Camp Stahl: Pfarrer sagt danke, aber Schulamt gegen „Fack ju Göhte“-Methoden von Trainer Carsten Stahl

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Beim Anti-Gewalttraining packte Trainer Carsten Stahl (43) in der Hellersdorfer Ache, einem christlichen Kinderprojekt, von hinten an den Schultern. (Foto: Die Arche Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V. Hellersdorf)
Beim Anti-Gewalttraining Camp Stahl packte Trainer Carsten Stahl (43) in der Hellersdorfer Arche einem Mädchen von hinten an die Schultern. Die Arche lobte: „Die Kids waren begeistert, lauschten gespannt seinen Worten und lernten viel über Gewaltprävention und Hilfsbereitschaft.“ (Foto: Die Arche Christliches Kinder- und Jugendwerk e.V.)

Beim Antigewalt-Programm Camp Stahl, mit dem der geläuterte Ex-Knacki und Kampfsportler Carsten Stahl (43) aus Berlin Lichtenrade durch Berliner Schulen tourt, geht es ein bisschen zu wie im deutschen Kinofilm Fack ju Göhte, wo der neue Klassenlehrer (ein Nichtpädagoge) vor Schülern zu einer Waffe greift.

Auch Carsten Stahl lässt Schüler mit einem Messer auf sich losgehen und zieht dann aber eine Pistole, die er dem Schüler an den Hals hält. Die Message heißt: Waffen sind keine Lösung. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Und gerät schnell außer Kontrolle.

Szene aus dem Kinofilm "Fack ju Göhte": der Lehrer schießt vom Klassenzimmer mit Farbpatronen in den Schulhof. (Foto: Offfizieller Kinotrailer auf Youtube)
Szene aus dem Kinofilm „Fack ju Göhte“: Der Lehrer schießt vom Klassenzimmer mit Farbpatronen in den Schulhof. (Foto: Offfizieller Kinotrailer auf Youtube)

Wenn Carsten Stahl vor eine Horde Jugendlicher tritt, schreit die ehemalige Kiezgröße Stahl in alter Manier ein Mädchen an „Zu fett, zu blond, zu blöde!“ und  beleidigt ihre Mutter. Als ein anderes Mädchen daraufhin zu weinen beginnt, geht Stahl zu ihr. Und brüllt die Klasse an: „Wer denkt, dass sie schwach ist, weil sie weint, liegt falsch. Sie ist stark, eine Kämpferin! Weil sie das Herz an der richtigen Stelle hat!“

Am 17. Februar 2015 war Carsten Stahl mit seinem Projekt auch zu Gast in der Arche, einem christlichen Kinder- und Jugendwerk e.V., in der Tangermünder Straße 7 in Hellersdorf, wo Schulkinder nach der Schule eine warme Mahlzeit erhalten, Hausaufgaben machen und spielen dürfen.

Arche-Vorstand Pfarrer Bernd Siggelkow bedankte sich hinterher: „Im Rahmen seines Projekts ‚Camp Stahl‘, mit dem er auch durch viele Schulen tourt, erzählte Carsten Stahl den Kindern und Jugendlichen, wie man sich bei körperlicher und seelischer Gewalt zur Wehr setzt. Mobbing, Respekt und Toleranz sind bei seinen Workshops das Thema. Die Kids waren begeistert, lauschten gespannt seinen Worten und lernten viel über Gewaltprävention und Hilfsbereitschaft. Ein toller Einsatz. Vielen Dank für die Unterstützung!“

Auch die Hellersdorfer Schuldirektorin Sybille Stottmeier holte Carsten Stahl in ihre Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule. Denn, wie sie gegenüber dem Fernsehsender RTL sagte: „Es wird geschlagen, geschubst, es wurden sogar schon Schüler von anderen Schülern mit einer Pumpgun bedroht. Und auch die verbalen Ausbrüche der Schüler sind ganz schlimm …“

Carsten Stahl (auch bekannt aus der RTL2-Serie Privatdetektive im Einsatz) kam und schien der Richtige zu sein.

Doch nun meldete sich das Schulamt und will die Trainingsmethoden von Carsten Stahl pädagogisch prüfen. Stahl sagte dem Berliner Kurier: „Gerade weil ich kein Pädagoge bin und so aussehe, wie ich aussehe, habe ich besseren Zugang zu den Schülern.“ Und weiter: „Ich mache das seit über einem Jahr, war bereits in etlichen Schulen. Die Experten der Senatsverwaltung waren noch nie dabei. Ich lade sie gerne ein zuzusehen.“

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