Konnopke’s Imbiß wird heute 85: 1. Ost-Currywurst mit eigenem Ketchup (gab ja keinen)

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Der Ketchup aus eigener Herstellung macht den Unterschied bei Konnopkes' Imbiß in der Schönhauser Allee 44 b unter der U2. Heute wird Konnopke's Imbiß 85. Die beiden Chefinnen Dagmar Konnopke und Mutter Waltraud Ziervogel , geborene Konnopke, haben dazu ein Buch veröffentlicht: "Konnopke’s Imbiß Das Original in Berlin seit 1930"
Der Ketchup aus eigener Herstellung macht den Unterschied bei Konnopkes‘ Imbiß in der Schönhauser Allee 44 b unter der U2 in Prenzlauer Berg. Heute wird Konnopke’s Imbiß 85. Leider ist heute Ruhetag. Die beiden Chefinnen Dagmar Konnopke und Mutter Waltraud Ziervogel , geborene Konnopke, haben dazu ein Buch veröffentlicht: „Konnopke’s Imbiß
Das Original in Berlin seit 1930″

Konnopke’s Currywurst Imbiß gehört zu Berlin wie die U2-Hochbahn, unter der die Imbiß-Bude in der Schönhauser Allee Ecke Eberswalder Straße in Prenzlauer Berg steht. Morgen feiert der Familienbetrieb in vierter Generation seinen 85. Fimengeburtstag, obwohl der eigentliche Geburtstag ja heute ist.

Denn Max Konnopke war 29 Jahre jung, als er im Jahre 1930 von Cottbus nach Berlin kam und am 4. Oktober 1930 seine 20jährige Charlotte heiratete und am selben Tag beschloß, Wurstmaxe zu werden. Sie gründeten am Hochzeitstag gleich noch ihren Zwei-Mann-Betrieb Konnopke’s Imbiß.

Da dieser denkwürdige Tag heute auf einen Sonntag fällt, kann der Betrieb erst morgen öffentlich feiern. Denn Sonntag hat Konnopke’s Imbiß Ruhetag. Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Freitag von 9 bis 20 Uhr und Samstag ab 11.30 bis 20 Uhr.

Den Ruhetag gab es anfangs noch nicht: Die Gründer Max und Charlotte verkauften ab dem 4. Oktober 1930 sieben Tage die Woche von sieben Uhr abends bis fünf Uhr morgens Bockwürste, Knacker, Wiener und Krakauer im Prenzlauer Berg. Max stand an der belebten Ecke Schönhauser Allee/Danziger Straße (heute Eberswalder Straße); Charlotte versorgte Hungrige an der Ecke Schönhauser Allee/Stargarder Straße. Klapptisch, Schirm und Wurstkessel. Mehr brauchte man nicht.

Bald hatte Max ein Motorrad, mit dem er weitere Ecken anfuhr. Und Charlotte zog mit ihrem Kessel auch noch über die Baustellen der Stadt.

Als das Fleisch knapp wurde und nach Kriegsbeginn (Überfall auf Polen am 1. September 1939) nur auf Marken zu haben ist, verkauften sie eben Kartoffelpuffer. Und 1960 brachte Max den Ostberlinern die erste Currywurst im russisch besetzten Teil auf den Teller. Wer in Ostberlin eine Currywurst essen wollte, ging zu Konnopke’s.

Was Max mit einem um den Hals gehängten Wurstkessel begann – an seiner Seite seine Frau Charlotte –, ist mittlerweile eine Berliner Attraktion.

Waltraud Ziervogel (79), die Tochter des 1986 verstorbenen Gründers Max Konnopke, und Waltrauds Tochter Dagmar Konnopke (49) haben dazu im Oktober 2015 eine Familienchronik im Berlin Story Verlag herausgegeben: „Konnopke’s Imbiß. Das Original in Berlin seit 1930“. Das Buch hat 120 Seiten, kostet 16,95 Euro und „darf ausnahmsweise auch beim Essen gelesen werden“, so die beiden Wurstverkäuferinnen.

