Siemens Energy Krise nach Aktieneinbruch – Hat die Windkraft ein Problem?

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Die Siemens Energy Krise spiegelt sich in einem erneuten, massiven Aktieneinbruch von mehreren Milliarden Euro wider. Nachdem am 23. Juni 2023 die Aktie um 38 Prozent eingebrochen war, ist sie am 26. Oktober 2023 erneut um 36 Prozent gefallen. Der Windkrafthersteller erwägt jetzt, einen Teil seiner 24-prozentigen Beteiligung an der in Indien notierten Siemens Ltd. an die ehemalige Muttergesellschaft Siemens AG zu verkaufen, um seine Bilanz zu stärken, so zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zusätzlich ist Siemens Energy mit dem deutschen Staat im Gespräch, da von Banken keine weiteren Garantien an Siemens Energy herausgegeben werden.

Siemens Energy Krise trotz laufenden Aufträge von etwa 100 Milliarden Euro
Siemens Energy Krise trotz laufenden Aufträge von etwa 100 Milliarden Euro

Was ist die Siemens Energy Krise?

Einer der weltgrößten Windturbinenhersteller, Siemens Energy, ist in der Krise. In dieser Woche sind weitere Milliarden an Börsenwert verloren gegangen und schnürt damit erneut Besorgnis über den Gegenwind in der Windkraftindustrie. Die Aktien von Siemens Ltd. fielen auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang im Oktober 2020.

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Nach den großen Verlusten an der Börse benötigt Siemens neues Geld und Garantien für Kredite, da der Unternehmenswert massiv gefallen ist und so die Siemens Energy Krise ausgelöst hat. Die Verhandlungen laufen noch und es ist unklar, wer den Turbinenhersteller retten wird. Die Energieversorgung ist ein Milliardengeschäft und Aufträge für den Ausbau vom Stromnetz, Windparks oder Gasturbinenkraftwerke werden nur an Unternehmen vergeben, die über entsprechende Mittel verfügen und dadurch Garantien geben kann.

Die Siemens Energy Krise kommt überraschend, da der Konzern laufende Aufträge von etwa 100 Milliarden Euro in den Büchern hat. Aber die hohen Verluste in der Windkraftsparte verhindern, dass der Konzern neue Aufträge annehmen kann, da die Polster immer weiter schrumpfen. Die Krise im Juni 2023 wurde ausgelöst, als Belastungen von über 1 Milliarde Euro durch die spanische Windkrafttochter Gamesa bekannt wurden. Im August wurden die Quartalszahlen von Siemens Energy bekannt und offenbarten Rekordverluste von 2,9 Milliarden Euro durch die Windkraftsparte. Für das laufende Geschäftsjahr werden sogar Verluste von 4,5 Milliarden Euro erwartet.

Hat die Windkraft ein Problem oder nur Siemens Energy?

Woher kommen die hohen Verluste von Siemens Energy? Die Aktien von Siemens Energy, dem Eigentümer des spanischen Turbinenherstellers Siemens Gamesa, stürzten erneut ab, nachdem bekannt wurde, dass sich das Unternehmen in Rettungsgesprächen mit der deutschen Regierung befindet, um Garantien in Höhe von 15 Milliarden Euro zur Stützung seiner Bilanz benötigt. Das Unternehmen rechnet in diesem Jahr mit hohen Verlusten, nachdem Fehler in seinen neuesten Turbinenmodellen entdeckt wurden. Ein Teil der Verluste ist aber auch auf Lieferkettenprobleme, Inflation und steigende Kosten für Kredite zurückzuführen, da viele Projekte über mehrere Jahre laufen. In einem Windrad können je nach Größe ein paar hundert Kilogramm bis zu 2 Tonnen Seltener Erden stecken, deren Lieferung mit politischen Problemen mit China verbunden ist.

Schuld für die Siemens Energy Krise tragen die Qualitätsprobleme bei bereits installierten Windrädern (Modelle 4X und 5X), die Kosten von mehr als 1 Milliarde Euro verursachen werden. Nachdem die Probleme bekannt wurden, hat Siemens Energy die Tochter Gamesa vollständig übernommen, um die Leitung zu übernehmen und das Problem zu beseitigen. Bei den genauen Kosten ist sich Siemens Energy nicht sicher, da einige Bauteile 20 Jahre halten sollten, die Techniker sich jetzt aber nicht mehr sicher sind. Dabei geht es hauptsächlich um die Tochter Siemens Gamesa. Dazu kommen unzureichende Produktionskapazitäten für neue Windkraftanlagen.

Experten sind der Meinung, dass die Probleme bei Siemens Gamesa hausgemacht sind. Der Konzern muss die Qualitätsprobleme in den Griff bekommen. Dennoch befürchten einige, dass sich ein beunruhigender Trend abzeichnet. Die steigenden Kosten für die Finanzierung und den Bau von Windparks haben den Erbauern von Offshore-Windparks in aller Welt Gegenwind beschert. Die Inflation lässt Zweifel an der Zukunft der milliardenschweren Windprojekte aufkommen. Mit der Zeit könnte der sektorweite Kostendruck auch die Regierungsziele für erneuerbare Energien gefährden.

