Filmpiraten KinoX.to: Techniker Arvit O. verurteilt, Brüder Selimi auf der Flucht

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Auf der Raubkopierseite KinoX.to werden die neuesten Kinofilme ohne Lizenz angeboten.
Auf der Raubkopierseite KinoX.to werden die neuesten Kinofilme ohne Lizenz angeboten.

Nach 14 Monaten U-Haft verurteilte gestern das Landgericht Leipzig den Technikchef der Raubkopier-Kinofilmseite KinoX.to (to steht für den Südseestaat Tonga), den gebürtigen Kasachen Arvit O. (29) mit langjährigem Wohnort Timmendorfer Strand, zu 3 Jahren und vier Monaten Haft.

Dennoch ist die Nachfolgeseite des am 8. Juni 2011 abgeschalteten Portals Kino.to des inzwischen verurteilten Fußbodenlegers Dirk Bottek aus der Richard-Wagner-Straße in Leipzig und mit Villa in Calvia auf Mallorca weiterhin online.

Auf der Flucht und möglicherweise bewaffnet: KinoX.to-Boss Kreshnik Selimi (22) aus Pansdorf in Schleswig-Holstein © Polizei Sachsen
Auf der Flucht und möglicherweise bewaffnet: KinoX.to-Boss Kreshnik Selimi (22) aus Pansdorf in Schleswig-Holstein © Polizei Sachsen

Das kommt daher, dass die Bosse von KinoX.to, die Brüder Kreshnik Selimi (22, geboren in Stavragarden Schweden) und Kastriot Selimi (26, geboren in Gjilan im Kosovo) aus Pansdorf in Schleswig-Holstein vor der Razzia am 1. Juli 2014 durch das Landeskriminalamt Sachsen untergetaucht waren und alle Zugangsdaten und Passwörter zu KinoX.to geändert und mitgenommen hatten.

Nur drei Tage nach dem Abschalten der Vorgängerseite Kino.to ging KinoX.to am 11. Juni 2011 dank eines von Arvit O. gemachten Klons wieder online.

Wie der Finanznachrichtendienst GoMoPa.net berichtete verhöhnte die Piratenseite KinoX.to in einem Youtube-Video die Filmrechteinhaber und Antipiraten-Bekämpfer: „Liebe GVU, Filmindustrie und Staat, denkt Ihr wirklich, Ihr könnt uns stoppen, nur weil Ihr haufenweise Geld habt? … Wir wollen Euch nicht … Alles, was wir wollen, ist Freiheit und das für JEDEN.“

Eine Freiheit zum Rauben?

Laut Landeskriminalamt Sachsen stehen die Brüder KASTRIOT und KRESHNIK Selimi m dringenden Tatverdacht, als Gründer und Rädelsführer einer kriminellen Vereinigung im Zusammenhang mit dem Betreiben des Raubkopienportals kinoX.to spätestens seit dem 21. Juni 2011 und ihrer Filehoster freakshare.com und bitshare.com bereits seit spätestens 2009 Straftaten, wie Räuberische Erpressung, Nötigung, Brandstiftung, Urheberrechtsverletzung und Steuerhinterziehung, begangen zu haben.

Auf der Flucht und möglicherweise bewaffnet: KinoX.to-Boss Kastriot Selimi (26) aus Pansdorf in Schleswig-Holstein © Polizei Sachsen
Auf der Flucht und möglicherweise bewaffnet: KinoX.to-Boss Kastriot Selimi (26) aus Pansdorf in Schleswig-Holstein © Polizei Sachsen

Sie stehen laut LKA Sachsen auch im dringenden Tatverdacht, mit Unterstützung weiterer Beschuldigter gleichfalls das internationale Raubkopienportal movie4k.to, die weiteren deutschen Warez-Szenen- und Raubkopienportale mygully.com und boerse.sx sowie die auf die Raubkopienspeicherung spezialisierten Filehoster stream4k.to und shared.sx zu betreiben.

LKA Sachsen warnt:

 

Zitat:

Die genannten Tatverdächtigen werden mit internationalem Haftbefehl gesucht und als gewaltbereit eingestuft. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie im Besitz von Schusswaffen sind.

Die Polizei fragt:

Wer hat Kreshnik und Kastriot SELIMI seit dem 1. Juli 2014 gesehen?

