Verrottete Eichenpfähle: Adamshof in Spandau (100 Wohnungen) sackt ab

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Trügerische Idylle: Die massive Wohnanlage Adamshof in der Weverststraße 36 und Melanchtohonstraße 61 und 62 in der Spandauer Wilhelmstadt ist auf auf Einenphälen gebaut, die nach 91 Jahren verrottet sind (Foto: Landesamt für Denkmalschutz Beitl 2008)
Trügerische Idylle: Die massive Wohnanlage Adamshof in der Weverststraße 36 und Melanchtohonstraße 61 und 62 in der Spandauer Wilhelmstadt ist auf auf Eichenpfählen gebaut, die nach 91 Jahren verrottet sind (Foto: Landesamt für Denkmalschutz Beitl 2008)

Wegen verrotteter Eichenpfähle im Fundament müssen die Mieter und Eigentümer der 100 Wohnungen in der denkmalgeschützten Wohnanlage Adamshof in der Weverstraße 36 und Melanchtohstraße 61 und 62 in Spandau-Wilhelmstadt sich binnen 6 Wochen eine neue Bleibe suchen – Einsturzgefahr.

Ihre 91 Jahre alten Wohngebäude machen zwar von außen einen soliden Eindruck: dicke Wände, fester Grauputz. Die Dachgeschosse wurden erst vor ein paar Jahren ausgebaut. Das Dach ist frisch gedeckt.

Aber der Bauherr Architekt Adolf Steil hat die Gebäude in der Havelstadt Spandau auf Eichenpfählen gebaut und dabei wohl Fehler gemacht. Die Pfahlkonstruktion ist wegen Einbaufehlern und hoher Grundwasserschwankungen so morsch und verrottet, dass sie die Wände nicht mehr tragen können.

Architekt und Bauherr Adolf Steil machte laut Gutachtern des Bezirks Spandau bautechnische Fehler bei der Fundamantkonstruktion für die Wohnanlage Adamshof in Wilhelmstadt. Die Eichenpfähle sind durch große Grundwasserschwankungen verrottet (Foto: Landesamt für Denkmalschutz Beitl 2008)
Architekt und Bauherr Adolf Steil machte laut Gutachtern des Bezirks Spandau bautechnische Fehler bei der Fundamentkonstruktion für die Wohnanlage Adamshof in Wilhelmstadt. Die Eichenpfähle sind durch große Grundwasserschwankungen verrottet (Foto: Landesamt für Denkmalschutz Beitl 2008)

Mieterin Simone Porwich (51), die mit ihrer Tochter Franka (16) seit 2005 in der Weverstraße 36 lebt, im vergangenen Jahr zog ihr Lebensgefährte Martin Preller dazu, fiel die Gefahr zuerst auf. In ihrer Wohnung finden sich dicke Risse im Schlafzimmer, im Badezimmer und auf dem Balkon. Der Boden ist schief. „Als ich das erste Mal in die Wohnung gekommen bin, habe ich gedacht, ich bin auf einem Schiff“, sagte Martin Preller der Berliner Zeitung. So abschüssig war es. Besonders schlimm sieht es in der Wohnung von Mieter Joachim Liebsch im Erdgeschoss der Weverstraße 36 aus. In seinem Schlafzimmer verläuft ein rund zwei Meter langer Riss diagonal durch eine Wand. „Ich schlafe deswegen nicht mehr hier, das ist mir zu gefährlich“, sagte der 51-Jährige. „Ich schlafe auf der Couch im Wohnzimmer.“

Simone Porwich hatte die Hausverwaltung auf die Risse hingewiesen. Als diese sich nicht rührte, schaltete sie die Bau- und Wohnungsaufsicht des Bezirks ein. Die schickte ein Gutachterteam. Das Ergebnis ist verheerend: Durch das Wohnhaus ziehen sich nach Angaben der Bezirksbehörde „Risse in tragenden Wänden und anderen Bauteilen“ in einer Breite bis zu zehn Millimetern. Die Ursache dafür soll im Untergrund liegen.

Gutachter sind laut Bau- und Wohnungsaufsicht zu dem Ergebnis gekommen, dass die Fundamente „nicht mehr ausreichend tragfähig“ sind: „Aufgrund der massiven Schäden, die an den Gebäuden festzustellen sind, ist die Statik nicht gewährleistet und ein Versagen der Konstruktion nicht auszuschließen.“

Die Eichenpfähle, auf denen die Gebäude errichtet wurden, seien durch falsche bautechnische Ausführungen und Schwankungen des Grundwasserspiegels „allem Anschein nach verrottet“. Dadurch kommt es zu leichten Absenkungen des Hauses – Setzungen sagen Experten dazu. Ein Prüfingenieur warnte davor, dass die Schädigung der Gebäude ohne grundlegende Sanierung der Pfahl-Konstruktion „immer weiter voranschreiten“ werde, teilte die Bau- und Wohnungsaufsicht mit.

Der Hausverwaltung wurde aufgetragen, die Standsicherheit des Gebäudes nachzuweisen.

Da das aber nicht geschehen ist, musste das Bezirksamt handeln und untersagte nach Paragraph 79 der Berliner Bauordnung die Nutzung sämtlicher Räume in der Wohnanlage binnen sechs Wochen.

Gegenüber der Presse wollte sich die Hausverwaltung nicht äußern.

Rechtsanwältin Manuela Krahl-Röhnisch, an die sich mehrere Mieter gewandt haben, sagte der Berliner Zeitung: „Rechtlich sehe ich zurzeit noch keine Möglichkeit, Schadensersatz von den Wohnungseigentümern zu verlangen. Dies ist dann möglich, wenn ich ihnen ein Verschulden nachweisen kann.“

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