Das Motto der Konnopkes lautet: Aus der Familie muss immer einer im Laden sein, weshalb es keine weiteren Filialen in der Stadt gibt. Bis auf eine kleine Ausnahme.

Dagmars Halb-Bruder Mario Ziervogel hat vor ein paar Jahren seinen eigenen Imbiss (Ziervogel’s Kult-Curry) „nur 800 Meter entfernt“ am Senefelder Platz eröffnet. Es gab Streit, der ging vor Gericht, die Wogen haben sich inzwischen geglättet, die gastronomische Konkurrenz ist eh stark in diesem Teil von Prenzlauer Berg.

Konnopkes Ketchup ist ein Familienrezept und aus der Not herausgeboren.

1960, die Mauer sollte noch ein Jahr offen sein, entdeckte Max Konnopke im Westteil der Stadt eine neue Art der Wurstherstellung: Bratwurst ohne Darm.

Er wollte das Produkt kopieren, experimentierte mit einem Fleischermeister aus Weißensee. Sie spritzten das Brät durch einen Schlauch in einen Eimer mit Eiswasser, darin bildete sich eine lange Schlange Wurst: Zusammen mit der bis heute nach einem „Geheimrezept“ selbst hergestellten Sauce war das die Geburtsstunde der Currywurst bei Konnopke.

Mit einem Kiosk, den Max Konnopke selbst entwirft, ersetzt er im selben Jahr die Wagen in der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg und in der Berliner Allee/Ecke Mahlerstraße in Weißensee. Der Kiosk hat Strom- und Wasseranschluss, wird mit Propangas betrieben, und er steht fest. Sogar eine Kühltruhe gibt’s. Er ist rundum verglast. Schon morgens um halb fünf lockt das Licht hinter den Fenstern die Nachtschwärmer vom Prenzlauer Berg, Handwerker aus den umliegenden Gewerben und Schichtarbeiter zum Kiosk am „Boulevard des Nordens“. Bald stehen sie in langen Schlangen an für eine Currywurst. Da ist was los. Das spricht sich schnell rum. (Foto: Konnopke-imbiss.de)
Mit einem Kiosk, den Max Konnopke selbst entwarf, ersetzte er 1960 seine Wagen in der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg und in der Berliner Allee/Ecke Mahlerstraße in Weißensee. Der Kiosk hatte Strom- und Wasseranschluss, wurde mit Propangas betrieben, und er stand fest. Sogar eine Kühltruhe gab es. Er war rundum verglast.
Schon morgens um halb fünf lockte das Licht hinter den Fenstern die Nachtschwärmer vom Prenzlauer Berg, Handwerker aus den umliegenden Gewerben und Schichtarbeiter zum Kiosk am „Boulevard des Nordens“. Bald stanen sie dann in langen Schlangen an für eine Currywurst. (Foto: Konnopke-imbiss.de)

Denn als Konnopke 1960 die erste Currywurst in Ostberlin anbot, gab es keinen Ketchup zu kaufen. Den mussten die Konnopkes selbst kreiieren. Das gelang ihnen so gut, dass das Curry plus Ketchup und damit ihre Currywurst zu einer inzwischen gesamtberliner Legende wurde.

Heute gibt es die Speisekarte auch auf Englisch. Weil Konnopke’s in Reiseführern als Kultimbiss bezeichnet wurde, kommen viele Touristen. Auch eine vegane Wurst wird angeboten. 15 Angestellte arbeiten hier neben den beiden Chefinnen.

Dagmar hat eine Tochter. Linda Konnopke (22). Sie verkörpert die vierte Generation. Sie hat Abitur gemacht und eine Lehre als Hotelfachfrau absolviert. Jetzt studiert Linda Konnopke Marketing. Dagmar Konnopke hätte nichts dagegen, wenn die Tochter irgendwann in den Betrieb einsteigen würde.

Berlin Journal wünscht dem Familienbetrieb alles Gute zum Geburtstag!

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