Verkaufte der 1. FC Union dem FSV Union Fürstenwalde unbrauchbares Stadiondach?

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Hat der Fußball-Bundesligist 1. FC Union dem Amateurfußballverein FSV Union Fürstenwalde 60 Kilometer östlich von Berlin in Richtung Frankfurt Oder ein unbrauchbares Stadiondach angedreht und lässt den Oberligisten nun auf dem Schaden sitzen?

Das meint jedenfalls Manager Sven Baethge, der Union Fürstenwalde seit knapp zehn Jahren leitet. Vor drei Jahren eröffneten sich für die Unioner aus Fürstenwalde eine Riesenchance, ihrem Traum von einer überdachten Tribüne in ihrem Friesenstadion mit 500 vor Wind und Nässe geschützten Sitzplätzen ein Stück näher zu kommen.

2012 ließ der 1. FC Union sein altes Stadiondach in der Alten Försterei in Berlin Köpenick abreißen, weil eine neue Tribüne mit einem neuen Dach  für mehrere Millionen Euro gebaut werden sollte. Der FSV Union Fürstenwalde durfte das alte Dach zum reinen Schrottpreis für 18.000 Euro kaufen.

Die Fürstenwalder freuten sich und planten eine neue Tribüne, die genau unter das 100 Meter lange Dach aus Berlin passte. Doch als das Dach in Fürstenwalde eintraf, war der Schreck groß.

Die Stahlstützpfeiler waren nicht aus ihren Fundamenten herausgenommen wurden, sondern waren oberhalb der Fundamente einfach mit Schweißbrenner durchtrennt worden. Damit waren die Dachkonstruktion für eine Wiederverwendung als Stadiondach viel zu niedrig.

Ein Schildbürgerstreich?

Die Schuld liegt für Baethge klar beim 1. FC Union. „Die Baufirma Brauer hat uns gegenüber ganz klar zum Ausdruck gebracht, dass Union sie in Verzug gesetzt hat, sodass die Stahlstützen aus Zeitnot abgebrannt werden mussten“, sagt er. Zu wenig Zeit habe die Baufirma Brauer also durch den Druck des Bundesligisten gehabt, um die Stützen ordnungsgemäß aus dem Fundament zu lösen, so die Sicht in Fürstenwalde.

Dass Union Druck ausüben konnte, liegt aus Sicht von Baethge daran, dass die Baufirma – neben dem Auftrag das Dach abzumontieren – gleichzeitig für den Millionenauftrag verantwortlich war, die neue Haupttribüne in der Alten Försterei zu bauen. Baethge hatte die gleiche Firma beauftragt, da diese bereits vor Ort war und der Abbau schnell gehen musste.

Der 1. FC Union weist die Vorwürfe zurück, die Baufirma – die auch zu den Sponsoren des Berliner Vereins gehört – unter Druck gesetzt zu haben. „Es gab eine vereinbarte Frist, bis zu der das Dach abgebaut sein musste, damit keine Bauverzögerung von unserer Haupttribüne entsteht. Die Frist ist nicht eingehalten worden“, sagt Pressesprecher Christian Arbeit dem Fernsehsender RBB. Deswegen habe Union reagieren müssen.

Wieso hat wiederum der FSV Union Fürstenwalde den Kaufvertrag mit den Berlinern nicht rückabgewickelt, oder ist gegen die Baufirma juristisch vorgegangen, nachdem klar war, dass die Stützen zu kurz sind?

„Uns wurde damals vom Präsidenten Dirk Zingler und Präsidiumsmitglied Dirk Thieme klar Hilfe zugesichert. Ein Wort ist ein Wort, darauf habe ich gezählt“, sagt der 43-jährige Baethge, der bis zu seinem 17. Lebensjahr in der Jugendmannschaft bei Union spielte.

Kosten steigen für Fürstenwalder weiter

Geholfen hat der 1. FC Union nicht. E-Mails und Anrufe blieben unbeantwortet. Und Union Fürstenwalde fühlt sich allein gelassen mit dem Problem. Allein das bisher ungenutzte Dach, der Abbau und der Transport kosteten den Fürstenwalder Verein zirca 50.000 Euro. Ein Jahr dauerte es, um den Kredit zu tilgen. Erst dann konnte Geld für die nächsten Schritte gesammelt werden, um das Dach doch noch nutzen zu können. Inzwischen sind weitere Kosten für Statiker und Planer angefallen, die sich auf 75.000 Euro belaufen.

Für den 1. FC Union ist alles vertragsgerecht abgewickelt worden. Hilfe sei nie zugesagt worden, so Pressesprecher Christian Arbeit. Fürstenwalde habe sich Expertise für das Dach geholt, er sehe nicht, wo Hilfe von Union notwendig sei. „Am Ende muss man auch mal klar sagen: Fürstenwalde baut sein Stadion um, und ist dafür verantwortlich. Wir kümmern uns um unser Stadion.“

30.000 Euro fehlen noch

Union Fürstenwalde fühlt sich dennoch vom Union Berlin allein gelassen. Nachdem technisch keine Unterstützung kam, hofften sie auf ein Freundschaftsspiel in diesem Sommer mit dem Zweitligisten, durch das Geld für das Dach in die Kasse kommt. Ein Vertrag kam aber nach ersten Terminverhandlungen nicht zustande. Nun muss der Verein selbst das Problem stemmen: 30.000 Euro fehlen noch, um die finale Lösung planen zu lassen, das Dach endlich nutzen zu können.

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