Der Luchs ist zurück in deutschen Wäldern

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Der vor 200 Jahren so gut wie ausgerottete Luchs lebt wieder in deutschen Wäldern und jagt Rehe, von denen es noch nie so viele gab (Foto: Ole Anders, Leiter Luchsprojekt Harz)
Der vor 200 Jahren so gut wie ausgerottete Luchs lebt wieder in deutschen Wäldern und jagt Rehe, von denen es noch nie so viele gab (Foto: Ole Anders, Leiter Luchsprojekt Harz)

Er ist so groß wie ein Schäferhund und nach Bär und Fuchs das größte Raubtier Europas: Nachdem der Eurasische Luchs vor 200 Jahren in Mitteleuropa fast ausgerottet wurde, ist Europas größte Katze wieder zurück. Dem Luchsprojekt Harz gelang in 16jähriger Arbeit nun erfolgreich die Wiederansiedlung der 20 bis 25 Kilo schweren Großkatze in freier Wildbahn in Deutschland. Konkret im Dreiländereck zwischen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Dort im Harz leben derzeit schätzungsweise 50 erwachsene Exemplare der Raubkatze und 40 Jungtiere. In Bad Harzburg in Niedersachsen können Katzenliebhaber einige der scheuen Pinselohren sogar hautnah erleben. „Durch das erfolgreiche Projekt ist nicht nur der Luchs in seine alte Heimat zurückgekehrt. Es zieht auch viele Naturliebhaber an, die sich in Bad Harzburg und Umgebung auf die Suche nach den Wildkatzen mit den Pinselohren begeben“, berichtet Ole Anders, Leiter des Luchsprojektes Harz aus Bad Harzburg, dem Berlin Journal.

Erkennungsmerkmale der Luchse sind Pinselohren, Backenbart und ein kurzer Stummelschwanz. In freier Wildbahn werden Luchse etwa 15 Jahre alt, in Gefangenschaft bisweilen sogar 25. Der Luchs ist ein Pirsch- und Lauerjäger, der seine Beute aus kurzer Distanz attackiert. Er beschleunigt dabei auf 70 km/h und tötet mit einem gezielten Kehlbiss. Hauptnahrungsquelle ist in Deutschland das Reh. Noch nie gab es in Deutschland so viele Wildtiere wie Rehe, Biber oder Wildschweine.

Luchsprojekt Harz

Die Bedrohung von Weidetieren und die Jagdkonkurrenz mit dem Menschen führten zur gnadenlosen Verfolgung der Raubkatzen. 1818 wurde der letzte Luchs im Harz erlegt. Fast zwei Jahrhunderte später unternahm das Land Niedersachsen Anfang 2000 in Zusammenarbeit mit der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. den ersten Wiederansiedlungsversuch in Deutschland. Im Rahmen des Luchsprojektes Harz wurden bis 2006 insgesamt 24 Luchse (9 Männchen und 15 Weibchen) in die Freiheit entlassen. Alle ausgewilderten Tiere stammen aus europäischen Wildparks. Vor der Freilassung konnten sie sich in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark Harz an ihren neuen Lebensraum gewöhnen. „Inzwischen besiedelt der Luchs wieder den gesamten Harz und ist hier genauso heimisch wie Reh, Wildschwein oder Fuchs. Und jedes Jahr ziehen die Pinselohren wildgeborene Jungtiere auf“, berichtet der Leiter des Luchsprojektes Harz, Ole Anders, über die erfolgreiche Wiederansiedlung.

Den Luchsen auf der Spur

Viele Reisegäste und Ausflügler hoffen, bei ihren Wanderungen rund um Bad Harzburg und durch den Nationalpark Harz einen Blick auf die Pinselohren zu erhaschen. „Doch als eher nachtaktive Einzelgänger, die Streifgebiete von mehreren hundert Quadratkilometern durchziehen, sind Luchse in freier Wildbahn für den Menschen meistens unsichtbar“, weiß Ole Anders aus eigener Erfahrung. Deshalb ist man den nächtlichen Jägern beim Harzer Auswilderungsprojekt mit automatischen Kameras auf der Spur und schätzt, dass es im gesamten Harz etwa 50 selbständige Luchse und bis zu 40 Jungtiere gibt. Die Großkatzen werden dabei anhand ihrer individuellen schwarzen Fleckung eindeutig identifiziert. Durch GPS-Überwachung mit speziellen Halsbändern konnte außerdem nachgewiesen werden, dass eine Reihe von Luchsen schon weit jenseits der Harzgrenzen neue Reviere erobert hat.

Luchsgehege an den Rabenklippen

Um die Pinselohren auch für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, hat die Nationalparkverwaltung in der Nähe von Bad Harzburg das Luchsschaugehege an den Rabenklippen eingerichtet. In zwei Gehegeteilen in Hanglage mit rund 10.000 qm Fläche leben derzeit fünf Luchse, die von einer hoch gelegenen Besucherplattform gut beobachtet werden können.

