden sprechen mit Labyskin und finden heraus, dass er vom russischen Geheimdienst unter Druck gesetzt wurde. Vor diesem Hintergrund müssen seine Aussagen im russischen Staatsfernsehen bezweifelt werden.

Die beiden Journalisten bestätigen aber auch, dass viele der Behauptungen des ZDF nicht haltbar sind.

Einerseits handelt es sich dabei um handwerkliche Fehler: So erklärt die Off-Stimme im Dokumentarfilm, auf einem Bild seien russische Freiwillige zu sehen. An den Uniformen prangen aber deutlich ukrainische Flaggen.

Zudem wird Labyskin gezeigt, wie er in ein Rekrutierungszentrum für Freiwillige in Kaliningrad eintritt, obwohl es solche „nach den Aussagen der russischen Behörden gar nicht gibt“. Allerdings handelt es sich um ein reguläres Aushebungszentrum der Armee.

Auch die „Frau“ von Labyskin finden die Journalisten – im Donbass. Sie will ihn erst während der Dreharbeiten kennengelernt haben, was das Rohmaterial, das Labyskin den Journalisten zeigt, zu bestätigen scheint.

Die Neue Zürcher Zeitung urteilt: „Ob Juri Labyskin wirklich im Donbass gekämpft hat, können die Journalisten jedoch nicht beantworten. Es ist auch nicht entscheidend, da es ausser Zweifel steht, dass dort zahlreiche russische ‚Freiwillige‘ kämpften und kämpfen und dass die russische Armeeführung diese unterstützt. Wichtiger ist die Frage, wie es möglich war, dass das ZDF derart unkritisch eine zumindest teilweise fabrizierte Geschichte übernahm.“

Comments

comments

TEILEN

69 KOMMENTARE

  1. Da braucht man nur eins und eins zusammenzählen.
    Klar , ergibt das zwei.
    Zweites deutsches Fernsehen = ZDF.
    Staatlich, und genau darum auch nicht neutral.
    Einfach mal wieder eine ganz billige Nummer.
    Könnte man auch als Rufmord auslegen.
    Eine staatlich finanzierte Kampagne.

    • Ne noch schlimmer!Für den Scheiss müssen wir auch noch bezahlen mit unseren GEZ Geldern.Ach wie schön es wäre wenn der ein oder andere Terrorist mal was sinnvolles tun würde und sich im Deutschen Bundestag in die Luft sprengen würde.Dann würden wenigstens keine Unschuldigen zu Schaden kommen.

  2. “ Selbst wenn das ZDF nichts mit der Manipulation zu tun hatte, hinterlässt die Geschichte einen schalen Nachgeschmack. Es erscheint unerklärlich, weshalb das Team des deutschen Senders, dem der ehemalige Russlandkorrespondent Dietmar Schumann vorstand, derart unkritisch Material von Bobkow übernahm. Der Verdacht drängt sich auf, dass man nicht so genau hinschaute, da der junge Mann gut als Illustration für die übergeordnete Erzählung taugte. Allerdings wäre genau dies bei einem derart heiklen Thema die Aufgabe von Qualitätsmedien – gerade auch deshalb, um sich von der billigen Propaganda des russischen Staatsapparats abzusetzen, statt diesem zusätzliches Futter zu liefern. “ http://www.nzz.ch/international/europa/russische-manipulationsvorwuerfe-gegen-das-zdf-verheddert-im-gestruepp-der-propaganda-ld.4785

    • Aber da waren keine wahlen und das volk aufhetzen macht erst jetzt sinn.. wie alt die geschichten sind und ob sie stimmen,bekommen doch die aufgeregten frustbuetger nicht mit 😉

  3. Nur noch Peinlich was die staatlich-finanzierten Sender an den Tag legen ,so sieht also Journalismus und anständige Information aus ,LOL – Das freche assoziale daran ist das man ja auch noch gezwungen wird den SCHEISS zu bezahlen/finanzieren !!!

  4. Wer Pütin auch nur ein Wort glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. das Gleiche gilt für alle Diktatoren dieser Welt. Das gleiche denke ich auch über den Türken Anführer.

  5. Im InformationsUrwald Muße man lernen zu lesen wie ein Pfadfinder. Glauben heißt zu vertrauen und das haben unsere Medien verspielt. Wer Wissen will braucht Quellen von mehreren Seiten. War eigtl schon immer so …

  6. Hat das ZDF ihn denn gekauft? Gibt es dafür Beweise? Oder war das ZDF nur zu leichtgläubig und wollte berichten, was man ihm so bereitwillig anbot? Professionell ist das nicht, aber beileibe keine Lüge. Mir fällt dazu die Berichterstattung von RT ein, betreffs des 13-jährigen Rußlanddeutschen Mädchens. Sogar der russische Außenminister schaltete sich ein. Und? Nix war mit Vergewaltigung. Das läßt mich die Frage aufwerfen, wie kam den der Zeuge dazu sich anzubieten? Seit längerem findet man Putins „Propagandabrigade“ im Internet. War der Zeuge vielleicht bezahlt, aber nicht vom ZDF (oder auch), sondern von Putins Geheimdienst? Bei aller Kritik an unserer Regierung und an den Medien, Putin und RT sind keine Verbesserung unserer Situation.

  7. wen wundert das ,ZDF und ARD sind staatlich kontrollierte Sender, lassen sich ihre Lügen noch schön von uns bezahlen, jeder Bürger sollte ALLES hinterfragen, sich selber ein Bild machen und diese ganzen Lügen und Intriegen einfach nicht so blauäugig glauben, in der ganzen Politik wurde und wird immer gelogen,

  8. Was muss man tun, um solche Beiträge nicht mehr vorgeschlagen zu bekommen? Erschreckend wie viele Menschen einfach alles glauben ohne selber mal zu prüfen ob das sein kann. Auf Facebook wird mir erstmal bewußt, wie viele Menschen von der Intelligenz her noch mit dem Neandertaler konkurrieren.

    • wolfgang, besser wäre – zu wissen!
      dau muß man sich aber informieren.

      schlage vor dich gehörig über die geschichte seit 2 wk kundig zu machen. dann wäre solcher quark obsolet

  9. Das ist doch alles ein ganz groß angelegtes Spiel, dass da heißt: „Wie destabilisiere ich Europa am Besten!!“ Putin und Konsorten haben einen Plan ( siehe „unsere Lisa“)und keiner von uns will es wahrhaben,………… !Der Rest meiner Antwort würde euch nur verunsichern!!!

Comments are closed.