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Siemens Energy erwägt Verkauf von Siemens Ltd. in Indien

Um die Siemens Energy Krise abzuwenden, wird der Verkauf von Anteilen an der Siemens Ltd. in Indien abgewogen. Diese Anteile haben derzeit einen Wert von rund 3,4 Milliarden US-Dollar. Ein Teilverkauf wäre für den deutschen Hersteller von Wind- und Gasturbinen eine schnelle Möglichkeit, seine Kapitalbasis zu stärken, da die Gespräche mit Berlin und der Siemens AG über Garantien für Kredite andauern.

Der Mutterkonzern, Siemens AG, besitzt bereits 51 % der Siemens Ltd. und die Erhöhung dieses Anteils wäre ein strategischer Schritt, den der Konzern gegenüber seinen Aktionären leichter rechtfertigen könnte als die Ausgabe von Garantien an Siemens Energy. Die Überlegungen sind eine der Optionen, die diskutiert werden, und es gibt keine Garantie, dass es eine Transaktion geben wird.

Steigenden Kosten für Windkraftunternehmen und Windparks

Das schwedische Unternehmen Vattenfall hat in diesem Sommer wegen steigender Kosten bereits die weiße Fahne gehisst und die Arbeiten an seinem riesigen Offshore-Windpark vor der Küste von Norfolk eingestellt. Vattenfall teilte mit, dass es die Arbeiten an Norfolk Boreas, das das Äquivalent von 1,5 Millionen britischen Haushalten mit Strom versorgen soll, einstellen werde, da ein Anstieg der Kosten um 40 %, der größtenteils auf höhere Energie- und Materialpreise zurückzuführen ist, das Projekt nicht mehr rentabel mache.

Vattenfall hatte einen rekordverdächtig niedrigen Preis von 37,35 britischen Pfund pro Megawattstunde (MWh) geboten, um einen staatlichen Fördervertrag für das Projekt zu erhalten, erklärte jedoch, dass das Unternehmen nach dem Anstieg der weltweiten Energiepreise nun einen „deutlich höheren“ Zuschuss benötige, damit das Projekt finanziell rentabel sei.

Der dänische Windparkriese Ørsted hat unterdessen Bedenken über Störungen in der Lieferkette und steigende Zinssätze geäußert und den Anlegern von einer Abschreibung in Höhe von fast 2 Mrd. Euro aufgrund von Verzögerungen bei einer Reihe von Windparkprojekten in den USA berichtet. Ørsted hat erklärt, dass das Unternehmen seine Pläne für den Bau von Windparks in den USA ganz aufgibt, wenn es keine staatlichen Unterstützungen aus Amerika erhält.

Im Zuge der Siemens Energy Krise hat der Konzern mitgeteilt, dass alleine die Kosten für Stahl und Energie um 600 Millionen Euro angestiegen sind. Dazu darf Siemens Energy keinen weiteren Verlustvortrag mehr machen, da nicht klar ist, ob jemals wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Daraus soll sich ein operativer Verlust von weiteren 600 Millionen ergeben.

Bis 2030 sollen 80 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Aktuell hat die Windkraft einen Anteil von etwa 40 % während der Herbstzeit.
Bis 2030 sollen 80 Prozent des produzierten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien kommen. Aktuell hat die Windkraft einen Anteil von etwa 40 % während der Herbstzeit.

Risiko für die Energiewende

Energieökonomen haben davor gewarnt, dass die Verlangsamung der Offshore-Windindustrie für Regierungen, die sich Ziele im Bereich der erneuerbaren Energien setzen, ein Problem darstellt. Deutschland will bis zum Jahr 2030 in deutschen Gewässern 15 GW und an Land 115 Gigawatt Windenergieleistung errichten. Derzeit gibt es etwa 8,2 GW an Offshore Windkraftanlagen.

Das Vereinigte Königreich hat sich zum Ziel gesetzt, seine Offshore-Windkapazität zu verfünffachen und bis zum Ende des Jahrzehnts 50 GW zu erreichen. In dieser Woche erklärten die Analysten von Cornwall Insight, dass das Vereinigte Königreich dieses Ziel wahrscheinlich verfehlen wird und damit die rechtlich verbindliche Verpflichtung der Regierung, die Emissionen bis 2050 auf null zu reduzieren, gefährdet. Cornwall Insight geht davon aus, dass die Offshore-Windkraft im Vereinigten Königreich bis 2030 47 GW erreichen wird.

In den USA hat Joe Biden ein Offshore-Windenergieziel von 30 GW bis 2030 festgelegt. Analysten haben ihre Prognosen jedoch auf nur 16,4 GW bis zum Ende des Jahrzehnts gesenkt, nachdem die politischen Entscheidungsträger in New York Anfang des Monats die Forderungen der Entwickler nach höheren Tarifen energisch zurückgewiesen hatten. Die Verlangsamung lässt Zweifel daran aufkommen, ob die USA in der Lage sind, ihre Klimaverpflichtungen zu erfüllen. Dazu gehört auch die Zusage des Landes im Pariser Abkommen, die Treibhausgasemissionen bis zum Ende des Jahrzehnts gegenüber 2005 mindestens zu halbieren.

(TB)

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