Haarschmuck von Krebspatienten: „Warum nicht?“

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Die Herstellung kostet viel Zeit. (foto Screenshot)
Die Herstellung kostet viel Zeit. (Foto: screenshot)

Haarschmuck von und für Krebspatienten

Sybille Paulson macht Kunst. In ihrem Atelier in Berlin fertigt sie Hals- und Armschmuck aus ungewöhnlichen Materialien. Sie verwendet Haare von Krebspatienten.

Krebstherapie verursacht Haarausfall

Er kommt mit der Chemotherapie. Haarausfall ist für Krebspatienten besonders schlimm. Gerade Frauen haben sich in der Vergangenheit immer mit ihren Haaren identifiziert, die Chemotherapie nimmt ein Stück von ihnen weg.

Zeiten wie diese erfordern viel Kraft und Energie. Man muss mit dem neuen Ich leben und seine Situation akzeptieren können. Manche sind selbstbewusst und stehen zu ihrer neuen Erscheinung. Anderen fällt der Abschied von ihren Haare aber doch sehr schwer. Es sind zu viele schöne Erinnerungen damit verbunden.

Das Ergebnis überrascht! (Foto: Screenshot)
Das Ergebnis überrascht! (Foto: Screenshot)

Schmuck aus Haaren

Krebspatienten haben mehrere Möglichkeiten. Jeder kann selbst über die Verwendung seiner Haare entscheiden. Für diejenigen, die nicht so leicht Abschied nehmen können, gibt es eine Alternative.

Wer seine Haare zu Sybille Paulson bringt, kann etwas Einzigartiges bekommen. Sie versucht Haare in „ein einzigartiges und persönliches Schmuckstück zu verwandeln“. Sie nennt ihr Angebot „Berührbare Wahrheiten“ und spricht damit hauptsächlich Frauen an.

Sie will die oft überfordernde Situation der Krankheit mit ihrer Kunst greifbar machen. Es ist ein Tabuthema. Für viele ist die Situation schwierig, man findet nur sehr schwer Worte für sein Leiden. Der Haarschmuck soll dabei helfen.

Auch die Angehörigen können den Schmuck tragen. Das Ergebnis überrascht! (Foto: Screenshot)
Auch die Angehörigen können den Schmuck tragen. (Foto: Screenshot)

Verlorenes bleibt

Patienten können mit der Hilfe von Sybille Paulsen ihr verlorenen Haar nicht nur in etwas Bleibendes, sondern auch Wertvolles verwandeln. Unausgesprochenes wird plötzlich greifbar und hat wahren Wert für Patienten.

Wenn die Worte ausbleiben soll der Schmuck helfen. Die Objekte werden mit Hand gefertigt. In aufwendigen Prozessen, die mehrere Tage oder sogar Wochen einnehmen können, wird Haar zu Kunst. Anfragen können individuell verändert werden, man kann sein ganz eigenes und persönliches Objekt herstellen lassen. Auch Armbänder für Familienmitglieder sind im Angebot enthalten. So könne man sich in dieser schwierigen Lebensphase mit seinen Liebenden verbinden.

Zuspruch der Kunstszene und von Krebspatienten

Dem Projekt von Sybille Paulsen wird in der Kunstszene viel Respekt beigemessen. Krankheit und Tod ist überall ein Tabuthema. Wenn sich Menschen mit schwierigen Situationen beschäftigen, wird das meistens bewundert.

Viele Künstler trauen sich an bestimmte Themen nicht heran. Es erfordert Mut und Kreativität ein solches Projekt anzugehen. Die Umsetzung von „Berührbare Wahrheiten“ war nur mit viel Fingerspitzengefühl und Respekt für die Patienten möglich.

Manchen Krebspatienten gefällt das

Schon mehrere Krebspatienten haben sich für Kunstobjekte von Sybille Paulsen entschieden. Sie wollen ein Armband als Erinnerung für die alten Zeiten. Es hingen zu viele gute Erinnerungen mit ihren Haaren zusammen, man könnte sie nicht einfach wegschmeißen.

Es ist auch ein Zeichen. Ein Zeichen für die Stärke und Mut. Schmuck gewinnt plötzlich an Bedeutung, mehr Bedeutung als normaler Schmuck.

Geschmacklos, makaber oder stilvoll?

Die Künstlerin will keinen Schmuck für den Massenmarkt herstellen. Krebskranke sollen die Möglichkeit haben, einen verloren Teil ihrer selbst zu behalten. Mehr noch: Chemopatienten können ihrer schwierigen Situation Bedeutung und Wert beimessen. Wenn es ihnen mit der Verarbeitung ihrer Gefühle hilft, warum nicht. Haters gonna hate.

Haarschmuck: nichts Neues

Haarschmuck war mit die erste Form von Schmuck. Schon vor tausenden von Jahren wurde Schmuck aus Menschenhaar hergestellt.

Haar war schon immer ein Zeichen von Status und Wert. Man hat sich Fäden und schöne Steine in die Haare mit eingeflochten und sie aufwendig hochgesteckt. Irgendwann ging man zu Federschmuck, Metall und Edelsteinen über. Vielleicht entwickelt sich ja ein neuer Trend? Man weiß es nicht.

https://www.youtube.com/watch?v=bTRRYGzIba8

 

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