Wer kann Hinweise zum gegenwärtigen Aufenthaltsort der Gesuchten geben?

Hinweise (auch vertraulich) richten Sie bitte an das Landeskriminalamt Sachsen, Neuländer Straße 60, 01129 Dresden, Telefon: +49 (0)351 855-100 oder jede andere Polizeidienststelle.

Der nun verurteilte Technik-Chef Arvit O., der schon im zarten Alter von vier Jahren seinen ersten PC erhalten haben will, hatte im Prozess ausgesagt, ihm sei es als Computer-Interessiertem bei kino.to und kinoX.to lediglich darum gegangen, „mal an einem großen System“ zu arbeiten und technischen Fortschritt zu generieren; Geld habe bei ihm nie im Vordergrund gestanden. Auf seinen von Dirk Bottek. gezahlten Lohn aus kino.to-Zeiten muss er nun allerdings trotzdem verzichten: Das Gericht ordnete den Verfall und damit die Einziehung der an ihn gezahlten 20.000 Euro zugunsten der Staatskasse an, ebenso zog sie seine Computer-Hardware ein.

Über die weiterhin mit Haftbefehl gesuchten und abgetauchten Brüder Kreshnik und Kastriot Selimi, die als aktuelle Seiten-Betreiber gelten, wollte sich O. im Prozess nicht äußern. Eine namentlich nicht benannte „weitere Person“ habe sich im Laufe der Zeit in sein Projekt kinoX.to hineingedrängt und die Kontrolle übernommen. Mit dieser anonymen Person, die im Laufe der Zeit zunehmend dominant aufgetreten sei, habe er aber irgendwann gebrochen. Offenbar regiert Angst vor dieser Person sein Schweigen vor Gericht. Auf ähnliche Weise hatte Dirk Bottek sein Erscheinen als Zeuge vor Gericht verweigert.

2011 lieferten Aussteiger der Polizei Insiderwissen.

Bei den Aussteigern handelt es sich um das ostfriesische Ehepaar Bernd und Karin N., die als so genannte Freischalter gearbeitet haben. Ihre Aufgabe war es, funktionierende Links zu den illegalen Filmkopien zu finden und auf Kino.to zur Verfügung zu stellen. Bernd und Karin N. machten ihren Job offenbar gut, sollen zuletzt bis zu 1.000 Links pro Tag für Kino.to-Chef Dirk Bottek freigeschaltet haben.

Während allerdings Bottek von September 2007 bis 8. Juni 2011 insgesamt 6,6 Millionen Euro an Werbeeinnahmen von Online-Casinos und Pornoseitenanbietern und durch den Verkauf von Premium-Abos (Filme ohne Werbeeinspielungen) verdiente, wurden die Freischalter mit ein paar Tausendern abgespeist. Darüber sei es im Herbst 2010 zu einem Streit gekommen, das Ehepaar stieg aus und offenbarte sich der GVU, Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. aus Berlin Moabit, die daraufhin am 28. April 2011 Strafanzeige gegen die Kino.to-Macher stellte.

O. verließ den Gerichtssaal am gestrigen Montagnachmittag bis zum Antritt seiner Strafhaft als vorläufig freier Mann: Der gegen ihn bestehende Haftbefehl, auf dessen Grundlage er jetzt 14 Monate lang in Untersuchungshaft saß, wurde unter strengen Meldeauflagen außer Kraft gesetzt.

Hierzu der scheidende GVU-Chef, Dr. Matthias Leonardy: „Der erfolgreiche Abschluss dieses Verfahrens durch Strafurteil zeigt einmal mehr, dass sich der Einsatz von Beharrlichkeit und Knowhow, die für eine fundierte Ermittlungsarbeit gegen Urheberrechts-Internetkriminelle unablässlich ist, durchaus auszahlt. Hier haben die Ermittlungsbehörden einmal mehr hervorragende Arbeit geleistet, die die Rechteinhaber durch die GVU weiter unterstützen werden, wo immer sie können.“

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1 KOMMENTAR

  1. Komische Seite, lebt durch Werbung, meistens Blödsinn … Kinox.to.

    Guter Beitrag jedenfalls wollte ich schon immer mal wissen wie es im Hintergrund da abläuft.

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