Berlin kämpft mit Belüftungsschiff und Stauräumen gegen Fischsterben nach Regen

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Nach dem Regen fotografierte die Berlinerin Meylen Kronemann tote Fische am Ufer des Machnower Sees, eine Verlängerung des Teltowkanals, der durch Berlin fließt (Foto: Twitter)
Nach dem Regen fotografierte die Berlinerin Meylen Kronemann tote Fische am Ufer des Machnower Sees, eine Verlängerung des Teltowkanals, der durch Berlin fließt (Foto: Twitter)

„Kraß, der Machnower See (Teltowkanal) ist umgekippt. Tausende tote Fische“, twitterte die Meylen Kronemann aus Berlin geschockt. Sie fotografierte ein Uferstück mit toten Tieren. Das Thema ist für Berlin und Brandenburg leider nicht neu. Immer wenn es im Sommer stark regnet, kommt es zu Sauerstoffarmut. Die Fische ersticken und landen bauchwärts an der Wasseroberfläche. Das stinkt. Für das Beseitigen der Kadaver sind die Fischereiämter zuständig, die bei hoher Belastung allerdings nicht immer gleich zur Stelle sein könnten.

Am Machnower See in Kleinmachnow hinter Berlin Zehlendorf (Landkreis Potsdam-Mittelmark) reicht die Mischung aus sehr hohen Temperaturen, vom Regen über die Böschung gespülter Biomasse und Schiffen, die die Sedimente aufwirbeln, die im Sommer zu einem Fischsterben führen.

Ungeachtet der Sintflut des vergangenen Mittwochs oder des gestrigen Sonntages, „hatten wir in letzter Zeit relativ wenig Regen in der Region“, erklärte Stephan Natz, Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, der Morgenpost. Daher führe die Spree noch weniger Wasser als sonst. Die Berliner Schifffahrtskanäle, so Natz, „fließen so langsam, dass wir fast von stehenden Gewässern sprechen können.“ Dazu komme die Wärme, die Sonneneinstrahlung, all das sei ein Paradies für Kleinstlebewesen, für Algen und Organismen, die viel Sauerstoff verbrauchen. „Kommt dazu noch ein besonders starker Regen“, sagte Natz, „spült dieser zusätzliche Biomasse in die Gewässer.“ Blütenstaub, Schmutz, Blätter und kleine Zweige werden im Wasser zersetzt. Dieser Prozess bindet noch mehr Sauerstoff, der den Fischen zum Atmen fehlt.

Belüftungsschiff Rudolf Kloos soll helfen

Rund um die Uhr ist das Belüftungsschiff Rudolf Kloos im Einsatz, um mit Sauerstoff ein Fischsterben nach Regen zu verhindern (Foto: CC BY-SA 3.0)
Rund um die Uhr ist das Belüftungsschiff Rudolf Kloos im Einsatz, um mit Sauerstoff ein Fischsterben nach Regen zu verhindern (Foto: CC BY-SA 3.0)

„Im Moment fährt auf Berliner Kanälen rund um die Uhr ein Belüftungsschiff“, so Petra Rohland, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Dieses Schiff  mit dem Namen Rudolf Kloos pumpe den ganzen Tag über Sauerstoff ins Wasser.

Mischkanalisation verschärft das Problem in Berliner Innenstadt, wie Berlin Journal berichtete.

Doch innerhalb des Berliner S-Bahnringes haben die Berliner Gewässer neben dem Sauerstoffmangel bei Regen noch ein 2. Problem: Wegen der Mischwasserkanäle läuft Jauche und Straßendreck in die Flüsse, was die Gewässer kippt und die Fische sterben lässt.

Doch auch hier arbeiten Senat und Berliner Wasserbetriebe mit Hochdruck an einer Lösung: Gemeinsam mit den Berliner Wasserbetrieben investiert das Land Berlin außerdem seit mehr als zehn Jahren 300 Millionen Euro in unterirdische Erweiterungen des Überlaufspeichers der Kanalisation. Mehr als 300.000 zusätzliche Kubikmeter Speichervolumen will man bis 2020 schaffen. 235.000 sind bereits gebaut und in Betrieb.

„Bei Regengüssen wie dem des vergangenen Mittwochs“, macht Stephan Natz aber klar, „wird auch das nicht reichen.“ Letzte Woche habe man in einigen Teilen Berlins innerhalb kurzer Zeit eine Wassermenge gemessen, wie sie statistisch nur alle einhundert Jahre zusammenkomme. Dagegen könne man sich nicht wappnen. „So ein Regen wird jedes System immer überlasten.“

Senator für Stadtentwicklung und Umwelt Andreas Geisel: „Die Verbesserung der Wasserqualität der Berliner Gewässer ist eine dringende Aufgabe. Mit dem Bau der unterirdischen Stauräume wird das Wasser bei Starkregen aufgefangen und an die Klärwerke weitergeleitet. Dies führt zur spürbaren Verbesserung der Umweltbelastung sowie zur Stabilisierung des Fischlebens in den Berliner Gewässern.“

„Wir reagieren auf zunehmende Witterungsextreme, indem wir unser Kanalsystem intelligenter und anpassungsfähiger machen“, sagt Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Berliner Wasserbetriebe. „Erstens durch Erhöhung der Kapazitäten, zweitens durch intelligente Steuerung der Mengen zwischen den einzelnen Pump- und Klärwerken und damit optimale Ausnutzung dieser Kapazitäten und drittens durch die Ergänzung dieses Systems um Stauräume.“

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