Jeden Mittwoch und Samstag um 14:30 Uhr findet im Wildgehege an den Rabenklippen bei Bad Harzburg in Niedersachsen eine öffentliche Fütterung von noch nicht ausgewilderten Luchsen statt - der Eintritt ist frei (Foto: Ole Anders)
Jeden Mittwoch und Samstag um 14:30 Uhr findet im Wildgehege an den Rabenklippen bei Bad Harzburg in Niedersachsen eine öffentliche Fütterung von noch nicht ausgewilderten Luchsen statt – der Eintritt ist frei (Foto: Ole Anders)

Mittwochs und samstags um 14:30 Uhr finden öffentliche Luchsfütterungen statt, bei denen die Raubkatzen zum Greifen nahe sind.

„Die Fütterungen sind wirklich sehenswert und inzwischen ein echter Besuchermagnet“, berichtet Anders. 200 Schaulustige und mehr sind keine Seltenheit, wenn die Luchse von einem Nationalparkmitarbeiter mit großen Stücken Reh- oder Hirschfleisch – ganz naturbelassen mit Fell – gefüttert werden. Die Tierpfleger versorgen die Zuschauer außerdem mit interessanten Fakten über das Harzer Luchsprojekt und die Lebensweise der Pinselohren.

Eintritt wird nicht verlangt, eine kleine Spende für die Luchse nimmt das Luchsprojekt Harz aber gerne an.

Besucher erreichen die Rabenklippe von Bad Harzburg aus zu Fuß oder zwischen April und Mitte November mit dem Erdgasbus „Grüner Harzer“ der KVG-Linie 875 vom Bad Harzburger Bahnhof um 13:58 Uhr über den Märchenwald und die Nationalpark-Waldgaststätte Molkenhaus.

Nach einer Besichtigung des Luchsgeheges bietet die nahe gelegene Nationalpark-Waldgaststätte nicht nur eine Erfrischung, sondern auch einen der schönsten Blicke über das Eckertal und auf den Brocken.

Premiumwanderweg Luchstour

Von Bad Harzburg aus erreichen Katzenliebhaber das Luchsgehege nach einer Fahrt mit der historischen Seilbahn auf den Burgberg in etwa einer Stunde über die ausgeschilderten Wanderwege oder mit dem Bus 875 (April bis November). Knapp 5 Stunden sollte man veranschlagen, um auf dem 16,4 km langen Premiumwanderweg Luchstour durch die schönen Harzer Wälder, über ruhige Waldwiesen und entlang malerischer Bachläufe zu den Raubkatzen zu wandern. Nach einer Einkehr in die urige Waldgaststätte an den Rabenklippen geht es über das Eckertal, die Molkenhauswiese und die Ettersklippen wieder zurück nach Bad Harzburg. Weitere Informationen gibt es auch unter www.luchsprojekt-harz.de.

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3 KOMMENTARE

  1. Klasse, dass die Luchse wieder angesiedelt werden sollen. Wir drücken allen Beteiligten die Daumen und wünschen uns, dass sich die Tiere in ihrer neuen Heimat wohlfühlen. Leider sind dazu unbedingt Vorsichtsmaßnahmen und viel Sensibilisierungsarbeit in der Gesellschaft nötig, denn – man mag es kaum glauben: Auch in Deutschland ist Wilderei ein großes Thema. Gefährdete Tiere wie Wölfe, Fischotter, zahlreiche unter Schutz stehende Vögel und eben auch Luchse landen vermehrt auf der Abschussliste von Wilderern.
    Wir von der Welttierschutzgesellschaft haben uns in unserem Tierschutzblog den aktuellen Nachrichten, ihrer Ursachen und möglicher Lösungen angenommen. Lest euch gern ein und gebt eure Meinung dazu: »bit.ly/wilderei-in-deutschland

  2. Klasse, dass die Luchse wieder angesiedelt werden sollen. Wir wünschen uns, dass sich die Tiere in ihrer neuen Heimat wohlfühlen. Leider sind dazu unbedingt Vorsichtsmaßnahmen und viel Sensibilisierungsarbeit in der Gesellschaft nötig, denn – man mag es kaum glauben: Auch in Deutschland ist Wilderei ein großes Thema. Gefährdete Tiere wie Wölfe, Fischotter, zahlreiche unter Schutz stehende Vögel und eben auch Luchse landen vermehrt auf der Abschussliste von Wilderern.
    Wir von der Welttierschutzgesellschaft haben uns in unserem Tierschutzblog den aktuellen Nachrichten, ihrer Ursachen und möglicher Lösungen angenommen. Lest euch gern ein: »bit.ly/wilderei-in-deutschland

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