Wie ein Staatsbegrägnis: Erschossener Hells Angels Boss bestattet

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Ein Hells Angel aus der Schweiz wischte sich neben einem Bruder aus der Türkei (rechts) gestern Nachmittag auf der muslimischen Gräberstätte des Neuen Friedhofs in Gießen für den ermordeten Gießener Boss Aygün Mucuk (45) eine Träne aus dem Auge
Ein Hells Angel aus der Schweiz (vorn links) wischte sich neben einem Bruder aus der Türkei (rechts) gestern Nachmittag auf der muslimischen Gräberstätte des Neuen Friedhofs in Gießen für den ermordeten Gießener Boss Aygün Mucuk (45) eine Träne aus dem Auge (Foto: Youtube/SPIEGEL Panorama)

Mit 16 Schüssen aus nächster Distanz war am Freitagmorgen Hells Angels Boss Aygün Mucuk (45) auf seinem eigenen Clubgelände in Wettenberg-Wißmar bei Gießen (Hessen) neben einer Kirche niedergemäht worden. Die Putzfrau fand seinen Leichnam. Der oder die Schützen sind noch nicht gefasst.

Mucuk wurde bereits im Juli 2014 angeschossen, musste ins Krankenhaus. Der Türke war aus dem Frankfurter Chapter der sogenannten old school Hells Angels ausgestiegen und hatte mit vielen Migranten sein eigenes Chapter der new school Hells Angels MC Turkey Nomads in Gießen gegründet, wollte aber weiter im alten Revier im Rotlichtviertel am Frankfurter Hauptbahnhof abkassieren.

Vor zwei Jahren führte der Machtkampf, bei dem es vor allem um die Gründung der Ortsgruppe in Gießen gegangen sein soll, zu Schüssen vor einem Frankfurter Club mit fünf Verletzten. Nach BILD-Informationen handelte es sich bei dem Angriff auf Rocker-Boss Walter Burkhard („Schnitzel-Walter“) um einen Putschversuch. Einer der Anführer soll Walters ehemalige rechte Hand Jürgen C. gewesen sein, auch Aygün war mit von der Partie, wurde dabei verletzt.

Im Sommer 2014 wurde Aygun Mucuk bei einem Putschversuch gegen seinen Ex-Boss Schnitzelwalter aus Frankfurt bei einer Schießerei vor einem Frankfurter Bordel verletzt, nun wurde er hingerichtet (Foto: Youtube(SPIEGEL Panorama)
Im Sommer 2014 wurde Aygun Mucuk bei einem Putschversuch gegen seinen Ex-Boss Schnitzelwalter aus Frankfurt bei einer Schießerei vor einem Frankfurter Bordell verletzt, nun wurde er hingerichtet (Foto: Youtube/SPIEGEL Panorama)

Alte Verbündete wurden zu erbitterten Feinden!

In der Rhein-Main-Region standen sich Schnitzel-Walter, Chef des verbotenen Frankfurter Charters „Westend“, und Aygün Mucuk als Konkurrenten gegenüber. Viele Jahre war Mucuk einer der wichtigsten Männer von Burkhard, machte die Sicherheit an vielen Bordellen und verdiente gutes Geld. Sein jetziger Tod glich einer Hinrichtung.

Dennoch bekam der Hells Angels Boss gestern Nachmittag eine Bestattung wie ein Staatsbegräbnis.

Gießen (80.000 Einwohner) war im Ausnahmezustand. Viele Bewohner standen Spalier, machten Fotos. Gut 300 Beamte vom SEK Frankfurt und Kassel, Bereitschaftspolizei und BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit) sicherten vor Ort, kontrollieren Fahrzeuge, sperrten Straßen, durchsuchten die Brüder nach Waffen. 500 Schaulustige belagerten das Friedhofsgelände.

1.200 aus ganz Europa angereiste Hells Angels erwiesen Aygün Mucuk die Ehre, bildeten einen Motorradkonvoi aus schweren Harleys und gaben ihm auf dem muslimischen Gräberfeld des Neuen Friedhofs in Gießen das letzte Geleit. Rocker aus Aachen, Alzey, Berlin, Bad Homburg, Frankfurt am Main, Hannover, Heilbronn, Mannheim, Gießen, Saarbrücken, Luxemburg, Belgien, Bulgarien, Italien, der Schweiz oder der Türkei und die Brigade 81 (Sicherheitsdienst der Hells Angels) trauerten Seite an Seite. Viele hatten sich das Bild des Hells Angels Bosses ans Revers ihrer Kutte geheftet, trugen schwarze Armbinden mit der goldenen Aufschrift „Aygün“ oder „R.I.P.“ (Rest in Peace – Ruhe in Frieden). Einige trugen  Brillen mit der Aufschrift AFFA (Angels forever, forever Angels) auf den Bügeln.

Im Internet war von Rache die Rede. Auf einer Gedenkseite für Mucuk wurde kurz vor der Bestattung gewarnt: „Aus Angst vor Racheakten werden die Zugangswege überwacht.“ Die Trauerfeier verlief friedlich. Staat Blut flossen vereinzelte Tränen.

Auch Kritiker Andre Sommer der Berliner Charter kam

Gestern waren die Fehden vergessen, alle sind gekommen, auch die Szenegrößen. Walter Burkard aus Frankfurt, der mächtige Chef vom Main, genannt „Schnitzel-Walter“. Und selbst André Sommer, der Chef des Berliner Charters, der auch zu den größten Kritikern der massiven Expansion der Hells Angels in den letzten Jahren zählt. Einer Expansion, die der getötete Mucuk eisern vorantrieb.

Die Berliner Fraktion um Sommer verließ den Friedhof zuerst. Als Zweiter ging „Schnitzel-Walter“ mit seinem Gefolge. Die beiden mächtigsten Traditionalisten. Ein Szenekenner der Polizei sagte SPIEGEL im Vorfeld: „Das wird eine Heuchlerveranstaltung hier.“ Immer wieder war Mucuk mit seinen Vorstößen und unorthodoxen Methoden angeeckt. Er ging mit der Polizei auf Kuschelkurs – ein Unding für die Altrocker. Mucuks Motto war aber: „Leben und Leben lassen.“

Vor den Toren des Friedhofs hielten die Prospects Wache, die Anwärter auf eine vollwertige Mitgliedschaft bei den Hells Angels. Sie sorgten dafür, dass keiner der vielen Medienvertreter und Schaulustigen die Feier störte.

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4 KOMMENTARE

  1. Klar ein Staatsbegräbnis. Denn ohne unseren Toleranz-Schrottstaat hätten diese kriminellen Vereine keine Kohle für sowas. Der läßt die groß werden. Gute Berufschancen für Merkels Fickifickis und Drogenvertickis. Die werden in dem Milieu gehäuft auftauchen.

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