Das Darknet: Mehr als nur Plattform für Waffen und Drogen

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Die Nachricht der deutschen Politik ist klar: Das Darknet ist böse. Es ist ein Platz der „Rechtlosigkeit“ und sollte verboten werden. Gerade heutzutage solle man sich nicht ohne Weiteres Waffen kaufen können, schon gar nicht wenn man dabei anonym im Web surft. 

Das Darknet ist nicht nur eine Plattform für Waffen und Drogen (Foto: Tristan Schmurr)
Das Darknet ist nicht nur eine Plattform für Waffen und Drogen (Foto: Tristan Schmurr)

Attentäter in München kaufte Waffe im Darknet

In Deutschland trifft eine negative Einstellung zu dem dunklen Web vielleicht noch zu, Menschen in anderen Ländern sind jedoch auf dessen Existenz angewiesen.

Seit dieser Woche ist das Thema Darknet wieder in aller Munde. Es war bekannt geworden, dass der Amokschütz von München die Tatwache, eine Glock 17, anonym im Internet kaufte. Mit dieser Nachricht werden die Vorurteile des dunklen Internets erneut bestärkt – man handle dort hauptsächlich mit Drogen und Waffen, oder?

Auch das Bundeskriminalamt (BKA) ermittelt in die noch so unerforschte Welt der anonymen Surfer. Einerseits beobachte man eine klare Verschiebung von Kriminalität in der analogen in die digitale Welt. Mehr und mehr Delikte finden eine Plattform im Internet. Andererseits entsteht dort gerade eine Vielzahl von Handelsplattformen, die Art und Gestalt derer im normalen Netz annehmen.

Was ist eigentlich dieses Darknet?

Man muss sich vorstellen, dass es ein zweites Internet gibt. Es läuft parallel und im Hintergrund, ist schwerer zu erreichen und hat eine andere Struktur als das offene Netz.

Anstatt mit zentralen Server wird das dunkle Web durch einzelne Computer aufgebaut. Solche Netzwerke (ja, es gibt viele von ihnen) können nicht mit herkömmlichen Suchmaschinen erreicht werden. Die Motivation hinter dem Darknet ist eine komplette Anonymität für den Nutzer: Daten werden verschlüsselt überliefert und von neugierigen Blicken von außen geschützt, schreibt Spiegel Online.

Mehr als nur Drogen und Waffen

Die Anonymität lockt natürlich viele kriminelle Geschäfte an. Allerdings kann die dunkle Seite des Internets noch mehr, als dem Verbotenen einen Raum zu geben. Ohne es würde viele Menschen nämlich keine Stimme finden.

Zum Beispiel können Oppositionelle und Aktivisten sich hier austauschen und sich Gehör verschaffen. In autoritären Regimen kann so auf eine sichere Art kommuniziert werden – auch Journalisten müssen von weniger Gefahr ausgehen, wenn sie heikle Informationen Preis geben.

Es gibt keine Zensur, keine Überwachung. Das birgt oft genauso viele Vor-, wie Nachteile. In Deutschland weiß man nur wenig über das Darknet; Linus Neumann vom Chaos Computer Club (CCC) meint zu wissen wieso: wir leben in einer relativ freien Gesellschaft, wohingegen „in einem Land wie China landest du schneller im Darknet, weil du deine Kommunikation stärker schützen musst.”

In Zeiten von länderübergreifender Netzüberwachung wird das zweite Internet aber auch immer interessanter für Deutschland. In Syrien, der Türkei, China oder dem Iran müssen die Menschen mit einer starken Überwachung seitens des Staates schon lange leben. Wenn sich diese Entwicklung auf Deutschland ausweitet, werden wir uns bestimmt auch mehr mit dem Darknet beschäftigen.

Hier sei das dunkle Web vor allem ein Handelsort vor Drogen, in anderen Ländern aber die einzige Möglichkeit, anonym zu kommunizieren. Damit hält die Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) eine Gleichsetzung von Darknet und Kriminalität „brandgefährlich“.

Unsere Pressefreiheit und Meinungsfreiheit werden durch neue Gesetze, wie die zur Vorratsdatenspeicherung, zunehmend bedroht. In Deutschland gibt es außerdem keinen rechtlichen Schutz für Whistleblower, was dazu führen könnte, dass sich Journalisten eingeschüchtert fühlen und Information aus Angst zurückhalten.

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